Berlin: Demo gegen Verdrängung (29.11.08)

Hop Hop Hop – Mieten Stop!

Demonstration gegen steigende Mieten, Stadtumstrukturierung, Verdrängung & Ausgrenzung

Samstag, 29.11.08, 14 Uhr Falckensteinstraße
(U Schlesische Straße)

Billige Mieten für alle in Kreuzberg 36, Neukölln und überall – Wohnen ist Menschenrecht!
Mieterhöhungen boykottieren – Zwangsumzüge stoppen – Verdrängung angreifen!
Keine weitere Privatisierung – die Häuser denen, die drin wohnen!
Luxuswohnungen verhindern – alternative Projekte verteidigen – sinnlosen Leerstand besetzen!
Gegen rassistische Polizeikontrollen, Ordnungsamtschikanen, Kameraüberwachung!
Vorläufige Route: Start ist in der Falckensteinstraße Ecke Schlesische Straße, von dort geht die Demo über Wrangelkiez, Lausitzer Platz, Bethanien, Kotti, Kottbusser Damm in den Reichekiez und endet vor den sogenannten CarLofts in der Reichenberger Straße und damit auch vor dem akut bedrohten Hausprojekt Reiche 114.

Alle Gruppen, Hausprojekte, Initiativen, Projekte und Läden, die den Aufruf zur Demonstration unterstützen möchten, mögen uns doch bitte bis spätestens 05.11.08 eine kurze Mail schicken (spreepiratinnen(at)gmx(dot)net).

Und wer Lust hat, sich bei der Vorbereitung der Demo einzubringen, sei herzlich zu unseren wöchentlichen offenen Vorbereitungstreffen eingeladen: jeden Dienstag um 19 Uhr in der NewYorck im Bethanien-Südflügel, Mariannenplatz 2, Kreuzberg. Und natürlich freuen wir uns auch über alle, die Lust haben, die Demo auf ihre Route mit kreativen Aktionen willkommen zu heißen.

mehr Informationen: Die Spreepirat_innen

Wird Wilhelmsburg Szeneviertel?

Zumindest der Harburger behauptet eben dies in einem Beitrag: Wilhelmsburg: Von alten und neuen Pionieren Elbinsel ist auf dem Weg zum Szenequartier. Wem der Ruf als Szenviertel dient wird im Artikel schnell klar:

Mittlerweile besitzt Grevenkamp ein zweites Haus in der Fährstraße und freut sich, dass das Negativ-Image von Wilhelmsburg am Verschwinden ist.

Der dort angesprochene Hausbesitzer hat – so wird in dem Artikel berichtet – vor dem Kauf seiner Häuser Scheinannoncen in Zeitungen aufgegeben um die Vermarktungsfähigkeit der Gegend zu ermitteln.

Seine Frau schüttelte nur mit dem Kopf und sagte: „Da will doch niemand wohnen.“ Doch der Unternehmer Konrad Grevenkamp aus St. Pauli machte die Probe aufs Exempel und inserierte Wohnungsangebote in Wilhelmsburg, die er aber noch gar nicht hatte. „Ich wollte einfach mal sehen, wie die Reaktion ist.“

Eine Methode, über die auch Stadtteil- und Mieterinitiativen nachdenken könnten um die Tiefen des Bodenmarktes auszuloten.

Berlin: Hoffnung Finanzkrise?

Annett Gröschner fragt in der aktuellen Ausgabe des Freitag, ob die Pleite auf der Baustelle gegenüber was mit der Finanzkrise zu tun haben könnte. Das wäre ja bei all den neugeplanten Bauprojekten mal ein positives Zeichen. Zumindest ist der Wurm drin:

Als nächstes ging der Bauherr des Grundstücks nebenan pleite. (…) Der Rohbau sieht nun schlimmer aus als die Ruine, die seit 1945 an derselben Stelle stand. Die war nämlich wenigstens noch aus Ziegeln und nicht aus Hohlblocksteinen. Es ist auch anzunehmen, dass hier nicht so schnell enttrümmert werden wird. Die Website des Bauträgers verspricht nach wie vor die Zusammenarbeit mit renommierten Banken. Wahrscheinlich hatten Fannie und Freddie ihre faulen Kredite im Spiel. Und uns bleiben bis auf weiteres zwölf neue nervige Neubötzowviertler nebst Anhang erspart. Die Kreditkrise hat eben mitunter auch etwas Gutes. Besser wäre allerdings gewesen, die Blase wäre schon beim Bau des Kellerfundaments geplatzt.

