Berliner Aufwertungsserie

Die Wochenzeitung Jungle World startete vor einigen Wochen eine Artikelserie „über die Gentrification in der Hauptstadt“. Bisher erschienen sind lesenswerte Beiträge zu Aufwertungsprozessen, in Neukölln, Kreuzberg und Prenzlauer Berg.

Im Artikel Die Avantgarde der Sanierung kritisiert Jörg Sundermeier die Neuhinzugezogenen in Nordneukölln, die „im Namen der Arbeiter­familien, die vorher in ihren Wohnungen wohn­ten“ das Wohngebiet gegen die Gentrification verteidigen und auf jene schimpfen, die nachziehen.

Passend dazu gibt es ein Interview mit Maria Richarz von der Zwischennutzungsagentur, die für die massive Ansiedlung von Designerläden, Künstlerateliers und andere kreative Nutzungen in Nordneukölln verantwortlich ist: „Wir wirken nicht gentrifizierend“.

Martina Mescher beschreibt in ihrem Beitrag Prenzlauer Berg als Der Uns-geht-es-so-gut-Bezirk. Im Text werden die gängigen Klischees des Aufwertungsbezirkes mit einem Schuss Bitterkeit serviert:

Der Stadtteil wirkt wie ein kleines migrationsfeindliches Biotop der gehobenen Mittelschicht, eine geschlossene Gesellschaft, die sich nach unten durch den qm-Preis der Wohnflächen hermetisch abriegelt. Aber vielleicht ist die Fallhöhe zwischen denen, die drinnen sind, und denen, die während dieser gigantischen Sanierung verdrängt wurden, nicht so groß, wie es scheint, und vielleicht produziert genau das diesen Eindruck des Künstlichen, diese ständige Selbstkontrolle, die Diktatur des »guten Geschmacks« und das nervöse Abchecken der Anderen. Irgendwie wird da immer zu laut gerufen »Uns geht es sooo gut«.

Auch das „Luxus-Townhouse-Projekt Marthashof“ bekommt sein Fett weg:

Geplant ist ein Wohnen der Extraklasse, für die richtig Reichen, das weit über dem kiezüblichen Standard liegt. Die Proteste der Anwohner klingen wie der Versuch einer Abschottung nach oben. Gentrifizierungsexperten bezeichnen das Bauvorhaben als dritte Welle der Verdrängung. Der Kampf um erträgliche Mieten scheint also auch im Prenzlauer Berg noch nicht vorbei.

Auch hier im gentrificationblog gibt es mehr Informationen zum Marthashof, ähnlichen Bauprojekten und zur „dritten Welle der Verdrängung„.

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