Detroit: Anti-Gentrification zum Hören

Das Aufbegehren gegen Gentrification ist hip, dass zeigen die vielen Initiativen der vergangen Monate in vielen Städte. Dass Anti-Gentrification auch Hip Hop sein kann, zeigt die großartige Invincible aus Detroit. In einer Art Musik-Dokumentation nimmt sie Stellung zu den Stadtteilkämpfen gegen Aufwertung und Verdrängung in Detroit.

Auf current music, wo auch eine Langfassung des Videos „Invincible feat. Finale- „Locusts“ (docu-music-video)“ zu finden ist, gibt es folgende Kurzbeschreibung:

Detroit based Hip-Hop artists Invincible and Finale rhyme about the impacts of gentrification on the Motor City. This piece includes interviews with community activists discussing displacement and predatory planning versus sustainable development in the D.

Das ganz klingt nicht nur sehr vernünftig, sondern hört sich auch noch gut an. Für alle die ohne Umwege reinhören wollen, hier die kurze Version:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=4ixL3-AdOsU]

via Generation Tapedeck (Danke Jenz!)

Berlin: Linke diskutiert soziale Wohnungspolitik mit Hartz IV

Am Montag fand im Abgeordnetenhaus Berlin eine Veranstaltung der Linksfraktion mit dem Titel „Zu Hause mit Hartz IV“ statt. Die Abgeordnete Elke Breitenbach stellte fünf Anträge für eine Neugestaltung der Ausführungsvorschrift Wohnen (AV-Wohnen) vor, im Anschluss durften Reiner Wild vom Berliner Mieterverein, Markus Wahle vom Berliner Bündnis für eine bessere AV Wohnen und ich die vorliegenden Anträge kommentieren. In der offenen Diskussionen nach den Vorträgen kamen dann verstärkt Initiativen und Betroffe selbst zu Wort, die sehr deutlich machten, welche katastrophalen Auswirkungen die bisherige Praxis für Hart-IV-Bedarfsgemeinschaften mit sich bringt.  So ergab eine Umfrage des Notfalltelefons der Kampagne gegen Zwangsumzüge, dass 20 Prozent der Befragten die über den Richtwerten liegenden Wohnkosten aus den Regelsätzen finanzieren und am Ende des Monats hungern müssen. Angesicht dieser Dramatik erscheinen die diskutierten Änderungsvorschläge als Versuch einen Gorilla zu schminken: eine soziale Stadtpolitik wird mit der Hartz-IV-Gesetzgebung nicht durchzusetzen sein. Dennoch waren sich die meisten Anwesenden einig, dass die momentanen Regelungen einer Revision bedürfen und die Spielräume für die Betroffenen ausgeweitet werden müssen. Markus Wahle zeigte sich jedoch deutlich enttäuscht, dass nur ein Teil der von verschiedenen Initiativen erarbeiteten Änderungsvorschläge zur AV-Wohnen Eingang in die nun vorliegenden Anträge gefunden hatten.

Einen guten Veranstaltungsbericht gibt es in der jungen welt nachzulesen: Hausen mit Hartz IV. Christian Linde beendet seinen Beitrag mit meinem Bewegungsoptimismus (Danke schön!). Mal sehen, ob es hilft:

Holm appellierte an die Initiativen, sich nicht an Forderungen nach kosmetischen Korrekturen an der AV Wohnen zu verlieren. Im Mittelpunkt müsse die Stadtpolitik insgesamt stehen. Hierbei hätten nicht zuletzt die außerparlamentarische Bewegung und die »Marktmacht von 300 000 ALG-II-Beziehern« eine besondere Bedeutung. »Drei Parteien im Berliner Parlament beschäftigen sich zurzeit intensiv mit Wohnungspolitik. Das tun die nicht freiwillig«, so Holm.

