Berlin: Verdrängungserfolge

Eine Ausstellung zur Aufhebung der Sanierungssatzung im Sanierungsgebiet Kollwitzplatz (Berlin Prenzlauer Berg) scheidet mal wieder die Geister. Der Tagesspiegel beschreibt den Streit um die dramatischen Sozialstrukturveränderungen im Gebiet ein wenig verniedlichend als  eine Entwicklung  „Zwischen Aufschwung und Abwanderung“:

Update: In der Morgenpost erschien ein ausführlicher Bericht zur Ausstellungseröffnung: „Kollwitzkiez: Erfolgsmodell mit Schattenseiten„.Und auch in der Berliner Zeitung ist ein Veranstaltungsbericht zu finden:Wohnungen zu teuer, Markt zu laut. Ulrich Paul geht in seinem Kommentar „Ein Mietenstopp würde helfen“ grundsätzlich in die richtige Richtung. Allein die von ihm geforderte Bundesratsinitiative, zur Beschränkung von Neuvermietungsmieten auf maximal 20 Prozent über dem Mietspiegel, wird jedoch kaum reichen…

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Berlin: Rettungsschirm für Luxuswohnprojekte?

Aus der Welt der Banken  und ruinösen Industrieunternehmen ist das Motiv inzwischen hinlänglich bekannt: der Staat unterstützt vor allem die Reichen und Vermögenden. Natürlich in erster Linie, um die systemwichtigen Strukturen in unser aller Interesse zu retten…

Eine ähnliche Konstellation scheint sich nun in Berlin Kreuzberg anzubahnen. So jedenfalls ist eine Meldung im Berliner Tagesspiegel zu interpretieren: Luxus-Wohnprojekt attackiert.

Rund 20 dunkel gekleidete Personen haben in der Nacht zu Freitag ein im Bau befindliches Luxus-Wohnprojekt in Kreuzberg mit Steinen und Farbbeuteln angegriffen. Nach Angaben der Polizei gingen an dem Gebäude in der Liegnitzer Straße zwölf Scheiben zu Bruch. Anschließend flüchteten die Unbekannten in den Görlitzer Park. Der polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen.

Was bitte hat denn der Schutz von Immobilienprojekten mit Staatsschutz zu tun? Weiterlesen

Berlin: Aufwertungsfamilien

In den Wochenendausgaben der Berliner Zeitung und des Tagespiegel gibt es mehrere Artikel zu aktuellen Konfliktlinien in Berlin Friedrichshain und Prenzlauer Berg.

Nana Heymann versucht sich im Beitrag „Die Stimmung zieht sich zu“ in der Interpretation von Nutzungskonflikten in Prenzlauer Berg als eine Art Nachbarschaftsstreitigkeit;

Nach der Wende wollten alle nach Prenzlauer Berg ziehen. Doch jetzt brechen unter den Bewohnern zunehmend Konflikte auf. Streit gibt es zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen, Singles und Familien, Schwaben und Preußen, Reichen und Linken

Neu an der Beschreibung im Tagesspiegel sind Berichte über die Diskriminierung von jungen Familien in Prenzlauer Berg. Die Erfahrungen einer junge Mutter werden dafür als Beleg herangezogen:

Zum Beispiel, als sie sich vor kurzem mit einer Freundin in einem Café verabredet hatte, an dessen Tür nun ein Schild klebte, das die „lieben Eltern“ dazu aufforderte, ihren Kinderwagen doch bitte draußen zu lassen. Aber weil es regnete, ging das nicht, und deshalb musste sie das Kaffeetrinken vertagen. Oder neulich, als ihr beim Spazierengehen mit der Tochter ein Mann entgegen kam und ihr vorwarf, dass sie sich wohl extra für den Spielplatz aufgebrezelt habe

Stefan Strauss stellt in seinem Beitrag „Farbbeutel für den Traum von einer anderen Welt“ Proteste gegen die soziale Aufwertung, steigende Mieten und teuere Nobelgeschäfte ins Zentrum. Die Ursache des aktuellen Protestzyklus wird neben den fortschreitenden Aufwertungstendenzen in der Bedrohung von Wohnprojekten, Wagenburgen und anderen Freiräumen vermutet: Weiterlesen

