Berlin: Wertvoll ist nicht sozial

In einer Pressemitteilung des Verbandes Berlin-Brandenburger Wohnungsunternehmen  (BBU) wird den landeseigenen Wohnungsunternehmen eine wirtschaftlich erfolgreiche Entwicklung bescheinigt: „Städtische Wohnungsunternehmen für Berlin immer wertvoller„. BBU-Vorstandsmitglied Ludwig Burghardt will morgen auf der Jahrespressekonferenz die aktuellen Bilanzzahlen vorstellen und freut sich schon jetzt für die öffentliche Wohnungsunternehmen:

„Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften sind in hervorragender Form. Zu diesen guten Zahlen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kann man sie beglückwünschen.“

Seit 2005 hätten die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Jahresüberschüsse von insgesamt 320 Millionen Euro erwirtschaftet. Im gleichen Zeitraum konnten sie ihre Kreditverbindlichkeiten um 1,2 Milliarden Euro verringern. Die Bilanz mache deutlich, dass die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften in den letzten Jahren stetig an Wert gewonnen hätten. Burkardt: „Der umfassende Modernisierungsprozess der Wohnungsunternehmen ist gut voran gekommen.“

Besonders bemerkenswert seien die Erfolge vor dem Hintergrund der Belastungen, die den Unternehmen zugemutet würden. Burkardt nannte in diesem Zusammenhang die Lage in sozialen Brennpunkten Berlins, den Förderabbau im Sozialwohnungsbestand und die wachsenden Klimaschutzanforderungen. Darüber hinaus engagierten sich die Wohnungsbaugesellschaften auch noch im Quartiersmanagement sowie der Stadtteilentwicklung und böten ihren Mieterinnen und Mietern eine Vielzahl zusätzlicher Dienstleistungen.

Modernisierung, Konsolidierung, Förderabbau und Quartiersengagement – so sieht also das Profil der öffentlichen Wohnungswirtschaft in Berlin aus. Kein Wunder, das in den Lobeshymnen auf die landeseigenen Wohungsbaugesellschaften deren eigentliche Aufgabe – die  Versorgung der Bevölkerung mit angemessenen Wohungen  zu preiswerten Mieten – nicht vorkommt.  Bereits Ende letzten Jahres wurde bekannt, dass die Mieten der öffentlichen Wohungsunternehmen schneller gestiegen sind als auf dem privaten Mietwohnungsmarkt.

Tagesspiegel (11.11.2008): Städtische Wohnungen werden schneller teurer

Mieter zahlen bei den sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen immer noch weniger für den Quadratmeter als auf dem privaten Wohnungsmarkt. Doch der Abstand schrumpft.

Berlioner Zeitung (11.11.2008): Mieten steigen stark bei Berlins Unternehmen

Eine Wohnung bei den sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen ist demnach zwar immer noch preisgünstiger als eine Wohnung laut Mietspiegel im Berliner Durchschnitt, der preisliche Abstand ist aber geringer geworden. Während die Mieten der landeseigenen Wohnungen zum Stichtag am 30. Juni 2006 noch 29 Cent pro Quadratmeter unter den Werten des Mietspiegels lagen, verringerte sich die Differenz zum 30. Juni dieses Jahres auf nur noch 26 Cent pro Quadratmeter Wohnfläche.

Wie sich nun zeigt, haben sich die Mietsteigerungen gelohnt – zumindest aus wirtschaftlicher Sicht. Dass Fragen der sozialen Wohnungsversorgung damit auf der Strecke bleiben, sollte niemande/n verwundern.

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