Berlin: Immobilienmarktanalyse von unten in Moabit

"Initiative - Wem gehört Moabit?"Kaum ein Innenstadtviertel in Berlin, in dem nicht über drohenden, bereits begonnene oder abgeschlossene Aufwertungsprozesse und Mietsteigerungen diskutiert wird. Oft müssen sich Kritiker/innen der Gentrification den Vorwurf einer ’nur gefühlten Verdrängung‘ gefallen lassen – fehlen doch oft konkrete Zahlen und Fakten für die Immobilienmarktdynamiken in einzelnen Quartieren.

In Moabit-Ost hat sich nun eine „Initiative – Wem gehört Moabit“ gegründet, die über eine Webseite zur Erfassung der Eigentümerstruktur in der Nachbarschaft aufruft.

Im Aufruf zu der Umfrage zur Erfassung der Eigentümerstruktur heisst es:

Wir beobachten seit einiger Zeit Veränderungen in der Hausbesitzer-Struktur in Moabit. Beispiele dafür sind Verkäufe von ganzen Wohnkomplexen an internationale Investoren z.B. in der Lehrter Straße. Zudem werden in zahlreichen Moabiter Altbauten die Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt. (…) Um auf Veränderungen rechtzeitig vorbereitet zu sein hat sich Mitte Februar eine neue Initiative (…) gegründet, die (…) herausfinden möchte, wem Moabit eigentlich gehört.

Vorgeschlagen wird eine E-mail-basierte Erfassung zu folgenden Fragen:

  • Um welches Haus (Straße und Haus-Nr.) handelt es sich?
  • Wer ist der Besitzer des Hauses? Oder ist es eine Eigentümergemeinschaft (einzelne Eigentumswohnungen)?
  • Weisst Du, seit wann das Haus dem jetzigen Eigentümer gehört?

Folgende Fragen sind für die Initiative auch noch von Interesse:

  • Welche Hausverwaltung ist zuständig?
  • Wird das Haus möglicherweise zwangsverwaltet?
  • Steht Deines Wissens ein Verkauf an?
  • Sind frühere Eigentümer oder häufige Eigentümerwechsel bekannt?
  • Gibt es Probleme mit der Verwaltung oder dem Eigentümer?
  • Ist es ein Alt- oder ein Neubau?
  • Gibt es Gewerbe im Haus?

Ob über diesen Weg tatsächlich umfassende Informationen zur Eigentümerstruktur im Gebiet gesammelt werden könnte, finde ich schwer einschätzbar. Die Idee, mit einer solche Informationssammlung zu beginnen, finde ich überzeugend. In vielen wissenschaftlichen Ansätzen gibt es Hypothesen und Annahmen, dass sich unterschiedliche Eigentümertypen in ihrem Investitions- und Bewirtschaftungsverhalten unterscheiden. Ob das wirklich so ist, wird jedoch nur selten untersucht, da der Zugang zu solchen Daten und Informationen oft schwierig ist. Hier das kollektive Wissen einer Nachbarschaft zu nutzen, kann die Lücke schließen.

Ob die Initiative schon Antworten auf ihre Fragen erhalten hat, ist unbekannt – aber die aufgeweckte Diskussion unter dem Aufruf zur Umfrage deutet ein Interesse für  den Ansatz an.

Gibt und gab es eigentlich in anderen Quartieren (gern auch ausserhalb von Berlin) vergleichbare Ansätze? Gibt es Erfahrungen mit solchen Immobilienmarktanalysen von unten? Über Hinweise würde ich mich sehr freuen.

2 Gedanken zu „Berlin: Immobilienmarktanalyse von unten in Moabit

  1. Pingback: stadtnachrichten dienstag 23. februar « from town to town

  2. Eine ähnliche Umfrage gibt es in Nord-Neukölln für den Schillerkiez, das Gebiet des Quartiersmanagements Schillerpromenade. Der Fragebogen wurde auch auf der Stadtteilversammlung am 15. Februar im Syndikat/Weisestrasse verteilt. Gefragt wird nach Eigentümern und Mieten und die jeweiligen Veränderungen. Inzwischen gibt es Infos über ca 20 Häuser. Eine überarbeitete Version soll Ende März in einer neuen Kiez-Zeitung abgedruckt werden. Gedacht ist auch an ein Online ausfüllbares PDF-Formular.

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