Für alle, die noch mehr zu den auf der Veranstaltung diskutierten Anträgen wissen wollen, hier eine Zusammenfassung der Antragsentwürfe und eine leicht überarbeitete Fassung meiner Stellungnahme: Weiterlesen

Berlin: „Polizei kann das Problem der Gentrifizierung nicht alleine lösen“

Im Tagesspiegel erschien heute eine bemerkenswertes Interview mit dem Politikwissenschaftler Hans-Gerd Jaschke von der Hochschule für Wirtschaft und Recht, an der auch Polizeibeamte ausgebildet werden: „Die Anschläge werden noch Monate weitergehen“. Weniger überraschend dabei die Verurteilung der zahlreichen Brandanschläge auf Autos in Berlin, als vielmehr der Versuch, nach den Ursachen zu fragen. Weiterlesen

Bürgerkriegsszenarien für die Kehrseiten der Aufwertung

Der von Medien zum Terrorismus-Experten hochgeschriebene Ulf Ulfkotte ist bisher vor allem durch seine Versuche, das „Abendland vor der islamistischen Gefahr zu retten“ aufgefallen. In seinem neuesten Buch zeichnet er ein Szenario von sozialen Unruhen in Folge der Krise: Vorsicht Bürgerkrieg!: Was lange gärt, wird endlich Wut. Mit dieser Panikmache steht Ulfkotte nicht allein: bereits Ende April hat der Focus eine Umfrage zitiert, derzufolge sagenhafte 32 Prozent der Befragten bereit seien, angesichts der Krise an Demonstrationen teilzunehmen. Titel des Artikels: Deutsche fürchten soziale Unruhen. Denn „54 Prozent der Befragten rechneten mit sozialen Unruhen in Deutschland“…

Für alle, die wissen wollen, wo diese Unruhen stattfinden werden, hat Ulf Ulfkotte nun einen „Atlas der Wut“ erstellt, der seinem Buch beiliegt. Die Leipziger Volkszeitung weiss mehr darüber: Weiterlesen

Berlin: Quartiersmanagement in Aufwertungsgebieten erfolgreich

Die Immobilienbeilage der Berliner Zeitung (leider nicht online verfügbar) kündigt auf der Titelseite unter der Überschrift „Soziale Kieze“ eine Bilanz von zehn Jahren Quartiersmanagement an. Tatsächlich gibt es auf der Seite 4 ein Interview mit der verantwortlichen Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer.

Das Quartiersmanagement (QM) ist die Berliner Variation des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“, mit dem seit 1998 in Nachbarschaften mit sogenannten „besonderem Entwicklungsbedarf“ interveniert wird. Ziel ist es die ofmals sozial benachteiligten Gebiete an eine Städtischen Durchschnitt heranzuführen und die Bewohnerschaft zu aktivieren, damit sie sich langfristig selber helfen kann. Neben der grundsätzlichen Kritik, dass solche kleinteiligen und quartiersbezogenen Programme eher an den Symptomen als an den Ursachen städtischer Armut und Ausgrenzung ansetzen, wurde immer wieder befürchtet, dass die Zielorientierung der Programme zu einer Aufwertung und Verdrängung führen kann. Ingeborg Junge-Reyer bestätigt in ihrem Interview gegenüber der Berliner Zeitung diesen Verdacht. Nach Erfolgen gefragt, benennt sie ausgerechnet die Aufwertungsgebiete Helmholtzplatz (Prenzlauer Berg) und Boxhagener Platz (Friedrichshain).

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Berlin: Diktatur der Baugruppen

Im Tagesspiegel vom vergangenen Wochenende gibt es einen längeren Artikel zu den innerstädtischen Baugruppen in Berlin: Ein bisschen Diktatur. Diese, in der Berichterstattung zur Wohneigentumsbildung ungewöhnlich negative Überschrift bezieht sich in erster Linie auf das besondere Verhältnis von Architekt/innen zu den eigentlichen Bauherren in solchen Projekten.

