Berlin: Konformitätszwang im Eisladen

Was bitte schön soll denn ein Eisladen mit der Gentrification zu tun haben? Gibt es Eisläden nicht überall? Und überhaupt, ist Eisessen nicht ein schicht- und milieuübergreifendes Vergnügen? Dachte ich bisher auch. Bis mich ein kleines Video bei den Prenzlauer Berg Nachrichten nachdenklich stimmte: „Achtung, Eispolizei

Mütter in Prenzlauer Berg funktionieren ihre Kinder zur „Eispolizei“ um und filmen sie auch noch dabei. Die frühkindliche Lebensstil-Konditionierung wirkt. Beim Bio-Eis ist der Geschmack einfach besser: „das schmeckt richtig nach Erdbeere“ sagt einer der Buben. Die offensichtlich stolze Mutter: „Also kann gesund auch ganz schön lecker schmecken…“ (insb. ab 6:45 min.)

LOHAS am Eisstand

Mal abgesehen von der Frage, warum ein Vergleich von verschiedenen Eisqualitäten von der ‚Polizei‘ durchgeführt werden muss, manifestiert sich in der Kontrolltour durch die Eisläden die für gesundheitsbewusste Lebensstile so typische Orientierung an der Illusion einer weitgehenden Kontrolle über die eigenen Lebensumstände. Die Soziologie spricht in diesem Zusammenhang von LOHAS (also Personen eines Lifestyle of Health and Sustainability), die dabei sind, den DINKS (Double Income no Kids) und YUPPIES (Young Urban Professionals) den Rang als Träger/innen der Gentrification abzulaufen.

Doch wie passt die Freude über das Bio-Eis („gesund kann auch lecker schmecken“) in diese Lebenstilkonzeption? Vermutlich ist es weder im ’normalen Eisladen‘ noch im Bio-Eis-Laden objektiv möglich, wirklich zu wissen, was an dem Eis dran ist, das da in die Waffel kommt. Und gerade den gesundheitsbewussten Müttern in Prenzlauer Berg dürfte klar sein, das der Verzehr von fünf oder sechs Eiswaffeln nacheinander selbst bei bester Bio-Qualität nicht wirklich ‚gesund‘ sein kann.

Offensichtlich geht es also weniger um einen vernünftigen Maßstab des Eiskonsums, sondern um die Vermittlung von den (für LOHAS zentralen) Kulturtechniken der Auswahl und der Risikoreduktion. Es sind die Wertmaßstäbe der Eltern, die hier antrainiert werden. Bio-Eis ist nicht nur gesund, es schmeckt auch noch besser…

Es geht mir keinesfalls darum, den Konsum von Bio-Produkten pauschal in den Kontext der Gentrifition einzuordnen, sondern vor allem darum, die hier dokumentierte Strategie der Internalisierung eines Lebensstils herauszustellen. Statt einer nachvollziehbaren Vernunftentscheidung („mein Kind bekommt nur Bio, weil es gesünder ist“) demonstriert die kleine Selbstdokumentation der Eispolizei einen Manipulationsversuch, der die Verinnerlichung der elterlichen Wertmaßstäbe zum Ziel hat.

„Die Menschen sehen alle gleich aus, irgendwie individuell“

Statt die Entwicklung individueller Geschmacksvorlieben zu fördern, steht die „Eispolizei“ in Prenzlauer Berg für eine Bio-ist-gesund-und-lecker-Konformität. Mit Blick auf frühere Zeiten werden solchen Vereinheitlichungen eher negative Folgen zugeschrieben. Vielleicht liegt es ja auch an der nur noch geringen Zahl an Ostdeutschen, die aus eigener Erfahrung vor den Folgen eines Heterogenitätsverlustes warnen könnten.

Die meisten Kinder in meinem Umfeld übrigens wählen mit großer Vorliebe blaues Schlumpfeis, grünes Waldmeistereis oder solches mit möglichst vielen Smarties oder einer Extraportion Schokostreussel aus. Auf die Idee, Eis könne auch gesund sein, würden die meisten von ihnen nicht kommen. Fast alle jedoch kennen und respektieren die elterliche Vorgabe, nur ein oder zwei Kugeln am Tag zu bekommen.

