Wiederaneignung der Stadt

Unter dem Titel „Wiederaneignung der Stadt“ bieten Stadtteil- und Mieteraktivist/innen aus sechs europäischen Ländern beim Europäischen Sozialforum (ESF) am 18. September ein Seminar zu „Widerständen gegen Zwangsräumungen, Abrisse, Gentrifizierung, Privatisierung, Spekulation“ an.

Es wird dabei vor allem um den Austausch und die Vernetzung von Aktivitäten gehen. Wie Proteste gegen Mietsteigerungen aussehen können, zeigen Beispiele aus Paris und Zürich. Dort wurden mit Strategien der „Party-Guerilla“ Besichtigungstermine überteuerter Wohnungsangebote in Protesthappenings verwandelt. In Paris nannte sich die Gruppe „Jeudi-Noir“ (Schwarzer Donnerstag), weil immer Donnerstags die Anzeigen für Wohnungen erscheinen. Die Züricher Variante der neuen Protestkultur nennt sich „Fat-Rent-Party„. Was wir uns darunter vorstellen können, gibt es hier zu sehen.

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Wilhelmsburg: Schwermetalle erschweren Aufwertung

Die Kritik an den Aufwertungsstrategien der IBA-Wilhelmsburg war hier im Blog schon mehrfach Thema und hat nun auch die IBA selbst erreicht. Im Rahmen des IBA-Projekttages suchten die IBA-Macher Kontakt zu den Bewohner/innen der Elbinsel. Im Harburger gibt es einen Bericht über eine solche Begegnung. Fragen an die Planer:

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Erfolgsstory Kollwitzplatz?

Die kürzlich auch hier vorgestellte Sozialstudie 2008 für das Sanierungsgebiet Kollwitzplatz beschäftigt nun auch die lokalen Printmedien. Stefan Strauss stellt die Studie und die stadtpolitischen Reaktionen im Bezirk in der Berliner Zeitung vor und macht uns allen nochmal klar, dass die Sanierung mit öffentlichen Geldern finanziert wurde: 131 Millionen Euro für einen Kiez ohne Spießer. „Weitgehend als Erfolg“ bewertet Jochen Korfmacher vom Kreuzberger Büro für Stadtplanung, -forschung und -erneuerung (PFE) die Veränderungen der vergangenen 15 Jahre. Das sehen nicht alle so…

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Kollwitzplatz: Luxuskiez statt Arbeiterviertel

Die Beiträge zum Luxuswohnen in Berlin überschlagen sich förmlich. Nach den Beiträgen in der Berliner Zeitung (hier im Blog) und in dem Berliner Tagesspiegel (siehe hier) wagt sich nun auch die überregional erscheinende FAZ ans Thema: Berlin: Luxus für den Kiez. Dem dort zitierte Immobilienentwickler Maik Uwe Hinkel jedoch gefällt das Gerede von Luxuswohnungen gar nicht:

Als Kaufpreis für die 165 Quadratmeter großen 4-Zimmer-Wohnungen verlangt sein Unternehmen 450.000 bis 490.000 Euro. „Es ärgert mich, wenn da von Luxuswohnen die Rede ist“, sagt Hinkel und spielt auch auf die Vorbehalte an, die Neubauvorhaben wie diesem aus der Nachbarschaft entgegenschlagen. „Luxus fängt bei mir bei 10.000 Euro an.“ (Gemeint sind Kaufpreise pro Quadratmeter)

Doch unabhängig von den verschiedenen Kategorien des Luxuswohnens, die neuen Wohnungsangebote in Prenzlauer Berg richten sich an Besserverdienende. Und das nicht nur im Neubausegment. Wie sich diese Entwicklung auswirkt, zeigt eine kürzlich fertig gestellte Sozialstudie für das Sanierungsgebiet Kollwitzplatz (PFE 2008). Dort findet sich unter anderem der Hinweis, dass es nur noch 4 Prozent Arbeiter am Kollwitzplatz gibt. Diese und andere interessante Zahlen über die Veränderung der Sozialstruktur in den vergangenen 15 Jahren gibt es dort zu lesen:

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20 Jahre Tompkins Square Riots