„Architektur kann man keinen demokratischen Prozessen unterziehen.“

Doch auch zu den sozialen Kosequenzen und Effekten gibt es ein paar interessante Aussagen in dem Artikel. Weiterlesen

Warschau: Proteste gegen die „Hauptstadt der Obdachlosigkeit“

Warschau: Europäische Hauptstadt der Obdachlosigkeit

"Warschau: Europäische Hauptstadt der Obdachlosigkeit"

Am 24. Juni demonstrierten mehrere Warschauer Mieterorganisationen gegen die städtischen Wohnungspolitik. Die Demonstration richtete sich gegen die jüngsten Mietsteigerungen um 200-300 Prozent und erzwang eine Debatte zur neuen Wohnungspolitik im Stadtparlament, auf der auch zwei Vertreter der Mieterorganisationen sprechen konnten.

Während sich der Umfang der preiswerten öffentlichen Wohnungen in der polnischen Hauptstadt durch die fortgesetzte Reprivatisierung immer weitere verringert und viele der Häuser einen katastrophalen baulichen Zustand aufweisen, wächst der Bedarf nach öffentlichen Wohnungen. Die Stadtpolitik jedoch setzt auf eine Wohnungsversorgung über den Markt und übersieht dabei, dass die Warschauer Mieten und Wohnungspreise höher sind als in vielen anderen europäischen Ländern. Die große Mehrheit der Bevölkerung – so die Kritik der Mieterorganisationen – verfüge weder über die Kreditwürdigkeit für einen Wohnungserwerb noch über genügend Geld für die Mietpreise, die von den lokalen Hausbesitzern verlangt werden.

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Oh-la-la: Gentrificationkritik kann auch antikapitalistisch sein-

Die Berichterstattung in der Jungle World war in der Vergangenheit von einer relativ großen Skepsis gegenüber städtischen Bewegungen getragen. Jetzt hat die Theorie AG der Wir-Bleiben Alle-Kampagne den Ruf der Berliner Freiraumbewegung gerettet. Wo ‚Theorie‘ draufsteht und auch ‚grundsätzliche Fragen‘ diskutiert werden sollen, da ist die Jungle World nicht weit. Da es beim Workshop selbst auch noch um die Überwindung einer ‚verkürzten Gentrificationkritik‘ ging, gibt es nun sogar einen nahezu liebevollen Artikel: „Die Theorie zur Aktion“:

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Freiräume und Stadtentwicklung

Im Rahmen der Freistil-Reihe fand am vergangenen Freitag im Potsdamer Hans-Otto-Theater die Veranstaltung „My Freiraum is my castle“ statt. Neben einer wirklich großartigen Performance bei der Schauspieler/innen und Aktivist/innen  Zitate von ehemaligen Hausbesetzer/innen in Potsdam lasen, war ich eingeladen, einen Input zu den Fragen Wie und warum ändern sich Städte? Wie können wir urbane Freiräume erschaffen, erhalten und (mit)bestimmen? zu geben. Eine Manuskript meines Beitrages gibt es hier zu lesen…

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Hanau: Luxuswohnen als Standortfaktor

Für alle, die bisher glaubten, die Theorie zur „Unternehmerischen Stadt“ ist die Erfindung von marxistisch verbohrten Sozialwissenschaftler/innen, denen sei ein Blick in die Frankfurter Rundschau empfohlen. In den Konzepten zur „Unternehmerischen Stadt“ werden verschiedene Tendenzen der neoliberalen Stadtpolitik zusammengefasst. Durch eine steigende Schere von kommunalen Handlungsbedarfen und den städtischen Handlungsressourcen – so die Argumentation – verlegen vielen Städte den Schwerpunkt ihrer Stadtpolitik auf die Werbung um Unternehmensansiedlungen, Besserverdienende und Tourist/innen. In diesem Bemühen stehen die Städte – ganz wie Unternehmen – in Konkurenz zu anderen Städten. Durch diesen Städtewettbewerb verringern sich in der Regel die kommunalen Ausgaben für eine soziale Infrastruktur, während Geld vor allem für Aufwertungsprojekte und das Stadtmarketing ausgegeben wird.

Hanau – eine ehemalige Residenzstadt in der Nähe von Frankfurt/Main – hat einen klassischen Prozess des funktionalen Bedeutungsverlustes durchmachen müssen und setzt nun auf die Aufhübschung des Stadtzentrums und „Mehr Luxus beim Wohnen“:

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