Berlin: 1. Mai, Gentrification und Panikmache

Seit ein paar Tagen überschlagen sich die Berliner Tageszeitungen mit Vorberichten zum 1. Mai und schreiben die Randale herbei. Insbesondere der Tagesspiegel tut sich dabei mit wilden Spekulationen und vorgeblichen Insiderberichten hervor: Polizei steht schwierigster 1. Mai seit Jahren bevor, Autonome in Berlin: Militante Managerschule.

Aber auch die anderen Zeitungen stehen dem in nur wenig nach. Berliner Morgenpost: Randal-Gefahr, BZ: Randale-Angst… Auch im Politmagazin Kontraste gibt es einen Hntergrundbeitrag zum Thema: Brandanschläge in Berlin – auf Spurensuche in der linken Hauptstadtszene (Video)

In Berlin ist es beinahe schon Normalität, dass nachts Autos brennen. Mehr als 300 Fahrzeuge waren es in den letzten drei Jahren. Die Polizei steht dem Phänomen hilflos gegenüber und vermutet radikale Linke dahinter. Vor dem mit Bangen erwarteten 1. Mai begab sich Kontraste auf Spurensuche in der harten linken Szene der Hauptstadt.

Sollte es am 1. Mai tatsächlich gewalttätigen Auseinanandersetzungen geben, dann weiss auch die internationale Berichterstattung, warum es dazu gekommen sein wird. Bei Reuters kursiert seit dem 30. April die folgende Meldung:

The economic crisis, which has sent unemployment soaring and raised public ire over a growing disparity in wages, along with simmering anger over „gentrification“ in some low-rent districts have raised police worries about this year’s May Day.

Da passen die folgenden Meldungen sicherlich gut ins Bild. Berliner Zeitung: Erneut Autos angezündet:

Erneut haben Unbekannte in Berlin Autos angezündet. In der Nacht zu Donnerstag wurden in der Berolinastraße im Bezirk Mitte vier Autos in Brand gesetzt, wie die Polizei mitteilte. (…) Die zum Teil luxuriösen Fahrzeuge wurden im Frontbereich geschädigt

Auf den Seiten von Immobilien-News gibt es eine ähnliche Schlagzeile: Anschläge auf exklusive Wohnprojekte in Berlin. Im Text heisst es:

Gehobenere Wohnbauprojekte sind in Berlins Szenekiezen Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg offenbar nicht willkommen: Immer wieder werden die Baustellen Opfer von Anschlägen.Zuletzt brannte es in der Tiefgarage des „Palais Kolle Belle“, einem exklusiven Wohnprojekt inmitten des Szenekiezes Prenzlauer Berg. Vier Staffeln der Feuerwehr mussten ausrücken, um die brennenden Baumaterialen zu löschen. Da die Baustelle am Kollwitzplatz wohl nicht das Opfer einer spontanen Selbstentzündung wurde, geht die Polizei von Brandstiftung aus.

Das Politmagazin Kontraste begab sich wegen der Brandanschläge in der heutigen Ausgabe sogar auf die „Spurensuche in die Hauptstadtszene„. Auch in diesem Beitrag wird eine direkte Verbindung zwischen der Gewalt und Gentrificationprozessen vermutet:

Doch wer zündet die Autos an? Gesicherte Erkenntnisse gibt es nicht – zumindest bei einigen Anschlägen aber klare Hinweise auf Linksextremisten. (…) Einige Begründungen – Kampf gegen den Kapitalismus, Kampf gegen den Staat – gab es in der Linken schon immer. Doch es gibt auch eine neue Begründung: der Kampf gegen „Stadtteilveredelung“. Brandanschläge auf „Nobelkarossen“ werden gerechtfertigt als angeblich notwendiges Mittel gegen die sogenannte „Gentrifizierung“.

Na dann hoffe ich mal, dass es nicht wieder an unserer Tür hämmert, wenn die Polizei nicht mehr weiter weiss…

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