Berlin: Stabile Autoversicherungen in Aufwertungsgebieten

Die Berliner Lokalpresse hat ein neues Lieblingsthema: Brennende Autos. Egal ob Berliner Morgenpost, Tagesspiegel oder Berliner Zeitung, selbst das Neue Deutschland beteiligt sich am car counting. Schon über 20 Brandanschläge zählt der politische Staatsschutz allein in diesem Jahr. Ein Schreiben einer »Bewegung für militanten Widerstand (BMW)« wird zum Anlass genommen, die Zündelei in den Kontext von Protesten gegen die Aufwertung in den Berliner Innenstadtbezirken zu  stellen. In etlichen Artikeln wird das gefährliche G-Wort benutzt und einzelne Journalist/innen wollten ausgerechnet von mir wissen, was ich davon halte. Fast will ich hoffen, dass die Videokameras des BKA noch nicht abgebaut sind, damit nicht wieder irgendeine Ermittlungsbehörde auf dumme Gedanken kommt…

Die Berliner Polizei agiert bisher ohne zählbare Erfolge, der Polizeipräsident stellt regelmäßig seine Hilflosigkeit zur Schau. Vor einem knappen Jahr warnte er „Porsche in Berlin-Kreuzberg parken ist gefährlich“ und auch auf der letzten Sitzung des Innenausschusses des Abgeordnetenhauses erklärte er den Abgeordneten den mangelnden Fahnungserfolg:  „zehntausende Kilometer Straßen bieten eine Vielzahl von Angriffsobjekten„. Im Wirtschaftsmagazins CIO wird Innensenator Körting mit einem für Luxuswageneigner/innen wenig beruhigenden  «Damit müssen wir auch leben» zitiert. Etwas Trost hingegen erfahren Besitzer/innen von Nobelkarossen aus der Welt:

Seitens der Autoversicherer droht Autofahrern in den häufig von Anschlägen heimgesuchten Kiezen zumindest finanziell keine zusätzliche Belastung. Die Schäden durch Vandalismus, gleich welcher Art, hätten keine Auswirkung auf die Preisgestaltung der Regionalklassen bei Kfz-Versicherungen, sagt Katrin Rüter de Escobar, Sprecherin beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Die Policen seien in allen Großstädten und Ballungsräumen ohnehin etwas teurer, als in den umliegenden ländlichen Gebieten. Grund: Die größere Verkehrsdichte bringe ohnehin höhere Unfall- oder Diebstahlraten mit sich.

Dass ist in der Tat beruhigend, denn wie das Wirtschaftsmagizin CIO herausgefunden hat, halte auch die Autoindustrie keine Lösung bereit: «Es gibt bisher von keinem Produzenten ein Auto, das man nicht anzünden kann

Die aktuelle Berichterstattung legt zumindest nahe, dass die steigende Zahl der Brandanschläge in einem Verhältnis zu der steigenden Zahl an Luxusfahrzeugen steht. Ob die Branstiftungen auch als Indikator für die Intensität des Ani-Gentrification-Protestes herhalten können, bleibt jedoch fraglich. Zumindest der Autoblog bleibt in dieser Hinsicht skeptisch:

„Wenn man sich allerdings die google-map auf der Internetseite anschaut, kann man erkennen, dass die Tatorte doch sehr weit verteilt liegen. Auch völlig abseitige Berliner Bezirke sind von Anschlägen betroffen. Welche linke Szene sich also im Nobelbezirk Zehlendorf von einem Premium-Fahrzeug belästigt fühlen könnte, bleibt unklar.“

Und auch die Berliner Polizei verfolgt – so das Neue Deutschland –  andere Spuren, doch die werden nur selten publik gemacht:  »An der einen oder anderen Stelle wird festgestellt, dass es sich um Versicherungsbetrug handelt«, räumt der Polizeipräsident ein.

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