Harlem: Gentrification im Schneckentempo

Auf den Seiten von City Limits aus New York gibt es einen spannenden Artikel, der die Krisenauswirkungen in Harlem beschreibt: „Quiet follows Harlem’s rezoning for development“. Demetria Irwin beschreibt in ihrem Artikel die weitgehende Einstellung der Bauarbeiten an verschiedenen Baurojekten in Harlem. Insbesondere entlang der 125th Street haben zudem etliche Geschäfte aufgegeben, so dass der Aufwertungsboom der vergangenen Jahre auch im Straßenbild sichtbare Rückschläge verzeichnen muss.

The major factor, of course, was the collapse of the financial markets that came months after the rezoning approval, deflating New York City’s real estate bubble. Harlem was not spared. According to the Greater Harlem Chamber of Commerce, approximately one-third of businesses in Harlem closed in the last year, between July 1, 2008 and June 30, 2009.

Dass es nicht nur Krisenverlierer geben muss, geht aus den Aussagen der lokalen Mieterorganisationen hervor, denn der Zusammenbruch der Immobilienwirtschaft nimmt den Verdrängungsdruck aus dem Quartier:

„For so many low-income and even moderate-income Harlem residents, this is good news in that there is the expectation that it will ease some of the displacement pressures,“ said Harlem Tenants Council director Nettie Hester Bailey. „The economic meltdown and the collapse of the real estate industry have stopped the overdevelopment of Harlem in its tracks.“

Boston: „Making our neighborhood a better place“

Jetzt neu: Antigentrification Pocket Jammer

Jetzt neu: Antigentrification Pocket Jammer

Einen hübschen Artikeln zu kleinen Alltagsgemeinheiten im Anti-Gentrification-Kampf gibt es auf dem Blog von Con Chapman zu lesen: Boston Artists Fight Gentrification, One SUV at a Time. Das relativ zentral gelegene Bostoner Leather District durchläuft gerade eine Phase der Revitalisierung, die Touristen ebenso wie die besserverdienden Suburbaniten in die Stadt lockt. Insbesondere die dort seit vielen Jahren ansässigen Künstler/innen befürchten ob dieser Attraktivität steigende Mieten und Wohnkosten.

“A bunch of fat suburbanites driving up rents and crowding creative people out of the little cafes and bistros that we’ve supported since, like forever.”

Künstler/innen und andere Bewohner/innen haben sich zu einer Aktionsgruppe zusammengeschlossen um dieser Entwicklung Einhalt zu gewähren und spielen allabendlich “guerilla tour guides”. Hinter dem Konzept verbirgt sich der simple Ansatz, durch falsche Wegbeschreibungen ungebeten Gäste aus dem Gebiet zu bannen. Insbesondere die großkalibrigen Vorstadtwagen (SUV) werden besonders gern zurück in die Vororte geschickt. Einziges Ausstattungsutensil: einen kleiner Störsender (pocket gps jammer), um die Routenplaner der Fahrzeuge kurzzeitig außer Gefecht zu setzen. Und so sieht “guerilla tour guides” in Aktion aus: Weiterlesen

Detroit: Anti-Gentrification zum Hören

Das Aufbegehren gegen Gentrification ist hip, dass zeigen die vielen Initiativen der vergangen Monate in vielen Städte. Dass Anti-Gentrification auch Hip Hop sein kann, zeigt die großartige Invincible aus Detroit. In einer Art Musik-Dokumentation nimmt sie Stellung zu den Stadtteilkämpfen gegen Aufwertung und Verdrängung in Detroit.

Auf current music, wo auch eine Langfassung des Videos „Invincible feat. Finale- „Locusts“ (docu-music-video)“ zu finden ist, gibt es folgende Kurzbeschreibung:

Detroit based Hip-Hop artists Invincible and Finale rhyme about the impacts of gentrification on the Motor City. This piece includes interviews with community activists discussing displacement and predatory planning versus sustainable development in the D.

Das ganz klingt nicht nur sehr vernünftig, sondern hört sich auch noch gut an. Für alle die ohne Umwege reinhören wollen, hier die kurze Version:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=4ixL3-AdOsU]

via Generation Tapedeck (Danke Jenz!)

