Zweierlei Krisenfolgen

Auf den Webseiten vom Mieterforum Ruhr gibt es einen sehr informativen Beitrag von Knut Unger zu den Auswirkungen der Finanzkrise auf die privatisierten Wohnungsbestände: „Absturz der Wohnungs-Heuschrecken“

Insbesondere institutionelle Anleger und Finanzinvestoren hatten in den vergangenen Jahren hunderttausende kommunale und landeseigene Wohnungen erworben. Im Zuge der Finanzkrise gibt es nun die ersten Pleiten (Level One, 24.000 Wohnungen), Insolvenzen (Babcock & Brown, 45.000 Wohnungen) und Liquiditätsengpässen (Vivacon, 50.000 Wohnungen). Aber  eben auch weitere Verkäufe und Umwandlungen in Eigentumswohnungen.

Auch die Deutsche Annington – mit über 220.000 Wohnungen der größte Wohnungsanbieter in Deutschland – schreibt keine schwarzen Zahlen mehr. Das Geschäftbericht 2008 weist einen Verlust von 258 Mio. Euro Rationalisierungen, Beschäftigtenabbau und Kürzung der Instandhaltungsausgaben sind die Folge. Auswirkungen hat die Finanzkrise aber auch auf die Weiterverkäufe und Umwandlungen in Eigentumswohnungen.

Entscheidend zu diesem Ergebnis beigetragen hat eine drastische Neubewertung des Bestandes an für die Vermietung vorgesehenen Immobilien. Dazu hat nach Darstellung der DAIG vor allem die Umbuchung von Wohnungen aus dem bisherigen Verkaufsportfolio in das Vermietungsportfolio beigetragen. Der Verlust ist nach diesen Informationen zu einem erheblichen Teil auf frühere Überschätzungen der Verkaufspotentiale zurückzuführen. Die Anzahl der im Jahr 2008 veräußerten Wohnungen wurde erneut reduziert. Wurden im Jahr 2006 noch 7.601 Wohnungen verkauft, waren es 2007 nur noch 3.945 und 2008 kam es zu „lediglich“ 2.542 Verkäufen, davon waren 1.417 Privatisierungen.

Dennoch will die Deutsche Annington weiter an der Strategie der ’selektiven Verkäufe‘ festhalten.

Wenn verkauft wird, soll es sich auch lohnen. Eine Devise, die in der Tat für eine Geduld spricht, die man noch vor wenigen Jahren kaum vorfinden konnte bei renditeorientierten Wohnungsunternehmen. Aber das war gestern. Heute gilt bei der DAIG: „Das Marktumfeld bestimmt das Privatisierungspotential“.

Für die meisten Wohnungsbestände der Deutschen Annington sollte sich dieses Marktumfeld als nicht sonderlich verkaufsfördernd darstellen. Umwandlungen in Eigentumswohnungen erfolgen nur dort, wo Erwerber/innen bereit sind auch höhrer Preise zu zahlen. In der Regel wird sich ein solches Marktumfeld in den Aufwertungsgebieten finden. Denn anders als zu den Zeiten der umfangreichen Privatisierungen können heutzutage keine Rabattpreise mehr Angeboten werden, so dass preiswerte Wohnungen kaum noch auf den Verkaufslisten stehen.

Die Krise verstärkt also die Privatisierungsfolgen einer polarisierten Stadtentwicklung. Desinvestition und Instandsetzungsstau auf der einen, Aufwertung und Umwandlung auf der anderen Seite.

Ein Gedanke zu „Zweierlei Krisenfolgen

  1. Hi AH,

    Hmmm… Wäre es nicht „wünschenswert“ (gem. Deiner Theorie der Vorteile günstiger Wohnungen im Staatseigentum) wenn der Staat diese Situation ausnutzt um die ehemals landeseigenen Wohnungen zurückkauft ?

    Das würde ja gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: zum einen würden die Unternehmen mit all ihren Arbeitsplätzen gerettet und zum anderen bekäme der Staat preisgünstige Wohnungen… 😉

    Warum trauen sich die Länder da wohl nicht ran?

    viele neugierige Grüße,

    Andreas

    PS: habe gerade gelesen, dass es einen Wurm gibt der WordPress Blogs angreift. Ich empfehle Dir, mal vorsorglich nachzuschauen:
    http://wordpress.org/development/2009/09/keep-wordpress-secure/

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