Für alle, die Aufwertung und Verdrängung schon immer für ein Verbrechen hielten, gibt es jetzt eine Bestätigung. In der taz gab es in der vorigen Woche einen Bericht zur Verhaftung des ersten Mieters im Kreuzberger Luxuswohnprojekt Carlofts. Unter der Rubrik „was macht eigentlich…“ ist zu lesen, dass die Eigentümer des Carlofts „Den ersten Mieter an den Knast Moabit verlieren„:
Der 24-jährige Österreicher hatte bereits provisorisch eine der Schickimicki-Wohnungen bezogen, in denen man per Fahrstuhl auch die eigene Limousine mit auf den Balkon nehmen kann. Nun ist Hannes T. sein teures Appartment schon wieder los: Er wurde wegen Betrugsverdachts festgenommen, seine Wohnung am Montag geräumt. Der Neu-Kreuzberger hatte im ganz großen Stil bei Möbelhäusern Bestellungen getätigt, ohne diese jedoch zu bezahlen. Kistenweise trug die Polizei beschlagnahmtes Interieur aus seiner „Carloft“, um mögliches Diebesgut sicherzustellen. Dass ihn die Polizei jetzt festnahm, hat sich der Österreicher selbst eingebrockt: Vor einer Woche wollte er in seiner neuen Bude eine Party feiern und bat die Ordnungshüter, die Luxusherberge und Autos seiner Gäste zu schützen. Hatte er doch vernommen, dass sich die „Carlofts“ zum neuen Lieblingsfeindobjekt der autonomen Szene entwickelt hätten. Die Anfrage wurde zum Bumerang: Bei der Überprüfung der Personalien stellte die Polizei fest, dass gegen Hannes T. ein Haftbefehl vorlag. Sie verfrachtete den 24-Jährigen prompt in die JVA Moabit.
Bereits in der Vergangenheit hatte es immer wieder Proteste gegen den Luxusbau gegen. Dass über den Umweg einer polizeilichen Maßnahme nun auch das Vermietungsgeschäft in Stocken gerät, ist eine zumindest ungewöhliche Pointe. Der Geschäftsführer des Carloft Johannes Kauka blickt nach Informationen der taz dennoch optimistisch in die Zukunft. Immerhin sieben der zwölf Appartments seine bereits vermietet oder verkauft. Die taz jedoch bleibt skeptisch:
„In den nächsten Wochen werde er die kaputten Scheiben austauschen und Farbbeutelflecken entfernen. Dann würden die ersten Bewohner einziehen. Wenn diesmal alles glattläuft.“