Berlin: Luxuswohnen trotz Krise weiter im Trend

Luxuswohnen in Berlin: mehr als goldenen Wasserhähne

Nicht wenige hatten sich ja angsichts der Finanzkrise Hoffnung gemacht, der beginnende Bauboom im Luxuswohnsegment würde in Berlin schnell in sich zusammenbrechen. Die Orco-Pleiten in den Fehrbelliner Höfen und am Kurfürstendamm (Haus Cumberland) – beide Bauprojekte wurden trotz begonnener Arbeiten eingestellt – schienen diese Kriseneffekte zu bestätigen. Doch die erfolgreichen Fertigstellungen der Luxuswohnprojekte Marthashof oder Palais KolleBelle in Berlin Prenzlauer Berg weisen in eine andere Richtung. Die von den Maklern herbeigeredeten krisenfesten Investitionen ins Betongeld, scheinen ganz erfolgreich gewesen zu sein.

Ein ausführlicher Bericht über die aktuelle Marktlage des Berliner Luxuswohnsegments ist in der Immobilienbeilage der Berliner Zeitung zu finden: Luxus nach Maß. Vincent Mulder vom niederländischen Projektentwickler Kondor Wessels gibt darin ausführlich Auskunft über seine Markteinschätzung und sagt den Berliner Luxuswohninvestitionen eine goldenen Zukunft voraus:

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Hamburg: Floridarisierung des Protestes

Die harte Haltung des Senats war nicht mehr aufrechtzuerhalten – sowohl Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (Grüne) als auch Kultursenatorin Katrin von Welck (parteilos) gehen auf Tuchfühlung mit den Künstler/innen die seit Ende August einige Gebäude im Gängeviertel besetzt hatten. Die Stadt will offenbar die künftigen Nutzungskonzepte überdenken – bisher plante ein holländischer Investor den Abriss und Neubau großer Teile des Altbauviertels. Soweit, so schön.

Doch wo die harte Hand nicht hinlangt, werden weiche Standortfaktoren ausgepackt. So auch in Hamburg: wenn es schon nicht gelingt die unternehmerischen Strategien der Stadtentwicklung durch direkte Investitionen durchzusetzen, soll doch wenigstens ein Marketinggewinn herausspringen, wenn sich die protestiertenden Künstler/innen schon so weit in die Öffentlichkeit der stadtpolitischen Debatte hinauswagten. Mit prominenter Unterstützung von Richard Florida himself wird jetzt eine Vereinnahmungsstrategie aufgetischt. Wenn schon kein internationaler Investor im Gängeviertel, dann soll Hamburg zumindest internationales Modell für die Förderung der kreativen Klasse werden. Marke Hamburg – egal wie: US-Ökonom Florida will Künstler an öffentlichem Eigentum beteiligen.

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Interview: … über Gentrifizierungsprozesse, Polizeiüberwachung und „das Böse“

Die Stallpost ist das Studierendenmagazin der Fachschaft Sozialwissenschaften an der Universität Hamburg. Die aktuellen Ausgabe widmet sich in ihrem Schwerpunkt dem Thema „Gentrification“ (pdf).

Darunter ein lesenswertes Interview mit Steffen Jörg (Seite 13-16) vom Aktionsnetzwerk gegen Gentrification „Es regnet Kaviar“, der uns ein paar (auch kritische) Innenansichten der aktuellen Stadtteilmobilisierungen in Hamburg St. Pauli gewährt:

Stallpost: Aus welchen politischen Zusammenhängen und aus welchen sozialen Schichten kommen Hier bei uns an der Wand ist auch „Yuppies die Aktivist_innen von „Es regnet Kaviar“?

Steffen Jörg: (…) Die Zusammensetzung des Aktionsnetzwerkes ist nicht ein repräsentatives Abbild der Leute, die auf St. Pauli wohnen. Es ist größtenteils ein weiß-deutsch, akademisch und von der Mittelschicht geprägter Zusammenhang. Und das ist tatsächlich ein Problem: Wie kriegt man es hin, Leute die nicht aus so einem Kontext kommen, Leute die einen migrantischen oder einen sozial anderen Hintergrund haben, in solche Netzwerkstrukturen und in  so eine Aktivierung hinein zu bekommen.

Ein Beitrag von Marco Tiesler „Gentrifizierung: Die Empörung des Bürgertums – Gefahren eines Salonbegriffs!“ (Seite 9-12) greift die soziale Zusammensetzung vieler Anti-Gentrification-Initiativen auf und setzt sich mit der Gefahr einer selbstbezogenen Salonpolitik auseinander, die sowohl die wirklichen Verlierer städtischer Verwertungsprozesse als auch die sozialen Dimensionen selbst aus den Augen verliere.