Prototypen der kommerziellen Konsumtion

Doch nicht nur die ‚gesundheitsbewusste Eiskugel‘ selbst, sondern auch die ästhetische Gestaltung der Verkaufsflächen steht für einen neuen Trend der Konsumkultur in den Aufwertungsgebieten. Statt der improvisierten Inneneinrichtungen der noch selbstorganisierten Cafés und Bars in den Pionierphasen der Gentrification zeichnen sich viele der neueren Läden durch ein schlichtes aber kostenintensiveres funktionales Design aus. Das Eiscafé Caramello aus dem Video

… steht dafür ebenso, wie dieser hübsche, von den Nachbar/innen skeptisch beäugte, Eisladen in der Elberfelder Straße im bürgerlichen Teil von Moabit.

Statt Kreativität und Eigeninitiative strahlen diese Läden vor allem eines aus: Professionalität. Im Gegensatz zu den nur schwer zu imitierenden Stimmungen von Pionier-Einrichtungen der Gentrification sind die Läden mit der funktionalen Retro-Ästhetik nahezu beliebig kopierbar und erfüllen so die von Sharon Zukin vermuteten Funktion der Gentrification als neuen Prototypen der Konsumtion. Der Schlüssel dazu ist weniger die Einzigartigkeit ortsgebundener Authentizität sondern die Reproduzierbarkeit einer Geschäftsidee ohne Verlust des Distinktionspotentials. Die sich auch in Berlin neu etablierende Edel-Eisläden, Cup-Cake-Shops und Frozen-Yogurt-Bars sind dankbare Beispiele dafür – Frozen-Yogurt wirbt sogar ganz offiziell mit einem Franchise-System. Na dann, lasst es euch schön schmecken!

17 Gedanken zu „Berlin: Konformitätszwang im Eisladen

  1. Kinder, die „zwei Kugeln Eis am Tag“, egal ob Bio- oder nicht, bekommen dürfen, sind längst gentrifiziert. Normalverdienenden oder Hartz-IV-Eltern können das gar nicht leisten.

  2. 1. „LOHAS“ ist eine Art zu leben, also sein Geld auszugeben, die anderen Beiden Gruppen eher der Grund warum es einem Materiell gut geht. Die LOHAS nun als zusätzlich darzustellen ist daher falsch, da LOHAS ja auch keine Kinder und zwei Einkommen haben können oder Young upper Professionals sein können.
    2. Es gab auch vorher -insbesondere im linken Berlin- besonders viele „LOHAS“ – welche sich eben das Bioessen trotz Hartz 4 etc. geleistet haben, eben aus Überzeugunng und einhergehend eben mit Verzischt auf Fleisch etc.
    3. Den Kindern beizubringen gesund zu essen ist Aufgabe von allen Eltern – aller Einkommensschichten. Das Bio zwingend zu gesunder Ernährung gehört ist eine Überzeugung die viele haben – auch ärmere Menschen (siehe 2.)

    Daher können LOHAS gar keine „Gentrefizierungsgruppe“ sein die andere „ablösen“. Genauso hätte man auch auf die Konfession der „Gentrefizierer“ eingehen können – um dann Festzustellen das auch arme Menschen Protestanten/Katholiken/Agnostiker sein können.

    @Dagmar Zacharias Bodenberg Vielleicht können sich Kinder von Hartz 4 Kindern nicht 2 Kugeln Eis am Tag leisten, von Normalverdienenden schon. Natürlich nicht jeden Tag. Aber ich bin Überzeugt das die Kinder auch nicht jeden Tag „Eispolizei“ spielen.

    Generell lässt sich bei einem Eisladen mit Produktion vor Ort schon auf den reduzierten Einsatz von „chemischen Schummeleien“ schließen – bei Bio auf Grund von eben – Bio – noch mehr. Und das im Gegensatz zu Eis aus der Tiefkühltruhe bei Aldi. Wo nebenbei der Kilopreis auf dem Niveau von 2 Eiskugeln wäre.
    Eine ganz andere Sache ist ob die spuren von Chemischen zusätzen wirklich ungesund ist. Oder ob der Fett und Zuckergehalt UND die konsumierte Menge nicht viel ausschlaggebender sind. Das Bio gesünder ist ist ja gar nicht erwiesen und teilweise in die Ebene von Ersatzreligionen zu verorten. Zumindest der Fettgehalt und Zuckergehalt sind bei der Tiefkühltruhe bis auf eine Nachkommastelle in Gewichtsprozent angegeben. Ob dies im Laden um die Ecke und soll er noch so schick sein ist eine andere Frage. Also kann eine Interessierte Hartz 4 Mutter ihren Kindern auch Eis gönnen – und sie kennt sogar den Fett und Zuckergehalt. (Nebenbei, der schwankt tatsächlich bei Speiseeis erheblich. Es gibt Eis mit 5% Fett und mit 35% Fett und beides kein Diäteis)

