GRIPS-Theater: Lefebvre, Fußball und Verdrängung

Was verbindet Lefebvres Urbanisierungs-Thesen, die Fankultur eines Zweitligavereins und die Angst vor Gentrification miteinander? Ganz einfach: das neue Stück des GRIPS-Theaters.

Am Vorabend der mittlerweile zur Großdemonstration geadelten Mietendemo lud das GRIPS-Theater zur Premiere ein:  „Schöner Wohnen – Ein singender Umzug„.

Gentrification gibt es gerade auf allen Kanälen: Es gibt Bücher [ 1 / 2 ] und Radio-Feature, Hörspiele und Filme [ 1 / 2 ] und nun sogar ein Theaterstück zum Thema. Die Story klingt wie aus dem Berliner Alltagsleben gegriffen und wird auch genau so erzählt:

Das Haus wird saniert. Sieben Mieter sind froh. Endlich geht es mit dem maroden Haus wieder bergauf. Die Gegend „kommt“, man fühlt sich bestätigt, ausharren lohnt. Doch als die Sanierungsankündigung immer umfassender wird und damit klar, dass die Mieten beträchtlich steigen werden, prallen sieben unterschiedliche Lebensentwürfe aufeinander. Soll man bleiben? Sich abfinden lassen? Aber wo eine bezahlbare Wohnung finden? Kann man sich wehren, und wer würde zusammenhalten?

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Berlin: Zorniges Theater über Verlust von Haus und Heimat

Das Maxim Gorki Theater hat den Zorn als Thema entdeckt. Armin Petras bearbeitet und inszenierte die „Früchte des Zorns“ von John Steinbeck. Der 1939 veröffentlichte Roman  erzählt die Geschichte einer Familie, die in Folge der Großen Depression ihr Haus und Grund verloren hat und sich auf die Flucht begeben muss. Die Fragen der Krisenbewältigung sind dabei hoch aktuell. Im vom Maxim Gorki Theater herausgegeben Gorki Planet heisst es:

Je länger die Familie Joad auf dem Weg ist, umso mehr löst sich die Solidarität unter den Flüchtenden auf – Vereinzelung und Egoismus sind die Folgen. Steinbeck formuliert in dem Text die Frage, inwiefern Kollektive in Krisenzeiten überhaupt noch handlungsfähig sind. Er malt ein schwarzes Bild einer Gesellschaft, die im Angesicht der wirtschaftlichen Depression immer mehr zerfällt. Proteste formieren sich, werden aber immer wieder niedergeschlagen oder schlicht übergangen. Beobachtet man die heutigen Reaktionen auf die gegenwärtige Wirtschaftskrise, scheinen sich wesentliche Motive aus dem Roman in der Wirklichkeit zu wiederholen.

Die Premiere von „Früchte des Zorns“ ist für den 18. Dezember angekündigt.

Begleitend zum Spielplan hat das Gorki Planet eine Ausgabe unter dem Titel „Manko Zorn“ (pdf) herausgegeben. Neben einer kurzen Einführung in das Theaterstück sind dort vier spannende Gespräche zu lesen, die sich aus sehr unterschiedlichen Perspektiven mit der Frage beschäftigen wie gesellschaftliche  Ohnmachtserfahrungen produktiv in Zorn, Protest und Widerstand transformiert werden können. Andres Veiel und Astrid Proll diskutieren über die Macht der Bilder bei der Kanalisierung gesellschaftlicher Wut. Ludger Schwarte und Rüdiger Zill vermessen die Geschichte des Zorns in der Geschichte und Elias Bierdel und Philipp Buch wundern sich, das in Deutschland Zehntausende für einen Bahnhof auf die Straßen gehen, während 4.000 Tote am den europäischen Außengrenzen niemanden hinter dem Ofen hervorlocken…

Ich hatte die Gelegenheit mit dem Intendanten des Gorki Theaters Armin Petras zu diskutieren. Herausgekommen ist ein ziemlicher Rundumschlag, der sich im weitesten Sinne um das Thema städtischer Konflikte dreht.

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Sankt Gentrifizian: Aufwertung ohne Heiligenschein

“Oh Heiliger Gentrifizian, verschon unser Auto, zünd‘ andere an!”