Definitiv zu spät kommt die Finanzkrise aber für die bereits fertiggestellten Luxuswohnanlagen in Prenzlauer Berg. Ulrike Steglich begab sich auf die Suche nach einem Wohnen ohne Kompromisse. Gefunden hat sie die von den vielen Reportagen genervten Bewohner/innen und eine erschreckende Monotonie in den Townhouses und Urban Villages:

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Berlin | Zürich: Gentrification light?

Gentrification ist ein „dirty word“ (Neil Smith). Auch aktuelle Beispiele zeigen, dass vor allem Stadtverwaltungen und die Immobilienwirtschaft in eine Rhetorik der Verharmlosung verfallen, wenn es darum geht, Verdrängungsprozesse zu beschreiben.

Beispiel Zürich: Die Neue Züricher Zeitung argumentiert im Artikel Übertriebene Angst vor «Yuppisierung» an der Langstrasse, dass die Verdrängung nicht so drastisch sei, wie wahrgenommen. Zwar habe es größere soziale Veränderungen gegeben, aber die könne nicht als Verdrängung beschrieben werden, schließlich seien die früheren Bewohner/innen aus anderen Gründen ausgezogen… (mehr)

Beispiel Berlin Prenzlauer Berg: Um den Erfolg der Berliner Stadterneuerungspolitik zu demonstrieren wählte die Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) ausgerechnet den Kollwitzplatz in Prenzlauere Berg aus. Nein, es ging ihr nicht um die magere soziale Bilanz von 15 Jahren Sanierung (mehr dazu hier im gentrificationblog) sondern um die Vorstellung des Campus der Grundschule am Kollwitzplatz als ‚gelungenes Beispiel für eine familiengerechte Stadterneuerung‘. Um solche Erfolge zu zelebrieren, wird das verpassten Sanierungsziel einer sozial verträglichen Modernisierung einfach ausgeblendet. Auch eine Variante, sich eine Realität zu schaffen. Im Neuen Deutschland ist die Jubelveranstaltung anschaulich beschrieben: Respekt vor Kindern am Kollwitzplatz.

Beispiel Berlin Neukölln: Eine kürzlich vorgestellte Studie zur boomenden Kreativwirtschaft hat gerade wieder Neukölln und sogar Teile von Wedding als künftige hot-spots der Aufwertung identifiziert. In der Berliner Morgenpost (Studie sagt Berlins Kreativwirtschaft starkes Wachstum voraus) heisst es:

Bereits durch diese erste Studie werde deutlich, welche Impulse von den Kreativen ausgingen und wie Kunst und Kultur Stadtteile, auch im sozialen Bereich, verändern könnten. Als Beispiel nannte sie „Szene-Quartiere“ wie Nord-Neukölln und Wedding.

Um nicht auf den Gedanken zu kommen, solche Impulse könnten irgendwas mit Aufwertung oder Verdrängung zu tun haben, gibt es den Plötz-Immoblienführer: In Neukölln muss man steigenden Miete nicht fürchten (Berliner Morgenpost). Na, dann wird ja alles gut…

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Moskau: Stadtumbau für ‚Neue Reiche‘

Stadtumbau Moskau (http://www.inmoskau.de/blog)

Gentrification ist längst ein globales Phänomen: In Moskau werden ganze Stadtviertel aus dem Boden gestampft in denen vor allem die “Nouveaux Riches” wohnen werden. Für schlappe 14 Mrd. Euro werden zur Zeit etwa 20 Wolkenkratzer errichtet: “Moscow City”. Neben Geschäftsräumen entstehen vor allem Luxuswohnungen (imagetours). Dass solche Großprojekte auch den sonstigen Wohnungsmarkt beeinflussen, zeigt das Beispiel der russischen Hauptstadt eindrücklich. Novosti, die russische Nachrichtenagentur titelte Anfang des Jahres: Moskau: Wohnungspreise schlagen alle Rekorde.

