Frankfurt: Grablichter gegen Gentrifcation

Traueranzeigen am Friedberger Platz / Foto: Felix Dufour (via fr-online)

Mit einer ungewöhnlichen Aktion hat eine kleine Gruppe von Bewohner/innen auf die stete Aufwertung und Verdrängung im Frankfurter Stadtteil Nordend aufmerksam gemacht. Mit Grablichtern und Blumenkränzen wurde der „Tod des Stadtteils“ beklagt. In der Frankfurter Rundschau gab es einen kleinenBericht zu der Protestaktion: Ausverkauf eines Stadtviertels.

Stille Trauer im Nordend. Der Tod des Stadtteils wird beklagt. Er ist der schleichenden Gentrifizierung zum Opfer gefallen. So ist es zumindest auf den mehr als 50 Mahnmalen zu lesen, die in der Nacht auf Donnerstag zwischen Friedberger Landstraße und Oederweg zusammen mit Grablichtern und Blumenkränzen aufgestellt wurden.

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Frankfurt Westend: Wie Hausbesetzungen die Hochhausplanungen verhinderten

Wolf Wetzel hat auf telepolis einen hübschen Artikeln veröffentlicht, der sich mit aktuellen Grroßprojekten der Stadtentwicklung in verschiedenen Städten beschäftigt: „Unternehmen Stadt: Wenn öffentlicher Raum in Renditeanlagen verwandelt wird„. Die geplanten Investorenprojekten benennen – so Wolf Wetzel – zugleich die aktuellen Orte des Widerstandes gegen die unternehmerische Stadtpolitik: MediaSpree, das Hamburger Gängeviertel,  der anstehende Verkauf der Hanauer Innenstadt an einen Investor oder die Planungen für Hochhäuser auf dem Universitätsgelände in Frankfurt Bockenheim sind nicht nur die Meilensteine einer neoliberalen Umstrukturierung der Städte sondern eben auch Wegmarken des Protestes.

Konflikte um Stadtentwicklungspläne haben eine lange Geschichte, Wolf Wetzel schlägt angesichts der aktuellen Umstrukturierungen vor, aus der Geschichte des Widerstandes zu lernen.  Anfang Dezember fand im allerwürdigen Club Voltaire in Frankfurt/Main eine Diskussionsveranstaltung „Geschichte wird gemacht! Neoliberale Stadtentwicklung und städtische  Gegenbewegungen“ im Rahmen der bundesweiten Veranstaltungsreihen „Unternehmen Stadt Übernehmen“ statt. Wolf Wetzel reflektierte in der Diskussion seine Erfahrungen der Westend-Hausbesetzungen, die er als Jugendlicher miterlebt hatte. Seinen Veranstaltungsinput hat er für den Telepolisartikel ausgebaut.

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Frankfurt: Geschichte wird gemacht! (Veranstaltungshinweis)

Im Rahmen der bundesweiten Veranstaltungsreihe „Unternehmen Stadt Übernehmen„, die vom Arbeitsschwerpunkt Stadt und Raum (ASSR) der BUKO organisiert wird, findet am Donnerstag in Frankfurt/Main eine Podiumsdiskussion statt.

„Geschichte wird gemacht! Neoliberale Stadtentwicklung und städtische Gegenbewegungen“
Donnerstag, 03.12.2009 * 19:30,
Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, 60313 Frankfurt/Main
Podiumsdiskussion mit: Wolf Wetzel, Petra, Michael Wilke, Rolf Engelke und Klaus Ronneberger sowie den AktivistInnen der BI „Ratschlag Campus Bockenheim“ und der „Innenstadt AG des Hanauer Sozialforums“

In der Ankündigung heisst es:

Stadtentwicklungsgeschichte ist nicht nur eine Geschichte der Herrschenden und ihrer Modelle, sondern immer auch ein Ergebnis von Erfolgen und Niederlagen sozialer, kultureller und politischer Gegenbewegungen. Da städtische Protestbewegungen immer in Auseinandersetzung mit den städtischen Strukturen und Politiken entstehen, wollen wir die jüngere Geschichte der Frankfurter Stadtentwicklung mit der ihrer Gegenbewegungen kreuzen und so die Dynamiken des Widerstandes ausgraben.