Kunst und Aufwertung ist ja oft ein vermintes Themenfeld mit vielen Stolperfallen und komplizierten Verstrickungen. Das Pionierdilemma der Künstler/innen, die ein Viertel symbolisch aufwerten und später von den steigenden Mieten selbst verdrängt werden, ist so was wie ein Klassiker unter den Gentrification-Beschreibungen. Doch immer öfter setzen sich Künstler/innen mit ihrer verzwickten Rolle auseinander oder versuchen sogar in ihren künstlerischen Arbeiten selbst Positionen zur Gentrification zu beziehen.

Als ein Beispiel dafür sei auf eine Diplomarbeit an der Kunst-Hochschule Berlin Weißensee verwiesen. Unter dem Titel „Sankt Nimmerlein“ wurde dort eine Plakatserie zur Thema „Neue Heilige“ entworfen. Auch ein Sankt Gentrifizian:

Sankt Gentrifizian ist der Patron der Hausbesetzer, Demonstranten und Vermummten, der Graffitisprüher, der Stadtsoziologen, aber auch der Fahrradfahrer und Fußgänger. Er wird als Kiezheiliger angerufen, um meist ärmere Stadtteile vor allzu großer Veränderung im Zuge sogenannter Aufwertung zu bewahren und die Sanierung oder den Abriss von Häusern und die Verdrängung der Bewohner des Bezirks durch zahlungskräftigeres Publikum zu verhindern. Er soll Alteingesessene vor Zugezogenen schützen, jene wiederum vor noch später Dazugezogenen und sie allesamt vor Touristen. Aber auch Besitzer von Immobilien und Automobilen bitten ihn um gnädigen Beistand. Außerdem hilft St. Gentrifizian ganz allgemein gegen Brandwunden und kalte Füße.

Sein Gedenktag wird am 1. Mai gefeiert, und er gehört wie z.B. auch St. Laurentius und Johanna von Orléans zu den Röst-Märtyrern.

In Deutschland wird er besonders im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und im Hamburger Schanzenviertel verehrt. Doch auch weltweit erfreut er sich wachsender Beliebtheit. Großen Zuspruch hat ihm vor allem die starke und international verständliche Pose eingebracht, mit der er meistens dargestellt wird, nämlich auf einem umgeworfenen Auto stehend.

Der Legende nach hat St. Gentrifizian bei einer der rituellen Kreuzberger Straßenschlachten ein Auto angezündet. Als er dann triumphierend auf den Wagen gestiegen ist wie Erzengel Michael auf den Teufel, soll er tragischerweise bei lebendigem Leibe verbrannt sein.

Daß diese Geschichte von der Polizei bis heute dementiert wird, hat seiner Verehrung keinen Abbruch getan; Ebensowenig wie die Gerüchte, daß St. Gentrifizian einen Golfschläger bei sich getragen haben soll, er also womöglich eher aus dem Hausbesitzer- statt aus dem Hausbesetzer-Milieu gestammt habe und die Krawalle zu seinen Gunsten eskalieren lassen wollte. So etwas wird von seiner Anhängerschaft als kapitalistische Blasphemie verurteilt. Vielmehr habe der Heilige den Klassenfeind im Kampf mit dessen eigenen Insignien verhöhnen wollen.

St. Gentrifizian gilt als der erste 1. Mai Märtyrer und immer mehr heranwachsenden Großstädtern als Vorbild. Das Umwerfen und/oder Anzünden von Autos hat sich zu einer beliebten Ausdrucksform von tiefer Frömmigkeit entwickelt, und die Staatsmacht versucht bislang vergeblich diesen Brauch zu unterbinden.
Da aber gerade auch die zugezogenen Anhänger des St. Gentrifizian immer wieder mal Besuch von der Familie bekommen, und diese irgendwo ihren Wagen parken müssen, ergibt sich bei den Gläubigen ein immenser Interessenkonflikt. Dieser spiegelt sich anschaulich im folgenden Gebetsspruch wider:
“Oh Heiliger Gentrifizian, verschon unser Auto, zünd‘ andere an!”