  3. „Die meisten Kinder in meinem Umfeld übrigens wählen mit großer Vorliebe blaues Schlumpfeis, grünes Waldmeistereis oder solches mit möglichst vielen Smarties oder einer Extraportion Schokostreussel aus.“ Volle Punktzahl, der Mann kann beobachten – man merkt das geschulte Auge des Soziologen. (;-))

  4. Hallo Andrej,

    das ist schon fast Kaffeesatzleserei was Du da betreibst. Die Flut von englischen Akronymen soll den vier Kindern auf Fahrrädern eine Bedeutung zuschreiben die sie so nicht haben. Wenn man das von Dir so oft genante LOHAS mal in einfaches Deutsch übersetzt, dann stellt sich die Frage weshab Du glaubst nur Besserverdienende würden einen „gesundheitsbewussten und umweltschonenden Lebensstil“ pflegen. Das ist jetzt wahlweise ein oberflächlicher Fauxpas oder ein sehr tiefer Einblick.

    Selbstverständlich können auch arme Leute auch ohne five-letter-acronym gesundheitsbewusst und umweltschonend leben, ebenso wie sie ihren Kindern auch täglich zwei Kugeln Eis oder mehr geben können. Bei Lidl und Aldi gibt es Eis für zirka einen Euro pro Liter. Daraus ergeben sich zwölf Eiskugeln zu je 8 ct.

    (@Dagmar) Zwei Eiskugeln sind also billiger als eine Zigarette und wenn man auf nur ein einzges Bier verzichtet kann man ein Kind eine ganze Woche lang mit Eis versorgen. Man muss schon ein ziemlich abgebrühter Zyniker sein um zu behaupten Hartz-IV-Eltern wären unfähig dazu.

    Ansonsten frage ich mich die ganze zeit was denn nun aus dem guten alten Sushi-Index geworden ist.

    viele Grüße,

    Andreas

  5. @andreas dein kommentar zeigt, das Du nichts mit Kindern zu tun hast, klar sie begnügen sich damit, das du das Eis aus deinen Gefrierschrank holst und mit deinen Kugelformer anbietest …

    wenn ich diesen Blog betreiben würde, ich hätte dich schon längst in einen SPAM-Filter gesteckt.
    Ich will jedenfalls Deine „klugen“ Kommentare nicht mehr lesen

    ohja wie intolerant …

    • Hallo Robert,

      mal ehrlich, wer seinem Kind tagtäglich Eis füttert oder es auf die im Video gezeigte Fresstour führt der kann es genausogut auch auf den Namen „Karies“ taufen. Diese Leute haben alles mögliche jedoch bestimmt kein „LOHAS“. Wer seinen Kindern unbedingt gesundes Eis bieten will der kann es auch selber machen und selbst entscheiden wieviel Zucker und welche Geschmackstoffe er hineinrührt oder auch nicht. Das ist die gesündeste und billigste Variante zugleich und man kann damit sogar auf einem Spielplatz im Prenzlauer Berg angeben:
      http://www.kochbar.de/rezept/86445/Holundereis.html

      In meiner eigenen Kindheit war ich im Schnitt nur rund einmal Jährlich zu besonderen Anlässen mit meinen Eltern in der Eisdiele gewesen. Den Rest der Zeit gab es selbstverständlich nur (und keineswegs täglich) Eis aus dem Gefrierschrank. Nein, wir waren nicht arm und ja, ich habe mich damit begnügt. Nein, es war nicht entwürdigend und ja, ich halte den Verzehr von Lebensmitteln aus dem Supermarkt auch heute noch für zumutbar.

      Zum Glück musste ich nie Holundereis essen.

      viele Grüße,

      Andreas

    • „wenn ich diesen Blog betreiben würde, ich hätte dich schon längst in einen SPAM-Filter gesteckt.“

      höhö 🙂

      Ich vermute, „Andreas“ ist ein Softwareprodukt der Friedrich-Naumann-Stiftung. Gut gemacht, aber doch noch als solches erkennbar.

