Neukölln wird verkauft

… dies jedenfalls glaubt der Tagesspiegel: Neukölln verkauft sich gut. Ob Rütli-Schule, preisgekrönte Spielfilme („Knallhart“ von Detlef Buck) oder Kurt Krömer – Neukölln ist zumindest zu einer vielgenutzten Marke geworden. Und jetzt gibt es auch noch „Luxuswäsche – Made in Neukölln“ (Berliner Morgenpost).

In Nordneukölln scheint dieser symbolische Imagegewinn sich auch in den stadträumlichen Strukturen niederzuschlagen. Gleich mehrere Medien bejubelten in der vergangenen Woche den Aufstieg des Problemviertels. n-tv.de konstatiert in einem Bericht über den Reuterkiez in Nordneukölln noch sachlich einen Wandel: Berlin-Neukölln im Wandel. BILD zeigt uns die neuen, schönen Seiten von Neukölln: Neukölln zieht immer mehr Kreative an. Der Problem-Kiez wird zum Szene-Viertel:

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Kleinräumige Aufwertungen in Kreuzberg

In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung Jungle World gibt es ein ausführliches Interview mit dem Stadtplaner Sigmar Gude von topos über die Ergebnisse der jüngsten Sozialstudien zu Kreuzberg: „Noch immer wird man als Krawattenträger in Kreuzberg 36 komisch angeschaut“.

Demnach weisen die Sozialstrukturen eine große Konstanz auf. „Es findet weder eine Verslumung statt, noch kommt es zu solch enormen Aufwertungs­tendenzen wie am Prenzlauer Berg.“ Dennoch wurden erhebliche Mietsteigerungen festgestellt:

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Hamburg: Neue Mitte Wilhelmsburg

Gentrification wird oftmals verkürzt als reiner Markteffekt beschrieben. Insbesondere wenn es darum geht, zu erklären, warum es in Deutschland – anders als etwa in den USA – gar keine Gentrification geben könne, wird auf die politischen Eingriffe in den Wohnungsmarkt verwiesen.

Doch dort wie hier gilt: kaum eine Gentrification ohne politischen Impuls. Ein schönes Beispiel dafür bieten die Aufwertungsbemühungen der IBA in Hamburg Wilhelmsburg. In der jüngsten Ausgabe des property magazine darf die Hamburger Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk die Vision des größten IBA-Neubauprojektes bewerben: Eine neue Mitte für Wilhelmsburg.

Gentrification ist Verbrechen…

Dies jedenfalls meint Morgan Thomas in The Hilltop, einer Tageszeitung der Studierenden der Howard University: Gentrification is a Crime Against Humanity. Hintergrund für seine weitgehende These ist eine Dabatte, die sich in Artikeln der Zeitung entspann. Morgan Thomas Beitrag ist eine Replik auf Positionen, die Gentrification vor allem aus der Perspektive der Sicherheit und der Ästhetik von Nachbarschaften betrachten. Statt dessen, so die Argumentation von Thomas, sei „Gentrification … a recent phenomenon that disenfranchises poor people across the globe by denying them of a basic human right: housing“ – also eine Entrechtung, die arme Leute vom Recht auf Wohnen ausschließt.

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Luxus, Komfort, Sicherheit

Auf Indymedia gibt es einen ausführlichen Artikel zu den Car-Lofts in der Reichenberger Straße in Berlin Kreuzberg: Berlin: Luxus-Auto-Lofts in Kreuzberg. Neben einer ausführlichen Beschreibung des skurilen Wohnprojektes gibt es eine Einordnung der Luxuswohnungen in die allgemeinen Aufwertungsentwicklungen Kreuzbergs und eine Darstellung des bisherigen Protestes:

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Berliner Aufwertungsserie

Die Wochenzeitung Jungle World startete vor einigen Wochen eine Artikelserie „über die Gentrification in der Hauptstadt“. Bisher erschienen sind lesenswerte Beiträge zu Aufwertungsprozessen, in Neukölln, Kreuzberg und Prenzlauer Berg.

Im Artikel Die Avantgarde der Sanierung kritisiert Jörg Sundermeier die Neuhinzugezogenen in Nordneukölln, die „im Namen der Arbeiter­familien, die vorher in ihren Wohnungen wohn­ten“ das Wohngebiet gegen die Gentrification verteidigen und auf jene schimpfen, die nachziehen.