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Floridarisierung des Widerstands – Kultur in Anti-Gentrification-Protesten

Die in Wien erscheinende Zeitschrift MALMOE beschäftigt sich in ihrer Ausgabe 51 auf einer Doppelseite mit dem Spannungsverhältnis von „Kunst & Gentrifizierung. Kreative Trüffelschweine im Aufwertungsprozess“.

Bernhard Wernitznig beschreibt unter der Überschrift „Gürtelnightwalks vs. Donaukanaltreiben“ die Aufwertzungsbestrebungen der so genannten kreativen Klasse in Wien. In den Fördergebieten des Gürtelbereiches setze die Stadtverwaltung explizit auf „Rahmenbedingungen für alternative kulturelle und soziale Nutzungen“ um eine Aufwertung der Quartiere anzuregen.  In den zentral gelegenen Teilen der Leopoldstadt hingegen braucht es keine Alternativkultur um eine Gentrification in Gang zu setzen: hier übernimmt der kommerzielle Kulturbetrieb (Prater-Eventmeil, Entertainment-Schlauch Donaukanal, Sängerknaben im Augarten) die Schmiermittelfunktion und beschleunigt die Herausbildung eines Immoblilien-Tourismus-Kulturindustrie-Komplex.

Franziska Frielinghaus hinterfragt die Rolle von Kunst in in städtischen sozialen Kämpfen: „Organisiert Urban Kämpfen!“.  Am Hamburger Beispiel von ‚Park Fiction‘ diskutiert sie die widersprüchlichen Effekte von künstlerischen Interventionen (Luxuswohnbebauung verhindert vs. kulturelle Attraktivierung von St. Pauli vorangetrieben). Sie schlägt vor „Kunst- und Kulturindustrie als Teil des Unternehmens Stadt zu erkennen“ und wünscht sich eine „Kunst, die im Sinnen sozialer Kämpfe ‚weh tut'“. Dissidente Kreativität – so Franziska Frielinghaus – solle sich stärker in die Organisierung kollektiven Engagements in heterogenen Nachbarschaften einbringen.

Klaus Ronneberger wurde auch interviewt („Aktive Minenhunde“) und findet die Beschreibung von Künstler/innen als Minenhunde der Aufwertung zu simpel: „Die meisten ‚Kulturschaffenden‘ sind prekäre Selbständige, die auf preiswerten Wohn- und Arbeitsraum angewiesen sind. Der städtische Raum ist ihr Produktionsort. Die räumliche Existenz eines Künstler/innenmilieus löst nicht automatisch einen Gentrifizierungsprozess aus. Das hängt davon ab, wie der lokale Bodenmarkt reguliert ist, welche Bebauungs- und Nutzungsvorschriften existieren oder wie die jeweilige Stadtregierung in den Wohnungsmarkt eingreift.“

Auch ich durfte mich im Rahmen des kleinen Schwerpunkts zum Verhältnis von Kunst und Gentrification  einbringen („Floridarisierung des Widerstandes“)… Weiterlesen

Gentrification im Radio

Gleich zwei längere Radiobeiträge zum Lieblingsthema meines Blogs gab es in den letzten Tagen.

  • Bei Radio.Einheit durfte ich zwei Stunden mit Jochen Becker über die widersprüchliche Rolle von Kulturschaffenden in städtischen Aufwertungsprozessen und Perspektiven einer künstlerischen Intervention  diskutieren: „The Gentrification Show with Jochen Becker & Andrej Holm

Berlin: Ausbruch aus dem Pionierdilemma?

"Flanierstraße": Neuköllner Straßenkunst via Kunstreuter.de

Fast immer wenn irgendwo über Gentrification diskutiert wird, ist die Künstler-Debatte nicht weit. Dass Kulturproduzent/innen und ihre Einrichtungen und Aktivitäten Stadtentwicklungsprozesse beeinflussen, ist dabei unumstritten – ob sie tatsächlich Auslöser und Motoren von Aufwertungsprozessen sind, nicht. Doch gerade die Ambivalenz von Kunst und Kultur sind ein beliebtes und wiederkehrendes Motiv vieler Gentrification-Reportagen. Die Räumungsdrohungen gegen einige inzwischen etablierten Kultureinrichtungen in Berlin-Mitte (Tacheles und c/o Berlin) haben das Thema mal wieder in die Schlagzeilen gebracht. Die ‚Pioniere als tragische Gestalten der Gentrification‘ sind ja auch wirklich ein dankbares Sujet für die Berichterstattung.