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Frankreich: Ghettos der Reichen

Wenn in wohnungspolitischen Debatten hierzulande von ‚französischen Verhältnissen‘ die Rede ist, denken viele zunächst an Jugendkrawalle, brennende Autos und Banlieues. Weniger bekannt dürfte das für europäische Verhältnisse ungewöhnliche Festhalten am Sozialen Wohnungsbau sein. Ein im Jahr 2000 verabschiedetes Gesetz „Solidarität und Stadterneuerung“ (Solidarité et Renouvellement Urbain) schreibt dabei allen Kommunen ab einer bestimmten Größe einen Sozialwohnungsanteil von 20 Prozent vor. Wird dieser Anteil bis 2020 nicht erreicht, werden jährliche Strafe für die Kommunen fällig. Eigentlich eine prima Idee – doch dort, wo die Reichen unter sich bleiben wollen, werden die Strafen wohl billigend in Kauf genommen. Ein Beitrag beim Deutschlandfunk (Tobias, vielen Dank für den Hinweis!) stellt sich dem Thema Wohnungsnot und setzt sich mit der Umsetzung des Solidaritätsgesetztes auseinander: Elend im Land der Eleganz.

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Toronto: Barbaren der Aufwertung

Im bisher multikulturell geprägten Szeneviertel Kensington Market in Toronto vollziehen sich aktuell in geradezu klassischer Weise Aufwertungsprozesse im Gewerbebereich. Neben den Wohnungsmarktdynamiken und Verdrängungsprozessen zählt die Ausfwertung des Nachbarschaftscharakters zu den zentralen Merkmalen von Gentrificationprozessen. Kensington Market erlebt gerade eine Professionalisierung und Kommerzialisierung der Gewerbestruktur: statt Kunsthandwerk und Szenekneipen gibt es künftig Spezialitätengeschäfte und Edelrestaurants. Die neuen Geschäfte zahlen etwas mehr als doppelt so hohe Mietpreise. Angesichts von fünf Neueröffnungen in den letzten Monaten fragt Deirdre Kelly in globeandmail.com in ihrem Beitrag The new kings of Kensington: can the bohemians hold off the barbarians of gentrification any longer?

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Sonderausschuss MediaSpree

Der Duden bietet für Aus|schuss, der; -es, Ausschüsse gleich mehrere Bedeutungen an: Neben der Fachkommission unter anderem auch das Abfallprodukt. Im Fall des hier beschriebenen Sonderausschusses MediaSpree scheint es sich um beides zugleich zu handeln. Nach einer langen Sommerpause und etwa 11 Wochen nach dem erfolgreichen Bürgerbegehren gegen das Investorenprojekt MediaSpree hat sich nun diese Woche der lange geplante Sonderausschuss der Bezirksverordneten- versammlung Kreuzberg-Friedrichshain konstituiert. Bei der radiokampagne.de Berlin gibt es ein Interview mit Karsten Jost von MediaSpreeVersenken.

Im Sonderaussschuss, der am 8. Oktober mit seiner eigentlichen Arbeit beginnen wird, sollen für die einzelnen Grundstücke des MediaSpree-Geländes Vorschläge zur Umsetzung des Bürgerentscheides diskutiert werden. Ob in einer solchen kleinteiligen Vorgehnsweise, die von vielen befürchteten Verdrängungsprozesse und Auswirkungen auf die anliegenden Wohngebiete angemessen diskutiert werden können, bleibt fraglich. Zumindest eine direkte Umsetzung des Bürgervotums sähe anders aus. Insofern ist der Ausschuss eben nicht nur Fachgremium, sondern auch eine Mischung von Verlegenheitslösung und Abfallprodukt des Bürgerentscheids…

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Kreuzberg: Ende der Nischen

Gerade erst wurde eine Studie über die großflächigen Mietsteigerungen und kleinräumigen Aufwertungstendenzen in Kreuzberg veröffentlicht, nun drängt sich die Realität der Aufwertung ins Rampenlicht. Einer der letzten Nischen des preiswerten Wohnens in Kreuzberg droht die Zwangsversteigerung. Die Bewohner/innen der Reichenberger Straße 114 befürchten die Kündigung ihrer bisherigen Nutzungsverträge und eine Vertreibung aus dem Haus. Die Zwangsversteigerung findet am am 14.10.2008 um 9:00 Uhr im Saal I/144 in der Möckernstraße 130 statt.

Mehr informationen zum Hintergrund des Konfliktes: Weiterlesen