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Berlin: Neue Initiativen gegen Aufwertung und Verdrängung

Stadtentwicklungsthemen haben in den vergangenen Monaten einen festen Stellenwert in der Berliner Initiativenlandschaft eingenommen: MediaSpree, die Eröffnung der O2-Halle, steigende Mieten in Kreuzberg und Prenzlauer Berg… In vielen Bereichen regt sich der Protest:

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Berlin: Gentrification doch kein Tabu

Während Gentrification die hiesigen Debatten oftmals polarisiert und sogar als Provokation empfunden wird, ist der Gebrauch der Vokabel im englischen Sprachgebrauch von einer großen Selbstverständlichkeit geprägt. Ein schönes Beispiel für den affirmativen Gebrauch des Gentrificationbegriffs bietet die Immobilienbeilage der New York Times: Grate Homes and Destination. Unter der Rubrik International Real Estate findet sich die Beschreibung für ein Verkaufsobjekt in der Kreuzberger Katzbachstraße. Gleich im ersten Absatz heißt es:

Kreuzberg, a fashionable neighborhood on the western side of the Berlin Wall in the heart of the unified city, is home to students, artists and young families. This historically Turkish immigrant neighborhood has in recent years undergone a gentrification process; there are upscale shops and a diverse array of restaurants, as well as a newly renovated market hall specializing in regional and organic foods.

… und da soll noch mal behauptet werden, Gentrification sei ein Schimpfwort. Zumindest im konkreten Fall der Katzbachstraße zahlt sich die Aufwertung regelrecht aus. Die 165 qm Wohnung soll für über eine halbe Million Dollar verkauft werden – das sind mehr als 400.000 Euro.

Berlin: Der Aufwertungszirkel

Eigentlich sind Meldungen über längst Bekanntes keine Zeitungsartikel wert, doch der Tagesspiegel in Berlin erinnert uns dankenswerter Weise in seiner aktuellen Ausgabe an eine unbeliebte Tatsache: Wohnen wird teurer. Zitiert wird diesmal eine Studie von Jones Lang LaSalle (JLL), die ein sogenanntes „Residential City Profile Berlin“ vorgelegt haben. Allein in den letzten sechs Monaten seien die Mieten in Berlin um 2,5 Prozent gestiegen. Doch interessant ist nicht nur der Fakt der Preissteigerungen, sondern deren raum-zeitliche Entwicklung. Die Geographie der Aufwertung in Berlin lässt sich für die vergangenen 18 Jahre als fast geschlossener Kreis über den Innenstadtbezirken darstellen…

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Wien: Verdrängungen am Rande

In Wien bleibt trotz kultureller Aufwertung die für Gentrificationprozesse typische Verdrängung aus. So jedenfalls verschiedenen Einschätzungen aus der Hauptstadt Österreichs. Im Stadtmagazin Falter wurden insbesondere der Soziale Wohnbau als Begründung angeführt (siehe Eintrag hier im gentrificationblog).

Stadtplaner und Verkehrsexperten hingegen glauben den Grund für die ausbleibenden Aufwertungen der Innenstadt in der anhaltenden Suburbanisierung gefunden zu haben. Schon vor etwa einem Jahr stellte Die Presse die Frage: „Weg mit dem Speck, zurück in die Stadt?“ Leicht rückläufige Wanderungsverluste an das Umland seien keine Trendumkehrung, so der Tenor des Artikels:

Es gibt allerdings auch Experten, die den Trend zur Re-Urbanisierung nicht erkennen wollen. Einer von ihnen ist der Raumplaner Heinz Fassmann, der die vermeintliche Trendumkehr in Frage stellt. „Es stimmt, dass im Westen und Süden der Stadt der Höhepunkt erreicht ist, allerdings wird sich die Suburbanisierung in den nächsten Jahren umso mehr auf den Norden und Osten konzentrieren.“ Und die jüngsten Enwicklungen in der Statistik? „Dabei handelt es sich möglicherweise um eine statistische Delle.“ Fassmanns Fazit: Abschwächung der Suburbanisierung – ja, Trendumkehr – nein.

Was dies mit den Gentrification in der Wiener Innenstadt zu tun haben soll, ist in einer aktuellen Ausgabe der Presse nachzulesen: Harmlose Bobos, amerikanische Speckgürtel.

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