Bei Deutschlandradio Kultur wurde unter dem Titel „Linke gegen Künstler: Die Berliner Gentrifizierungsdebatte“ (mp3) darüber sinniert, warum das Tacheles aus der linken Szene so wenig Unterstützung gegen die Räumung bekommt.

Alles ist wie immer.  Kommerz vertreibt Kreative – ganz klar, wer moralisch im Recht ist. Doch dann geschah etwas Ungewöhnliches:  Kaum jemand solidarisierte sich mit den Mietschuldnern vom Tacheles. Das alte Bündnis zwischen Kunst und Alternativszene – auf einmal schien es aufgekündigt…“

In meiner Interpretation ist das die Quittung für 20 Jahre Ignoranz des Tacheles gegenüber den Aufwertungsprozessen in der unmittelbaren Nachbarschaft. Möglichkeiten, gegen Verdrängung und Kommerzialisierung aufzubegehren, hat es in der Vergangenheit in der Spandauer Vorstadt (das ist die Gegend rund um den Hackeschen Markt) vielfach gegeben – das Tacheles war nie dabei und hat sich als Teil der touristischen Berlin-Vermarktung eingerichtet.

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Berlin: Die Gentrification frisst ihre Kinder

Kunsthaus Tacheles, Belin-Mitte (http://urbanshit.de)

Es gibt sie noch, die guten alten klassischen Gentrification-Verläufe! Während die internationale Debatte über brownfield-,  new build-, super- und rural gentrification diskutiert, deren gemeinsamer Nenner eine Aufwertung ohne Pionierphase zu sein scheint, lassen sich in Berlin-Mitte die Gentrification-Modelle der 1980er Jahre wie unter Laborbedingungen beobachten. Erst kommen die Pioniere und mit ihnen die symbolische Aufwertung – dann die Investitionen und die Gentrifier – und wenn dann fast alles aufgewertet ist, müssen auch die letzten Pioniere der Aufwertung das Feld räumen…

Im Gebiet rund um den Hackeschen Markt wurde genau diese letzte Phase eingeleutet. Und SpiegelOnline ist live dabei: Gentrifizierung in Berlin Mitte Arm und sexy? Teuer und öde!

Es ist der übliche Kreislauf, auch Gentrifizierung genannt: Wenn die Off-Galeristen, die Künstler und andere eigensinnige Geister eine Gegend als Wohngebiet interessant und zum touristischen Anziehungspunkt gemacht haben, kommen die Investoren. Und irgendwann müssen dann auch die Pioniere gehen, weil sie sich die Mieten nicht mehr leisten können. Oder weil ihre Standorte verkauft werden.

Konkreter Aufhänger für den Artikel sind die drohenden Schließungen des Kunsthaus Tacheles und der Fotogalerie c/o Berlin im ehemaligen Postfuhramt in der Oranienburger Straße. Im Fall des Tacheles will der Eigentümer, die HSH Nordbank, das Grundstück versteigern – das Postfuhramt soll von der Investorengruppe Elad zu einem Hotel- und Einkaufszentrum umgebaut werden. Die Vorgänge lassen sich also relativ schlicht mit den Ertragslücklen zwischen momentanen und potentiellen Erträgen der Immobilien erklären.

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Berlin: Kunst gegen Gentrification?

Die Rolle von Pionieren im Aufwertungsprozessen und die Funktionen von Kunst als Türöffner der Gentrification haben einen festen Platz in den akademischen und auch stadtpolitischen Debatten. In verkürzter Rezeption von Phasenmodellen des Gentrification-Verlaufs wird dabei vielfach von einer Unvermeidlichkeit, ja fast schon Zwangsläufigkeit der immobilienwirtschaftlichen Inwertsetzung kultureller Aktivitäten ausgegangen. „Erst kommen die Künstler und dann die Investoren…“

Eine bewusste Mitgestaltung von Stadtteilaufwertungen und Branding-Strategien von Immobilienbesitzer/innen wird jedoch von viele Kulturproduzent/innen abgelehnt. Das eigentliche Problem sei vielmehr die ungewollten Vereinnahmung künstlerischer Aktivitäten für Aufwertungsstrategien. Ein Ausweg aus dieser Zwickmühle könnte (neben einer aktiven Beteiligung an Nachbarschaftsprotesten gegen die Aufwertung) in einer selbstreflexiven Thematisierung der künstlerischer Aufwertungsfunktionen in der eigenen Arbeit liegen.

