Auslaufmodell Sozialer Wohnungsbau?

Im Deutschlandfunk gab es heute im Morgenmagazin Länderzeit eine Diskussionsrunde zum Thema: Auslaufmodell Sozialer Wohnungsbau: Wird preiswerter Wohnraum immer mehr zur Mangelware?

Gesprächsteilnehmer: Horst Schneider, Oberbürgermeister der Stadt Offenbach; Dr. Rudolf Ridinger, Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft; Dr. Andrej Holm, Stadtsoziologe, Universität Frankfurt am Main; Joachim Barloschky, Amt für Soziale Dienste Bremen

Für alle, die die Diskussion verpasst haben, gibt es hier einen Mitschnitt der etwa einstündige Sendung. Die Rollen der Diskussionsteilnehmer waren relativ klar vorbestimmt und wurden weitgehend ausgefüllt:

Horst Schneider, Oberbürgermeister von Offenbach erklärte warum Wohnungssuchende in Offenbach preiswerte Wohnungen finden, auch wenn  keine Neubauprojekte im Soziale Wohnungsbau geplant. Soziale Wohnungspolitik sei wichtig und gewünscht, gefordert seien aber vor allem die Länder, der Bund und die Wohnungswirtschaft.

Joachim Barloschky, Quartiersmanager in Bremen Tenever beschrieb anschaulich die Segregationseffekte des früheren Sozialen Wohnungsbaus und warnte eindringlich vor weiteren Wohnungsprivatisierungen.

Dr. Rudolf Ridinger, Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft vertrat konsequent seine Verbandsinteressen und forderte eine Ende der bisherigen Förderpraxis (Sozialer Wohnungsbau nicht mehr zeitgemäß) und einen Ausbau der Subjektförderung (z.B. Wohngeldregelungen). Hauptproblem der Stadtentwicklung sei das zu geringe Neubauniveau. Deshalb müsse der Staat Anreize für den Wohnungsbau setzen und dürfe Investitionen keinesfalls durch Auflagen und gesetzliche verankerte soziale Verpflichtungen gefährden. Gäbe es dann erst wieder genügend neue Wohnungen, würden sich auch die Wohnungspreise deutlich entspannen… Am Rande stellte Dr. Ridinger eine vom Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft beauftragten Studie „Neue Soziale Fragen des Wohnens“ vor. Haupthese darin: die Wohnungswirtschaft steht vor vielen neuen Herausforderungen (demographischer Wandel, neue Wohnbedürfnisse, ökologische Notwendigkeiten, Integrationsherausforderungen  etc.) und insbesondere die Potentiale des Sozialmanagements gelte es zu entwickeln.

Dr. Andrej Holm, Universität Frankfurt, mir blieb die Forderung nach mehr staatlichen Eingriffen in den Wohnungsmarkt zu vertreten und für einen Neuen Sozialen Wohnungsbau zu werben. Ein längst überfälliger Ausstieg aus der bisherigen Förderlogik, die letztlich soziale Bindungen nur für den Förderzeitraum sicherte, darf nicht das Ende einer Wohnungsbauförderung bedeuten. Der österreichische Wohnungswissenschaftler Christian Donner bzeichnete das deutsche System des Sozialen Wohnungsbaus als „Soziale Zwischennutzung“ – eine Neuer Sozialer Wohnungsbau sollte auf den Aufbau von dauerhaft marktfernen Wohungsbeständen zielen.

Einer der telefonisch zugeschalteten Hörer unterbreitete den interessanten Vorschlag zur Sicherung einer sozialen Wohnungsversorgung Neubauprojekte künftig nur mit der Auflage zur Errichtung einer festzulegenden Quote preiswerter Wohnungen  zu genehmigen.

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