Streetart: Gentrification ist Klassenkampf

David Harvey und Neil Smith schreiben es seit über 20 Jahren immer wieder in ihren Texten: Gentrification ist Ausdruck einer kapitalistischen Urbanisierung und Ggenstand von Klassenauseinandersetzungen. In Berliner Aufwertungsquartieren wird nun auch ganz unverschämt zum Klassenkampf aufgerufen…

http://www.reclaimyourcity.net

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Frankfurt: Unruhe im Nordend

Der Einladung des Ortsbeirates zum Bürgerforum , „Sozialer Wandel im Nordend“ folgten etwa 60 Bewohner/innen, die sich zum Teil vehement in die Debatte um die aktuellen Entwicklungstendenzen in Frankfurter Stadtteil Nordend einbrachten. Nach einem kurzen historischen Überblick der Stadtentwicklungsgeschichte des Nordends durch Achim Mittler improvisierte die Moderatorin Prof. Ursula Stein eine gemeinsame Bestandsaufnahmen der sozialen Entwicklungen, da ein entsprechendes Inputreferat durch den kurzfristigen Ausfall einer Referentin kompensiert werden musste. Die Sammlung von Beobachtungen, Erfahrungen und Geschichten aus dem unmittelbaren Alltag bestätigten eine ausgewachsene Aufwertungsdynamik: Umwandlung, Luxusneubauten und steigende Mieten auf der einen – Verarmung, Verdrängung und Zukunftsängste auf der anderen Seite. Auf den Lokalseiten der Frankfurter Rundschau gibt es eine ganz anschauliche Zusammenfassung: „Angst vor LuxussanierungWeiterlesen

Frankfurt: Ist das Nordend noch zu retten?

Heute (am 19. März) findet um 19 Uhr im Gehörlosenzentrum, Rothschildallee 16a ein Bürgerforum zum Thema „Sozialer Wandel im Nordend“ statt. Eingeladen hat der Ortsbeirat und diskutieren sollen, angeregt durch vier Inputbeiträge, vor allem die Bewohner/innen des Nordends.

Jörg Harraschain (Grüne) vom Ortbeirat Nordend beschreibt gegenüber der Frankfurter Rundschau die Motive für die Veranstaltung „Die Zukunft des Nordends“:

Schließlich ergebe sich damit für die Bürger, die mit einer gewissen Sorge beobachten, dass das Viertel immer nobler wird, eine gute Gelegenheit, ihre Vorstellungen vom Zusammenleben in dem einst von Studenten und Alternativen geprägten Stadtteil zu entfalten.

Ich durfte in einem Interview in der Frankfurter Rundschau vor den Gefahren der Aufwertung im Nordend warnen: Problemviertel Nordend. Stadtforscher Andrej Holm kritisiert, dass der Stadtteil zur Enklave für die Mittelschicht wird: Weiterlesen

Berlin: Stadtpolitische Frühjahrsoffensive

Nicht nur die offizielle Politik und die Presse bleibt dem Mietenthema treu, sondern auch die Initiativen und Bewegungsansätze bleiben am Ball. Die Initiative Wir Bleiben Alle! ruft zu einer Demonstration für den Erhalt von Freiräume, für emanzipatorische Projekte und unkommerzielle Kultur aus:

United we stay – Kollektiv Offensiv Subversiv

| 14.03. | 15 Uhr | Hermannplatz (Berlin)

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=nb9CkxEIZKY]

Im Aufruf heisst es unter anderem:

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Berlin: Linke Wohnungspolitik braucht Bewegung

Nach dem in den vergangenen Wochen die Grünen und die SPD das Thema der Wohnungspolitik zu ihrem erklärt haben, entdeckt nun auch die Linke ihr Herz für die Mieter/innen der Stadt. In der Presse verkürzt als Streit um die Nachsubventionierung im Sozialen Wohnungsbau dargestellt, hat die Linksfraktion gestern ein wohnungspolitisches Grundsatzpapier „Soziale Wohnungspolitik für Berlin“ beschlossen. Wie bereits der Grüne Bürgermeister Kreuzbergs setzen die Linken dabei auf eine Bundesratsinitiative zur Reform des Mietrechts. Darüber hinaus soll aber auch die gerade vom SPD-Linke-Senat gekippte Regelungen zu den Kosten der Unterkunft von Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften (AV-Wohnen) über eine Bundesinitiative gerettet werden. Doch auch auf landespolitischer Ebene legt die Linke einige Vorschläge vor:

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