David Ley einer der etabliertesten Gentrificationforscher in Kanada hat kürzlich den 50. Jahrestag der Gentrificationforschung eingeleutet. Auf einer Vorlesung präsentierte er bisher unveröffentlichte Manuskripte von Ruth Glass, die als die Urheberin des Gentrificationbegriffs gilt. Nicht erst 1964 in ihrer Untersuchung zu den Veränderungen in London Islington, sondern schon 5 Jahre zuvor soll sie den Begriff für die von ihre beobachteten Verdrängungsprozesse benutzt haben.
Doch die Zusammenfassung der Vorlesung „Are there limits to gentrification? Evidence from Vancouver“ bietet mehr als eine wissenschaftshistorische Randnotiz. Über die Gentrification in kanadischen Städten parlierend, ging David Ley auch auf die aktuellen Aufwertungsbefürchtungen in Vancouver (Downtown East) ein:
Bereits vor dreißig Jahren waren viele Voraussetzungen für eine Aufwertung gegeben: historische Bausubstanz, Nähe zum Wasser und baumgesäumte Straßen. Eigentlich ist also der komplette stadtplanerische Kriterienkatalog für eine Gentrification erfüllt, trotzdem zähle das Gebiet heute immer noch zu den ärmsten in ganz Kanada. Auf die Frage, wie denn die Nachbarschaft der Aufwertung solange widerstehen konnte, hat David Ley zunächst eine kurze Antwort parat:
A complex local sense of place which is unfriendly to gentrification.
Diese Unfreundlichkeit des Gebietes bestehe aus infrastukturellen, sozialen und politischen Deattraktivitätsfaktoren. So sei etwa eine nahgelegenen Abdeckerei – also eine Fabrik zur Tierkadaververwertung – ebenso wenig förderlich für eine nachhaltige soziale Aufwertung gewesen, wie die herausfordernden Straßenkultur mit ihren unerwarteten Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum. Hinzu kam noch eine aufwertungsresistente Haltung der Lokalpolitik:
Local politics are highly tolerant of existing diversity and hostile to capitalism in general. For instance, when Starbucks opened on Commercial Drive, their windows were smashed repeatedly.
Na, so kann das ja auch nichts werden mit der Gentrification.
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