Mit im Heft ist auch ein kleines Interview mit mir: … über Gentrifizierungsprozesse, Polizeiüberwachung und „das Böse“ (Seite 4-8). Wie der Titel vermuten lässt ein ziemlicher Rundumschlag, für alle die es mögen, hier dennoch dokumentiert:

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Berlin: Sekundäre Aufwertungskosten bei Autostellplätzen

Auf der Immobilienseite „Berlin-Townhaus“ sind in der Regel mehr oder weniger gut kaschierte Werbebotschaften rund um das Immobiliengeschäft mit Luxuswohnungen in Berlin zu finden. Unter dem Titel „Mehrwert Tiefgarage bei Townhouses in Berlin“ wird jedoch auf einen interessanten Nebeneffekt der Aufwertung verwiesen:

Um das Jahr 2000 kostete der Stellplatz zur Miete durchschnittlich in Berlin Mitte im Kauf 10.000 Euro oder in der monatlichen Miete 100 Euro. Jetzt tauchen Stellplatz-Mietpreise in der Tiefgarage um die 200 Euro auf und im Verkauf werden Preise von 20.000 Euro bis 35.000 Euro aufgerufen.

Als Gründe für diese Preissteigerungen für Stellplätze werden die Parkraumbewirtschaftung, Gefahren für PKW durch Brandstiftungen und Autodiebstahl sowie die Nachverdichtung der Innenstadt benannt. Insbesondere in Verbindung mit mobilitätsintensiven Lebensstilen, die oft ein Zweitauto erforderlich machen, verschärfen die Neubauten die ohnehin angespannte Parkplatzsituation in den Innestadtbezirken.

Vancouver: Die Grenzen der Aufwertung

David Ley einer der etabliertesten Gentrificationforscher in Kanada hat kürzlich den 50. Jahrestag der Gentrificationforschung eingeleutet. Auf einer Vorlesung präsentierte er bisher unveröffentlichte Manuskripte von Ruth Glass, die als die Urheberin des Gentrificationbegriffs gilt. Nicht erst 1964 in ihrer Untersuchung zu den Veränderungen in London Islington, sondern schon 5 Jahre zuvor soll sie den Begriff für die von ihre beobachteten Verdrängungsprozesse benutzt haben.

Doch die Zusammenfassung der Vorlesung „Are there limits to gentrification? Evidence from Vancouver“ bietet mehr als eine wissenschaftshistorische Randnotiz. Über die Gentrification in kanadischen Städten parlierend, ging David Ley auch auf die aktuellen Aufwertungsbefürchtungen in Vancouver (Downtown East) ein:

Bereits vor dreißig Jahren waren viele Voraussetzungen für eine Aufwertung gegeben: historische Bausubstanz, Nähe zum Wasser und baumgesäumte Straßen. Eigentlich ist also der komplette stadtplanerische Kriterienkatalog für eine Gentrification erfüllt, trotzdem zähle das Gebiet heute immer noch zu den ärmsten in ganz Kanada. Auf die Frage, wie denn die Nachbarschaft der Aufwertung solange widerstehen konnte, hat David Ley zunächst eine kurze Antwort parat:

A complex local sense of place which is unfriendly to gentrification.

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CupCakes in New York: Sahnehäubchen der Aufwertung

Für alle jene, denen die Gentrification-Debatten auf den Keks gehen, weil ja doch immer wieder nur von Verwertungslücken, Investitionsstrategien und Aufwerungsökonomien die Rede ist, gibt es nun eine echte Alternative: den CupCake.

Im Sommer gab es hier auf dem Blog unter dem Titel „Gentrification ist Geschmackssache“ eine angeregte Diskussion um lebensstilvermittelte Indikatoren für die Aufwertung von Quartieren. Anlass war die Ankündigung eines kleinen Forschungsprojektes in New York. Kathe Newman wollte in einem  Seminar zusammen mit den Studierenden die Verkaufsstellen der immer beliebter werdenden CupCakes in New York kartieren und überprüfen, ob sie einen brauchbaren Indikator für die Aufwertungsdynamiken darstellen. Nun scheinen erste Ergebnisse vorzuliegen.