  6. ich denke, es geht ah auch nicht um eine neu aufgetauchte gruppe von menschen, sondern um einen spezifischen lebensstil. dieser ist nicht neu, kann DINKs, YUPPIES und LOHAS gemeinsam sein und ist in prenzl berg wunderbar zu dokumentieren. zu diesem gehört vor allem, dass jede auch noch so persönliche konsumentscheidung als was besonderes oder gar was politisches abgefeiert wird. bio eis zu essen ist kein emanzipatorische leistung. es ist nicht umweltschonend und verbessert gar nichts. darüber sind sich Hartz 4 Empfänger im gegensatz zu den YUPPIES meist bewusst.
    sich für bio konsum abzufeiern und den kids einzureden, sie hätten was gelernt, ist absurd und weist relativ zielsicher die postmoderne grüne mittelschicht in identitätskrise aus. wenn man sie mal auf dem spielplatz trifft, kann man ihnen diesbezüglich ja mal sagen, dass ihr verzogenes kind eventuell gelernt hätte, die (geschätzt) 10 kilo förmchen, schippen und eimer zu teilen, wenn sie am wochenende vorher nicht gezwungen worden wären, uniformiert gesellschaftsfeindlichen mist nachzulabern. schade dass sie das in waldorf kindergärten, privat schulen und elite unis garantiert auch nicht lernen. deswegen begreifen manche soziologen auch die auseinandersetzungen um die freizeitgestaltung als klassenkampf und nicht als schönwetter einkaufs und bummeltour. die konsequente forderung ist deswegen auch nicht „yuppies verpisst euch“, sondern „yuppies enteignen“. dann können sie auch gerne wieder bio eis essen gehen. politisch finden sie es dann aber garantiert nicht mehr…

  7. @enzo „vielleicht können sich Kinder von Hartz 4 Kindern nicht 2 Kugeln Eis am Tag leisten, von Normalverdienenden schon. Natürlich nicht jeden Tag. “

    : hä?

    @andreas: siehe robert. wer großpackungen irgendetwas kauft, spart sich kein geld, sondern frisst sich schneller satt und gibt eigentlich mehr geld aus. scheinbar bist du (hältst dich für) schlau, menschen- oder lebenskenntnis hast du aber bisher nicht erworben

  8. Na Leute, chillt euch mal. leben is wie es is. das gute is das wir uns alle gemeinsam weiterentwickeln. bio eis hin oder her. yuppi oder loha. leben is kurz. wer zuviel denkt hats nicht kapiert. grüße aus berlin

  9. Und wenn die Kinder im frühen Alter auf Bio indoktriniert werden, stelle ich es mir spannend vor, wenn die in die Pubertät kommen und dagegen rebellieren. Sehen wir dann einen Trend zu Aldi und Lidl unter den bürgerlichen Teenagern? Kinder ohne jegliche Werte zu erziehen, halte ich nicht nur für unsinning, sondern schlechterdings für unmöglich (ohne jetzt ein Experte in punkto Kindererziehung zu sein). Ach so, und übrigens macht demnächst der erste Bio-Laden in der Sonnenallee auf (in den Ladenräumen des ehem. orientalischen Möbelgeschäfts „El Salam“).

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  11. Sicherlich ist an manchem was du schreibst was dran — keine Frage.

    Aber irgendwie geht einem das Prenzlauer-Berg-Bio-Mütter-Bashing auch ziemlich auf die Nerven.

    Nur ein Beispiel dafür, dass deine Argumentation für mich unsachlich und tendenziös ist:
    „Vielleicht liegt es ja auch an der nur noch geringen Zahl an Ostdeutschen, die aus eigener Erfahrung vor den Folgen eines Heterogenitätsverlustes warnen könnten“

    Ich weiß gar nicht, wo ich bei diesem Satz anfangen soll. Aber ich versuchs mal:
    1. Sicherlich ist der Anteil der in der DDR-Sozialisierten in P-Berg noch eine ganze Ecke höher als in München-Isarvorstadt, Emden oder etwa Madrid. Wenn es also ihrer bedarf, um Eis-Polizisten zu verhindern, dann bewahre Gott.
    2. Schön wäre es, wenn alle in der DDR-Sozialisierten pauschal vor den Folgen eines Heterogenitätsverlustes warnen würden.
    3. Es hat auch etwas von Konformitätszwang, wenn Du suggerierst, dass es verbohrte Neurosen-Eltern mit Hang zum Bio und schlechtem Humor nicht geben dürfe …