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Frankfurt: Luxuswohnen in der Innenstadt

Frankfurts Immobilienbranche freut sich. Galt es jahrelang als ausgemacht, das teures Wohnen vor allem im Umland der Bankenmetropole stattfindet, beobachten die Makler und seit ein paar Jahren einen Trend zurück in die Innenstadt. Vorbei also die tristen Zeiten, in denen sich nur mit Bürogebäuden Geld verdienen ließ. In der Immobilienbeilage der Frankfurter Rundschau (vom 28./29.11.2009, W6) schreibt Bernd Lothringer über die neuen Entwicklungen: „Das Frankfurter Phänomen“. Im Beitrag heisst es:

Trotz Krise: Der Markt für Luxuswohnen in der Frankfurter Innenstadt wächst stetig. (…) während die Nachfrage in Hamburg, München und Berlin turbulent auf und ab ging, blieb die Lage am Main stabil. Der Grund: Die Klientel mit den gehobenen Ansprüchen treibt es in die Innenstadt zurück.“

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Frankfurt: Ist das Nordend noch zu retten?

Heute (am 19. März) findet um 19 Uhr im Gehörlosenzentrum, Rothschildallee 16a ein Bürgerforum zum Thema „Sozialer Wandel im Nordend“ statt. Eingeladen hat der Ortsbeirat und diskutieren sollen, angeregt durch vier Inputbeiträge, vor allem die Bewohner/innen des Nordends.

Jörg Harraschain (Grüne) vom Ortbeirat Nordend beschreibt gegenüber der Frankfurter Rundschau die Motive für die Veranstaltung „Die Zukunft des Nordends“:

Schließlich ergebe sich damit für die Bürger, die mit einer gewissen Sorge beobachten, dass das Viertel immer nobler wird, eine gute Gelegenheit, ihre Vorstellungen vom Zusammenleben in dem einst von Studenten und Alternativen geprägten Stadtteil zu entfalten.

Ich durfte in einem Interview in der Frankfurter Rundschau vor den Gefahren der Aufwertung im Nordend warnen: Problemviertel Nordend. Stadtforscher Andrej Holm kritisiert, dass der Stadtteil zur Enklave für die Mittelschicht wird: Weiterlesen

Wilhelmsburg macht Schule

Die von der Internationalen Bauausstellung (IBA) in Hamburg Wilhelmsburg betriebenen Aufwertungsentwicklungen setzen vor allem auf die Attraktivierung des Gebietes für so genannte Kreative. Ein Beitrag in der Welt bestätigt diesen Eindruck – Kreativ und modern sein in Wilhelmsburg:

Der Plan, Künstler und junge Engagierte nach Wilhelmsburg zu locken, scheint aufzugehen. „Immer mehr Menschen fühlen sich von der urban-ländlichen Hafenromantik angezogen. Die Nachfrage nach Atelier- und Büroräumen wächst ständig“, sagt IBA-Sprecherin Iris Groscurth. Nicht nur die günstigen Mieten überzeugen, auch die Vielfalt und Aufbruchstimmung in dem als Problemviertel stigmatisierten Stadtteil reizen Kreative.

Neu ist, dass dieses Konzept ganz explizit von anderen Städten aufgegriffen wird. Eine Berliner IBA 2017 soll die bisherige Ideenlosigkeit für die Gestaltung des Flughafengelände Tempelhof lösen und auch in Hessen erhoffen sich die politischen Parteien einen Schub für die Enstehung kreativer Viertel durch eine IBA Frankfurt/Rhein-Main. Der Frankfurter Stadtrat Boris Rhein (CDU) formuliert in einem Interview in der Frankfurter Rundschau die Hoffnung auf neue Impulse für den innerstädtischen Wohnungsmarkt:

Ein anderer wichtiger Punkt ist Frankfurt als Wohnraum. Wohnen muss in die Stadt zurückkehren. Der Klimawandel, die steigenden Energiepreise, die demografische Entwicklung und das Bedürfnis, Familie, Freizeit und Beruf enger zu vernetzen, beschleunigen den Trend.

Frankfurt/Main: Verdrängung im Ostend?

Die Immobilienbeilage der Frankfurter Rundschau titelte in der aktuellen Wochenendausgabe „Frankfurt im Wandel. Phänomen Gentrification: Im Ostend ist soziale Verdrängung am wahrscheinlichsten„. Es gibt leider keine Onlinefassung des Beitrages von Nicole Brevoord. Neben einigen allgemein gehaltenen Erklärungen zur Logik von Aufwertungsprozessen werden Gentrificationprognosen für einzelne Frankfurter Stadtteile formuliert. Empirisch gehen die Einschätzungen vor allem auf die jährlichen Wohnungsmarktberichte von Corpus Sireo Makler zurück.

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