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Hamburg: Manifest gegen Gentrification

Lange diskutiert und endlich veröffentlicht: die gemeinsame Positionierung verschiedener Hamburger Stadtteilinitiativen. Der Text ist so gut, dass es sich kaum lohnt, einzelne Teile hervorzuheben. Deshalb hier auf dem Blog die Dokumentation in voller Länge: Not In Our Name, Marke Hamburg!

Als kleiner Bonus hier noch der Hinweis auf eine kleine Broschüre zu verschiedenen Hamburger Aufwertungsschwerpunkten: „Trendy, Teuer, Langweilig“ (pdf)“. Insgesamt 17 verschiedene Initiativen und Aktionsnetzwerke stellen jeweils kurz die Situation in ihren Nachbarschaften dar, zeichnen eine eindrückliches Bild der umkämpften Stadtentwicklungspolitik in Hamburg und fordern ein Recht auf die Stadt ein. Schön ist, dass in Anlehnung an die spektrenübergreifenden Organisierungsversuchen der „Right to the City Campaign“ in us-amerikanischen Städten auch in der Selbstdarstellung des Hamburger Bündnisses von „Neuen Mehrheiten“ die Rede ist. Denn wenn es wirklich um eine Recht auf die Stadt für alle geht, dann wird es darunter auch nicht zu machen sein.

Jetzt aber die versprochene Dokumentation von Not In Our Name, Marke Hamburg!

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Hamburg: IKEA macht Gentrification zum New Urban Mainstream

Ikea-Altona-1024x577Die Aufwertungsorientierung der Hamburger Stadtpolitik kennt offenbar keine Grenzen. Hafencity, IBA-Wilhelmsburg und jetzt auch noch ein riesiges Möbelkaufhaus mitten in Altona.
IKEA plant auf dem Gelände des sogenannten Frappant den Neubau eines IKEA-Marktes (etwa 40.000 qm Bruttogeschossfläche). Allein das Verkehrsaufkommen der täglich zu erwartenden 10.000 Besucher/innen wird für die Nachbarschaft eine enorme Belastung darstellen.

Doch die Gründe für die nun gestartete Kampagne „Kein IKEA in Altona“ gehen über die Befürchtung von Stau und Verkehrsbelastungen hinaus. Im Mittelpunkt der Proteste steht zum einen die anstehende Verdrängung der über 100 Künstler/innen, die in verschiedenen Ateliers des ehemaligen Kaufhausgebäudes eine Basis für ihre Arbeit und Ausstellungen gefunden haben. Zum anderen werden eine allgemeine Aufwertung des Quartiers und insbesondere steigende Gewerbemieten befürchtet.

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Gentrification: (fast) ohne Worte

Drei kleine Fundstücke aus der weiten Welt des Netzes zu meinem Lieblingsthema:

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Hier dokumentiert die französische Photographin Anne Paq ihre Schwierigkeiten, unsanierte Häuserfassaden ins Bild zu bekommen: On the Road – Berlin, Change and Gentrification.

 

Sehr hübsch auch diese Aufwertungsfußmatte vom bb-blog.

In einem kleinen Artikel im Tagesspiegel („Leise lachen„) bin ich über die folgenden Textzeilen in einem Lied der Band Tele gestolpert: Weiterlesen

Hanau: Hauptsache hochwertige Wohnnutzung

Hanauer Mumie: Umriss des Dialoggebietes zum Stadtumbau

Anfang der Woche sollte so etwas stattfinden wie die Stunde der Wahrheit. Im Vergabeverfahren („Wettbewerblicher Dialog„) um die Auswahl des künftigen Investors für den Umbau der Hanauer Innenstadt stand die Präsentation der Überarbeitungen an den Entwürfen der letzten drei Bewerber auf dem Programm. Die Frankfurter Rundschau berichtete ausführlich mit einer Doppelseite über die nun vorliegenden Entwürfe: Knackpunkt FreiheitsplatzDrei sind noch dabei | Es wird Zeit zu entscheiden

Geplant ist ein umfassender Umbau eines großflächigen Innenstadtareals. Insgesamt geht es um eine Investitionsvolumen von 200 Mio. Euro und  zusätzlich 30 Mio. Euro an öffentliche Mitteln die für den ambitionierten Stadtumbauplan ausgegeben werden sollen. Neben den unvermeidlichen Einkaufszentren und verschiedenen Kultureinrichtungen ist auch ein hochwertiger Wohnungsbau geplant. Die von der Stadt und der kommunalen Baugesellschaft Hanau favorisierte Variante von Abriss und Neubau war auf heftige Kritik bei den Betroffenen gestoßen, die erst aus der Zeitung vom geplanten Abriß ihrer Wohnungen erfahren hatten.

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