    Klar gibt es Probleme in P-Berg und in vielen anderen Metropolen dieser Erde und die Verdrängung von Menschen mit geringem Einkommen aus den zentralen Stadtlagen zählt sicher dazu. Mit dem Aufgreifen von Themen wie Eispolizei wirst Du aber — zumindest für mich — unglaubwürdiger. Es wirkt dann einfach so als ginge es auch Dir irgendwie darum, peinliches Mittelschichts-Verhalten zu bekämpfen und hat was von „alle Prenzlberger sind Mütter und bio und Grünwähler und Latte Macchiato Trinker und denken wohl auch sie sind was besseres … bla bla“. Das Thema Gentrification lässt sich meines Erachtens nicht darauf verengen und ist komplexer. Ganz besonders in P-Berg übrigens, wo sich auch vor der Wende reichlich „gentry“ rumtrieb.

  12. Lieber Daniel, vielen Dank für deinen Kommentar und du hast Recht, der Verweis auf den Konformitätszwang in der DDR war eher ironisch gemeint und sollte v.a. den Kontrast herausstellen, wie unterschiedlich die Wertkonditionierung von Kindern bewertet wird: Kollektives Topfen in den DDR-Kindergärten ganz böse – Biokost-Konformität irgendwie in Ordnung, weil ja auch sinnvoll…

    Mir ging es in dem Beitrag vor allem darum den Widerspruch auszuleuchten, dass sich trotz einer gesellschaftlichen Erzählung und Selbstwahrnehmung von immer mehr Individualität, Selbstbestimmtheit und Differenzbejahung auf der Ebene der alltäglichen Lebensgestaltung (nicht nur in Prenzlauer Berg) ein für mich überraschendes Maß an Uniformität zu beobachten ist. Rainald Grebe hat es ganz hübsch formuliert „Hier sehen alle gleich aus, irgendwie individuell“. Für diese These sind sicherlich tiefergehende Untersuchungen notwendig und die ‚Eispolizei‘ war nur ein besonders plakativer Beleg dafür.

    In den meisten Beiträgen geht es mir um die verstehende und interpretierende Beobachtung von sozialen Tatsachen, also Dingen die tatsächlich geschehen. Daraus abzuleiten, ich würde „Neurose-Eltern mit Hang zum Bio und schlechtem Humor“, ihre Existenzberechtigung absprechen, finde ich sehr weit hergeholt. Vielleicht habe ich mich an der einen oder anderen Stelle darüber lustig gemacht…

    Das die Beschäftigung mit dem ‚peinlichen Mittelschichts-Verhalten‘ mich und das Blog in deinen Augen ‚unglaubwürdiger‘ erscheinen lässt, finde ich schade. Du schreibst ja selbst, dass „Gentrification sich nicht darauf verengen und komplexer (ist)“. Genau diese Vielschichtigkeit versuche ich ja mit meinen unregelmäßigen Blogbeiträgen einzufangen. Neben ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen gehört die Durchsetzung neuer Lebensstile zu dieser Komplexität der Gentrification dazu. Wenn dir das nicht genügt – was ich verstehen kann – findest du auch hier im Blog noch viele andere Beiträge (ohne jeden Bezug zu Lebensstilen und Konsumverhalten). Im Format des Blogpost lässt sich leider die gesamtgesellschaftliche Komplexität nicht immer richtig einfangen und ich beschränke mich meist darauf, einen Aspekt zu beleuchten.

    Soweit, beste Grüße,

    AH

  13. Grossartige Analyse und toller Quellenfund, das erscheint mir wie eine klassische kleine gentrification-family, auf deren Umstände Mama vielleicht auch noch besonders stolz ist, da es für sie ein Indiz sein mag, es selbst mit einer exotischeren Biographie doch noch zum Gentrifizierer gebracht zu haben. 😉 Und die Kinder heissen auch nicht mehr Johannes, Maximilian, Thomas sondern so wie Pimki, Pomko und Pumku oder werden durch ähnlich scheinindividuelle und vermeintliche Alleinstellungsmerkmale durchs Leben gezwungen. 😉

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