Berlin: Weddinger Mieten auf Zehlendorfer Niveau

Die Berliner Morgenpost bestätigt in einem Beitrag der heutigen Ausgabe die Thesen einer allgemeine Mietsteigerungsdynamik in Berlin: Nirgendwo in Berlin steigen die Mieten so stark wie in Mitte.

Als neuer Schwerpunkt der Mietsteigerungen werden die alten Arbeiterquartiere Moabit und Wedding ausgemacht, die in der bisherigen Berichterstattung eher als „Soziale Brennpunkte“ und „Problemkieze“ herhalten mussten. Sichtbare Symptome der Veränderung werden in dem Beitrag zunächst an der sich verändernden Gewerbestruktur und verringerten Leerstandszahlen festgemacht.

Irgendwann in den vergangenen Monaten sind die Schilder „Wohnung zu vermieten“ verschwunden aus Fenstern und Hauseingängen im Soldiner Kiez. „Wenn wir hier rausmüssen, könnten wir uns kaum noch eine Wohnung in der Gegend leisten“, sagt Henrik Jakob. (…) Solche Galerien gibt es mittlerweile allein an der Freienwalder Straße ein halbes Dutzend. An Freitagen, wenn die neuen Schauen öffnen, drängen sich Trauben „angesagter“ junger Leute vor den Türen. Sogar eine illegale Kneipe hat im Kiez eröffnet. So hat es in Mitte auch angefangen in den 90er-Jahren.

Aber auch die Mieten steigen. Dass dabei ausgerechnet die landeseigene DEGEWO einen nicht unerheblichen Teil beiträgt ist aus der Perspektive des sozialen Versorgungsauftrages öffentlicher Wohnungsbaugesellschaften eigentlich ein Skandal – und eben kein Grund darauf Stolz zu sein.

Auch in den alten Arbeiterquartieren Wedding und Moabit hat der Druck auf den Wohnungsmarkt zugenommen. Selbst Single-Wohnungen sind hier kaum für unter 400 Euro zu haben. Frank Bielka, Chef der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Degewo, berichtet nicht ohne Stolz von einem Altbau im Brunnenviertel, das an Prenzlauer Berg und Mitte grenzt. Das Durchschnittseinkommen der Mieterschaft in diesem Degewo-Objekt habe inzwischen sehr gutes Zehlendorfer Niveau erreicht.

3 Gedanken zu „Berlin: Weddinger Mieten auf Zehlendorfer Niveau

  1. Hallo AH,

    hmmm… amüsant. Der Artikel in der Morgenpost enthält eine wunderbaren kleinen logischen Bruch.

    es stehen Aussage 1
    „Den Verweis aus der Wohnungswirtschaft, wonach die Mieten in Berlin im Vergleich zu anderen Städten noch immer sehr niedrig seien, wollen Mietervertreter nicht gelten lassen. In der Hauptstadt seien auch die Einkommen geringer.“

    und Aussage 2:
    „Das Durchschnittseinkommen der Mieterschaft in diesem Degewo-Objekt habe inzwischen sehr gutes Zehlendorfer Niveau erreicht.“

    im Widerspruch. Wenn die Mieten in Berlin so gering seien sollen wegen des niedrigen Einkommens, dann kann es ja nur als angemessen betrachtet werden, dass sie auch steigen wenn das Einkommen der Bewohner auch steigt.

    Das klingt so ein bisschen wie der Wunsch nach der eierlegenden Wollmilchsau. Die Mieten sollen nach unten an das Lohnniveau angepasst werden, aber bitte nicht beim Anstieg des Lohnniveaus mitsteigen.

    Als jemand der von Berlin nach Düsseldorf gezogen ist kann ich sagen, dass das Verhältnis von Miete zu Lohn in Berlin geradezu traumhaft ist und die Wehklagen der Berliner Mieterverbände Jammern auf hohem (oder besser niedrigem) Niveau sind. Und trotzdem kann ich mich an den seltsamen Blick eines Freundes erinnern als ich über mein Problem, eine Wohnung in Düsseldorf zu finden, klagte. Er wohnt in London.

    viele Grüße,

    Andreas

    • Lieber Andreas!
      Und? Werden Sie nun einen Blog in Düsseldorf gegen die hohen Mieten starten? Sie könnten darauf verweisen, dass in Berlin, immerhin der Hauptstadt!, die Mieten billiger sind als in D’dorf – und das eigentlich „irgendwie“ auch eine Lebensqualität ist. Vielleicht kommen die Düsseldorfer ja mit ihrer Hilfe noch auf den Trichter, dass der Medienhafen nicht in jedem Fall das Gelbe vom Ei ist.
      Grüße an den Rhein!

  2. Pingback: Brunnenstraße 183 geräumt – Hausprojekte kriminalisiert « Linienstraße 206 bleibt!

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