Selbst die heftigsten Straßenschlachten landen irgendwann im Feuilleton. Unter dem Titel „Der verlorenen Kampf um die Lower Eastside“ erschien in der Berliner Zeitung von heute eine kleine, aber feine Besprechung von Q. Sakamakis Buch „Tompkins Square Park„. Das Buch erschien zum 20. Jahrestag des Tompkins Square Riots und kann als fotografischer Bericht der Auseinandersetzungen um die Lower East Side in New York verstanden werden. Auch die International Herald Tribune würdigte die Neuerscheinung mit einer Besprechung: A look back at Tompkins Square Park. Der Tompkins Square Park ist bis heute ein Symbol für die Antigentrificationproteste geblieben:

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Gentrification auch in Kreuzberg

Christoph Villinger fasst in der aktuellen Ausgabe des Berliner MieterEchos die Ergebnisse einer Studie des Planungsbüros topos im Gebiet Reichenberger Straße zusammen: Aufwertung beginnt trotz Milieuschutz. Siegmar Gude von topos wird mit einer klaren Einschätzung zitiert:

„Der Kiez um die Reichenberger Straße ist ein Zuzugsgebiet einkommensstarker Haushalte, die Tendenz zur Gentrifizierung ist deutlich.“

Insbesondere im Reiche-Kiez habe sich Anzahl der Haushalte mit Kindern zwischen 1993 und 2008 von 31% auf nun 18% verringert. Die Zunahme von kinderlosen Bewohner/innen ist typisch für die Pionierphasen von Aufwertungsprozessen. Deutlicheres Indiz für die Veränderungsdynamik sei aber der deutliche Anstieg der Durchschnittseinkommen um 30% in den letzten drei Jahren. Bei den Neuvermietungen betrage die Steigerung sogar 50 Prozent – so Sigmar Gude.

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Urban Villages: Wohnen ohne Gesinde

Die Immobilienbeilage der Berliner Zeitung von diesem Wochenende (30/31.August) wartet mit einem der Modethemen des Berliner Wohnungsmarktes auf. Unter dem Titel „Dorfleben für Großstädter“ werden sogenannte ‚Urban Villages‘ als neues Produkt des Berliner Immobilienmarktes angepriesen. Sie würden das „Beste aus Großstadt – und Landleben vereinen“ schreibt Autor Till Schröder. Im Unterschied zu den Townhouses, richten sich die ‚Urban Villages‘ jedoch nicht an die Superreichen…

Mehr zum Thema gibts in der taz, bei der Deutschen Welle und im Prenzlauer Berg Blog und auch hier im gentrificationblog.

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Stadterneuerung als Gentrification

Das Verhältnis zwischen Stadterneuerungsmaßnahmen und Gentrification wird hierzulande heftig diskutiert. Die meisten Stadterneuerungsprogramme der vergangenen Jahre geben vor, sich an partizipativen und behutsamen Strategien zu orientieren. Gentrificationbefunde werden daher oft als überzogene Kritik an der Stadterneuerungspolitik gewertet. Gentrification erscheint in diesen Debatten teilweise als das Gegenteil von Stadterneuerung. Dabei sind die strukturellen Überschneidungen kaum zu übersehen und viele Gentrificationprozesse wurden von Stadterneuerungsmaßnahmen angestoßen.

Auch international gibt es vergleichbare Auseinandersetzungen. Umso erfreulicher, dass der Chicagoer Soziologe Derek S. Hyra seine Arbeit „The New Urban Renewal: The Economic Transformation of Harlem and Bronzeville“ veröffentlicht hat. Am Beispiel der beiden wohl berühmtesten früheren Schwarzenghettos beschreibt Hyra die Aufwertungseffekte der Stadterneuerungspolitik. Dabei verweist der Autor darauf, dass die Verdrängungsprozesse keineswegs nur auf Marktentwicklungen zurückzuführen sind, sondern wesentlich durch die Festlegung von Sonderzonen und Sanierungsgebieten ausgelöst wiurden. Ein Artikel bei The Sun gibt einen guten Einstieg in die Thesen des Buches: „The Way We Gentrify Now: Derek Hyra’s ‚New Urban Renewal„.

New Orleans: Vertreibung nach der Flut

Drei Jahre nach der verheerenden Flutwelle in Folge des Hurrikans Katrina wird nun die soziale Katastrophe des Wiederaufbaus bekannt. Die Sozialwissenschaftler Christian Jakob und Friedrich Schorb publizierten in diesem Monat ihre Studie zu den Entwicklungen in New Orleans „Soziale Säuberung. Wie New Orleans nach der Flut seine Unterschicht vertrieb“ Das Buch erschien beim Unrast Verlag in Münster und kostet 13,80 €.

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