Auf SWR2 ist für morgen zwischen 19:20 und 20:00 ein Feature zur Bevölkerungsveränderung in Prenzlauer Berg angekündigt: Kinderwahn in Prenzlauer Berg. Im Ankündigungstext heisst es:
Im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg haben die Babys die Herrschaft übernommen. Das Berliner Künstlerduo Serotonin klärt nicht nur über die neue schöne Kinderwelt auf, sondern verrät, was zu tun ist, um in die Prenzlbergszene zu passen.
Update: Kinderwahn in Prenzlauer Berg (Audio-Mitschnitt zum hören)
Unsere Expedition führt uns heute in die fernen Welten vor der Haustür – na ja, fast. Wir wagen uns in den Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. Der ist anders als alle anderen Berliner Bezirke. Denn dort haben die Babys die Herrschaft übernommen. Deren erstes Wort lautet nicht mehr „Mama“, sondern „Bugaboo“ – und dabei handelt es sich nicht um einen unartikulierten Blubberlaut, wie manche Provinzler vielleicht meinen. – Das Berliner Künstlerduo Serotonin klärt Sie nicht nur über die neue schöne Kinderwelt auf, sondern sagt Ihnen auch, was Sie machen können, wenn Sie noch nicht in die Prenzlbergszene passen.
Spannend, was aus solchen Kindern wohl später für Erwachsene werden. Auf der einen Seite ist ihr Umfeld ja durch Kreativität, Vielfalt und Offenheit geprägt. Auf der anderen Seite dann aber dieses Hip-Sein-um-jeden-Preis: der coole Kinderwagen aus den 50ern, der esoterisch angehauchte Kindergarten, der altdeutsch-indische Doppelname (Henriette-Jayashree, sic!).
Bei all der aufgezwungenen Coolness kommen die armen Krümel gar nicht dazu, einfach nur Kind zu sein.
Finde es sehr schade, wenn Kinder in die Gentrification-Diskussion einbezogen werden. Es wird dabei eine peinliche und unwürdige Stil-Debatte geführt. Jeder soll sein Kind doch so nennen, wie er will. Außerdem gerät man in den Verdacht kinderfeindlich zu sein.
Ist es nicht viel wichtiger das jeder in den gefährdeten Stadtteilen wie St.Pauli, Prenzlauer Berg usw, es darum geht das durch die Akzeptanz hoher Mieten sehr reiche Familien Arme und eingesessene Anwohner und Familien verdrängen?
IMHO geraten die Kinder gerade erst durch das Handeln der eigenen Eltern in den Fokus der Soziologen. Wer sein Kind zum Accessoire macht, macht es dadurch selbst zum Teil der Diskussion.
Du hast aber völlig Recht: die Analyse dieses Phänomens ist eigentlich kein Teil der Gentrification-Debatte, sondern gehört eher in eine andere Kategorie (vermutlich generation studies?).
Hallo Sebastian und glamorama.blog,
vielen Dank für die Kommentare zu dem Blogbeitrag. Ich glaube, dass die Einbeziehung von Familien- und Haushaltsformen mit Kindern den Blick auf Gentrificationprpozesse erweitert und mit den früheren Stereotypen von Yuppies und DINKS aufräumt. Robson und Butler haben für London sehr schön gezeigt, dass es gerade die Kindererziehungseinrichtungen und Schulen sind, in denen die Konstitution von Mittelklasse-Communities erfolgt.
http://us.macmillan.com/londoncalling
@ glamorama.blog Den Aspekt der Funktionalisirung von Kindern in die habituellen Praktiken hatte ich noch gar nicht im Auge. danke für den interessanten Gedanken.
In einer lesenswerten Diplomarbeit an der HU von Sandra Bernien zum Thema gab es die Einschätzung, Prenzlauer Berg sei nicht kinder- aber elternfreundlich, um die zunehemnde Attraktivität für Familien mit Kindern zu erklären.
https://zope.sowi.hu-berlin.de/lehrbereiche/stadtsoz/abschlussarbeiten/Diplomarbeit_SBernien.pdf
Die SWR2-Reportage zum „Kinderwahn in Prenzlauer Berg“ gibt es jetzt auch als Mitschnitt zum anhören:
http://www.swr.de/swr2/programm/-/id=661104/did=5101206/pv=mplayer/vv=popup/nid=661104/gi0kpq/index.html