Die Retter der Stadt sind wieder da! Diesmal in Gestalt der Senatsverwaltung und des Planungsbüros PFE. Ein Artikel in der Berliner Zeitung berichtet über die Ergebnisse der Vorbereitenden Untersuchung für die Festlegung eines Sanierungsgebietes im Gebiet Maybachufer / Elbestraße in Berlin Neukölln: „Schöner wohnen an der Sonnenallee„.
Heruntergekommene Häuser, dunkle Wohnungen, marode Straßen, ungepflegte Parks und Wege – so charakterisieren Stadtplaner das dicht besiedelte Neuköllner Wohngebiet zwischen Sonnenallee und Landwehrkanal. Allein 107 Millionen Euro wären in den kommenden Jahren nötig, um das Wohnviertel „lebendig, attraktiv und vielfältig umzugestalten“, sagt Olaf Gersmeier vom Stadtplanungsbüro PFE.
Ziel der Sanierung sei es „die Lebens- und Wohnverhältnisse der Bewohner zu verbessern“ so Gudrun Matthes von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gegenüber der Berliner Zeitung. Das klingt ja erst mal vernünftig, schließlich wurde in der Untersuchung den Wohnungen des Gebietes „ein schlechter baulicher Zustand“ attestiert.
Weniger ermutigend klingt jedoch der Verweis auf die Finanzierungsmodalitäten der geplanten Sanierungsmaßnahmen. Während die öffentliche Hand mit Millionenbeträgen (56 Mio. Euro) die Infrastruktur und das Wohnumfeld verbessern soll, wird auf private Investitionen im Wohnungsbereich gehofft.
Eine erhebliche Aufwertung soll es nun auch im Wohngebiet zwischen Sonnenallee und Landwehrkanal geben (…) Im Senat hofft man, dass auch die Hauseigentümer ihre zum Teil maroden Gebäude sanieren. Etwa 51 Millionen Euro werden dafür benötigt.
Grundsätzlich ist sicher nichts dagegen einzuwenden, dass sich auch Hausbesitzer an der Verbesserung der Lebensverhältnisse beteiligen, doch die hier angestrebte Lastenverteilung zielt relative deutlich auf öffentliche Ausgaben für Infrastrukturen nund Wohnumfeldverbesserungen, während private Investitionen auf den Wohnungsbereich bezogen werden. Die Folgen dort sind absehbar: Modernisierungskosten können mit bis zu 11 Prozent der Gesamtkosten auf die jährliche Miete aufgeschlagen werden. Langfristig wird ein Großteil der 51 Mio. Euro also gar nicht von den Hauseigentümern, sondern von den Mieter/innen gezahlt.
Im Gegensatz zu den Leitsätzen der Behutsamen Stadterneuerung in Kreuzberg oder den anfänglichen Sanierungszielen in Ostberlin wird der Erhalt der Bewohnerschaft oder der Sozialstrukturzusammensetzung nicht als explizites Ziel formuliert. Die Zeiten, in denen mit städtebaulichen Instrumenten einer Sanierungssatzung soziale Zielstellungen verfolgt werden, gehören offenbar endgültig der Vergangenheit an.
So ist es auch kein Wunder, dass ausgerechnet die Straßenzüge rund um den Reuterplatz („Kreuzkölln“) aus den förmlich festzulegenden Bereichen ausgespart werden:
Die Stadtplaner schlagen vor, das Gebiet rund um den Reuterplatz und die Siedlungen oberhalb des Landwehrkanals nicht ins Sanierungsgebiet einzubeziehen. Dort gebe es bereits genug Aufwertung.
Ein Grund zur Freude ist dies mitnichten.
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