Michalis Pichler hat genau das versucht und eine Leuchtreklame mit dem Titel „Gentrification Lubricants“ gebastelt. Lubricants bedeutet soviel wie Schmierstoff oder Gleitmittel. An den richtigen Orten installiert kann so mit künstlerischen Mitteln auf die Aufwertungsrelevanz konkreter Veranstaltungadressen oder Events  hingewiesen und zumindest die eine oder andere Diskussion ausgelöst werden.

Gentrification-Lubricants-Installation

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Berlin: Biennale löst Gentrification-Debatte aus

Streetart in der Boxhagener Straße in Berlin-Friedrichshain - Foto: Henning Onken via http://www.artmagazine.cc/

Am vergangenen Wochenende startete die Berliner Biennale für zeitgenössische Kunst. Neben zwei Ausstellungsorten in Mitte (Kunst-Werke in der Auguststraße und Neue Nationalgalerie) haben sich die Kurator/innen für gleich vier Standorte in Kreuzberg entschieden. Die Verlagerung der Biennale-Aktivitäten nach Kreuzberg hat sowohl unter Künstler/innen als auch in der Nachbarschaft selbst Debatten um das Gentrification-Thema ausgelöst.

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Berlin: Clubkultur und Gentrification

Am Samstag fand im Hebbel am Ufer (HAU 2) die Veranstaltungsreihe LIFE IS LIVE statt. Im ersten Panel diskutierten verschiedene Musiker, Konzert- und Tourneeveranstalter/innen und eine Musikkuratorin über die Auswirkungen der Tonträgerkrise auf die Eventbranche der Musikindustrie. Richtig Geld verdient werden kann – so in etwa der Tenor – eigentlich nur noch mit Life-Events. Die bestehende Vielfalt von Konzertagenturen und Veranstaltern gerät dabei zunehmend unter den Monopolisierungsdruck internationaler Player der Branche wie Life Nation.  Eine höhere Frequenz an Auftritten und die verstärkte Orientierung am Spektakel sind ebenso Folgen dieser Entwicklung wie die Etablierung von Life-Events durch größere Konzerne (wie z.B. der Telekom) die mit solchen Ereignissen ihr Zielgruppen-Portfolio erweitern wollen. Vieles habe sich verändert, aber die neuen Entwicklungen bieten auch neue Chancen – so die Argumentation auf dem Podium. Worin diese neuen Chancen bestehen, habe ich aber nicht verstanden.

Im zweiten Panel ging es dann um die räumlichen Auswirkungen der Clubkultur: unter dem Motto „Das Event,  die Stadt und das Eigentum“ diskutierten hier Gerrit Schultz (Betreiber vom WMF-Club), Tobias Rapp (Kulturjournalist, Spiegel), Ted Gaier (Musiker, Goldene Zitronen) und Björn Böhning (Politiker, SPD). Christoph Gurk (Musikkurator HAU) und Jens Balzer (Kulturjournalist, Berliner Zeitung) moderierten die Debatte und ich durfte die Rolle des Wissenschaftlers spielen…

UPDATE: hier ein kleiner Artikel zur Diskussion in der taz: Die Kleinen und die Bösen:

Dem (der Gentrification) möchte der Stadtsoziologe Andrej Holm durch Strategien der Dislokation begegnen, in dem man boomenden Vierteln bewusst aus dem Weg geht, oder durch De-Attraktivierung von beliebten Orten. So viel wurde bei „Life is live“ klar: Die Stadt der Zukunft muss sich ihre Lebbarkeit aufs Neue erkämpfen, Popmusik wird dabei eine zentrale Rolle spielen.

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