Rolle rückwärts: De-Gentrification in LA

Immer dann, wenn von den Karawanen der Aufwertung die Rede ist, die ein Viertel nach dem anderen gentrifizieren, stellt sich die Frage, was geschieht eigentlich mit den Aufwertungsgebieten der vergangenen Phasen. Während in einigen Viertel ‚dritte und vierte Wellen der Aufwertung‘ (Loretta Lees: HyperSuper-Gentrification) beschrieben werden, gibt es offensichtlich auch den entgegengesetzten Trend. Ein Artikel in der New York Times beschreibt den Prozess der De-Gentrification am Beispiel von Eagle Rock im Norden von Los Angeles: When the Next Wave Wipes Out. Weiterlesen

Stadterneuerung als Gentrification

Das Verhältnis zwischen Stadterneuerungsmaßnahmen und Gentrification wird hierzulande heftig diskutiert. Die meisten Stadterneuerungsprogramme der vergangenen Jahre geben vor, sich an partizipativen und behutsamen Strategien zu orientieren. Gentrificationbefunde werden daher oft als überzogene Kritik an der Stadterneuerungspolitik gewertet. Gentrification erscheint in diesen Debatten teilweise als das Gegenteil von Stadterneuerung. Dabei sind die strukturellen Überschneidungen kaum zu übersehen und viele Gentrificationprozesse wurden von Stadterneuerungsmaßnahmen angestoßen.

Auch international gibt es vergleichbare Auseinandersetzungen. Umso erfreulicher, dass der Chicagoer Soziologe Derek S. Hyra seine Arbeit „The New Urban Renewal: The Economic Transformation of Harlem and Bronzeville“ veröffentlicht hat. Am Beispiel der beiden wohl berühmtesten früheren Schwarzenghettos beschreibt Hyra die Aufwertungseffekte der Stadterneuerungspolitik. Dabei verweist der Autor darauf, dass die Verdrängungsprozesse keineswegs nur auf Marktentwicklungen zurückzuführen sind, sondern wesentlich durch die Festlegung von Sonderzonen und Sanierungsgebieten ausgelöst wiurden. Ein Artikel bei The Sun gibt einen guten Einstieg in die Thesen des Buches: „The Way We Gentrify Now: Derek Hyra’s ‚New Urban Renewal„.

New Orleans: Vertreibung nach der Flut

Drei Jahre nach der verheerenden Flutwelle in Folge des Hurrikans Katrina wird nun die soziale Katastrophe des Wiederaufbaus bekannt. Die Sozialwissenschaftler Christian Jakob und Friedrich Schorb publizierten in diesem Monat ihre Studie zu den Entwicklungen in New Orleans „Soziale Säuberung. Wie New Orleans nach der Flut seine Unterschicht vertrieb“ Das Buch erschien beim Unrast Verlag in Münster und kostet 13,80 €.

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Proteste gegen Gentrification in Oakland

Gentrifcation wird inzwischen als globales Phänomen betrachtet, und auch in den USA erfasst der Prozess zunehmend auch kleinere Städte und beschränkt sich nicht mehr nur auf die großen Metropolen wie New York, San Francisco und LA. Im kalifornischen Oakland (knapp 500.000 Einwohner/innen) organisieren Mieter/innen einer bisher preiswerten Wohnanlage den Protest gegen ihre Räumung.

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Gentrification ohne Verdrängung?

Endlich! Amerikanische Zeitungen räumen Vorurteile aus dem Weg. Unter dem Titel „Gentrification: Not Ousting the Poor?“ – immerhin noch mit Fragezeichen versehen – erklärt uns die Times, dass der Zusammenhang von Gentrification und Verdrängung ein großes Missverständnis sei.

People tend to think gentrification goes like this: rich, educated white people move into a low-income minority neighborhood and drive out its original residents, who can no longer afford to live there. As it turns out, that’s not typically true.

Eine Studie an verschiedenen US-amerikanischen Universitäten hat auf der Basis von ausgewerteten Censusdaten festgestellt, dass Haushalte mit geringen Einkommen aus gentrifizierten Gebieten nicht überproportional häufig ausziehen.

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