Seit einigen Monaten ist rund um den Kollwitzplatz in Berlin Prenzlauer Berg ein skuriler Streit zu beobachten: Krisengebiet Kollwitzplatz. Nein, nicht dass es um die knapp 80 Prozent Altbewohner/innen ginge, die seit Beginn der Sanierung ausgezogen sind und auch um die neuen Luxuswohnprojekte geht es diesmal nicht. Anlass der Aufregung ist die Verlegung des inzwischen auch touristisch beliebten Kollwitzplatzmarktes von der Wörtherstraßenseite des Platzes in die Knaackstraße.
Bei über 80 Ständen und etwa 5.000 Marktbesucher/innen pro Markttag mutet diese Verlagerung der Stände um die Ecke als das kleinere Übel an. Das sehen die direkten Anwohner/innen — unter ihnen auch solche Honoratioren wie Wolfgang Thierse – jedoch anders: der früh beginnende Lärm der Händler/innen und die Ausdauer der Marktbesucher/innen werden als «massive Lärmbelästigungen und immense Einbußen unserer Wohn- und Lebensqualität» (Berlin Online, 16.05.09) wahrgenommen.
Ohne den Initiator/innen der Anwohnerproteste am Kollwitzplatz zu Nahe treten zu wollen, sind doch etliche dabei, die bei den früheren Debatten um die Verdrängung von einkommensschächeren Haushalten aus dem Gebiet immer wieder mit der angeblichen ‚Natürlichkeit des städtischen Wandels‘ argumentierten. Jetzt wo sich die Entwicklungen der Nachbarschaften auch gegen ihre eigenen Interessen richten, erwacht auch bei ihnen die Protestneigung… Im amerikanischen gibt es einen Begriff dafür: NIMBY (Not In My BackYard).