„Das Recht auf die Stadt“ (Blätter für deutsche und internationale Politik)

In der Augustausgabe der „Blätter für deutsche und internationale Politik“ ist ein Artikel von mir erschienen. Jetzt gibt es den Beitrag auch online:

Holm, Andrej 2011: Das Recht auf die Stadt. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, 8/2011, 89-97

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Berlin: Tumult bei der Gentrification-Veranstaltung der CDU

Berlin verstehen ist gerade nicht so einfach. Ausgerechnet die CDU verkauft sich als Partei der Mieter/innen

Am Donnerstag war ich zu einer Veranstaltung der CDU in Tempelhof-Schöneberg eingeladen:  Gentrifizierung: Sozial oder asozial. Was braucht der Mieter – was kann er noch bezahlen?  Bei Freunden und Familienangehörigen musste ich mich im Vorfeld für meine Zusage rechtfertigen – doch es wurde ein zumindest erkenntnisreicher Abend.

Erkenntnis 1: Vielleicht nicht wirklich überraschend: Auch die CDU kann das wohnungspolitische Vakuum in Berlin nicht füllen.

Erkenntnis 2: Ein fachlich prominent besetztes Podium war nicht ansatzweise in der Lage die von den Mieter/innen in die Diskussion gebrachten Probleme (konkret der geplante Abriss eines Wohnhauses in der Barbarossastraße) in die eigenen Überlegungen einzubeziehen.

Erkenntnis 3: An der CDU (in Schöneberg) sind die Partizipationsdebatten der letzten Jahre offenbar völlig vorbeigelaufen. Stattdessen wurden emotional vorgetragene Fragen und Meinungen von anderen Teilen des Publikums niedergeschrien und körperliche Auseinandersetzungen konnten nur durch das beherzte Eingreifen von einigen Gästen verhindert werden.

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ZDF: Gentrification-Debatte 2.0

Gentrification ist Mainstream – nicht nur als dominanter Stadtenwicklungstrend, sondern auch in den Medien. Das ZDF hat sich ausführlich dem Thema gewidmet. Im „interaktiven, crossmedialen und jugendlichem“ Sendeformat ZDF log in wurde gestern ausführlich über Gentrification, Mietsteigerungen und die Notwendigkeit von Wohnungspolitik diskutiert. Als Gesprächspartner geladen war einen illustere Runde mit Christoph Twickel (Autor von „Gentrifidinbgsbums„), dem CDU-Bundestgasabgeordneten Jan-Marco Luczak und  Ira von Cölln vom Bundesverband freier Immobilien und Wohnungsunternehmen (BFW).

Schon in der Ankündigung wurden sehr unterschiedliche Positionen deutlich.

Christoph Twickel:

 Leider hat es die Immobilienwirtschaft in den vergangenen zehn bis 15 Jahren erfolgreich geschafft, unsere Städte in Portfolios lukrativer Immobilienanlagen zu verwandeln. (…) ich kann nur hoffen, dass es den Stadtbewohnerinnen und -bewohnern gelingt, genug Druck zu machen, damit die Qualitäten der Metropolen – die Verdichtung von unterschiedlichen Lebensweisen – nicht zugunsten einer noch massiveren Segregation verschwindet

Jan-Marco Lucsak (CDU):

Steigen die Preise, müsse man eben an den Stadtrand ziehen. (…)  “Darf der Staat Eigentumsrechte beschneiden?”  Angebot und Nachfrage sollte eigentlich der Markt regeln.

Ich habe die Sendung selbst verpasst, aber das ZDF-Voting „Steigende Mieten – Sollte der Staat gegensteueren?“ spricht für einen deutlichen Punktsieg für die Anti-Gentrification-Positionen von Christoph.

Ob Zufall oder einer Abstimmung der Redaktionen geschuldet, wurde in der Rubrik Politik bei ZDFheute.de fast zeitgleich ein Interview mit mir veröffentlicht: „Soziale Spaltungen drücken sich auch räumlich aus“ (Soziologe Holm über Verdrängungsprozesse in Städten)

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Berlin: Brennende Autos und Londoner Verhältnisse

Brennende Autos als Wahlkampfmotiv

Alle die glaubten, der Berliner Wahlkampf würde irgendwo auf halbem Wege zwischen Berlin-Versteher Wowereit  und der Berlin-für- alle-Renate einschlafen, sieht sich eines Besseren belehrt. Eine Woche lang brannten nächtlich Autos und die Berliner Politik hat ein Wahlkampfthema. CDU und FDP versuchen mit eilig aufgelegten Plakatserien aus ihren abgeschlagenen Positionen herauszukommen und die Berliner Lokalpresse hat einen neuen Dauerbrenner auf den Titelseiten. Die CDU Tempelhof-Schöneberg setzte sogar 2.000 Euro Kopfgeld zur Ergreifung der Brandstifter aus. Ordnungspolitik und Kriminalpolitik waren schon immer dankbare Themen für schlichte Gemüter und Parteien, die zu komplizierteren Fragen der Stadtentwicklung keine Antworten zu bieten haben.

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Frankfurt/Main: 6. International Conference of Critical Geography (ICCG)

Vom 16. bis 20. August 2011 findet in Franfurt/Main die 6. International Conference of Critical Geography (ICCG) statt. Den Kolleg/innen vom Institut für Humangeographie der Goethe-Iniversität in Frankfurt/Main schon jetzt ein  dickes DANKESCHÖN für das Organisieren der Konferenz.

Das Thema „Crises – Causes, Dimensions, Reactions“ ist auf der Höhe der Zeit und verspricht einige spannende Diskussionen. Im Rahmen der Konferenz und auch außerhalb gibt es eine Reihen von Vernetzungsveranstaltungen für kritischen Stadtforscher/innen und Aktivist/innen:

1. Political Practice of Critical Geographers within Right to the City Alliance
Wednesday 17. August 2011, 9.30-11.00; K I/II
[Roundtable | Chair: Sybille Bauriedl & Andrej Holm]
–>Auf Englisch und zur internationalen Vernetzung und kritischen
Selbstreflektion der anwesenden aktivistischen Wissenschaftler_innen:

2. Gender in Critical Geography, Networking Meeting,
Wednesday, 17. August 2011, 17:30 | Room 302
(Bettina Büchler & Dörte Segebart)
–>Auf Englisch, akadamisch und mit Fokus auf Gender:

3. Recht auf Stadt, Podiumsdiskussion mit Anne Vogelpohl, Sybille Bauriedl & Andrej Holm | Wednesday, 17. August 2011, 20:00 | ExZess, Leipziger Str. 91
–>Auf deutsch, dezidiert von einer Aktivist_innengruppe ausgehend, die sich für ihre Arbeit inhaltliches Input aus der Wissenschaft wünschten

4. Academia meets Activism
Vernetzungstreffen für Aktive und Interessierte
Thursday, 18. August 2011, 17:30 | Room 302
–>Erstmal eher auf deutsch, zur Vernetzung von kritischen Wissenschaftler_innen und Aktivist_innen

Berlin: 3. September – Gemeinsam gegen steigende Mieten und Verdrängung

Mieterorganisationen und Stadtteilinitiativen rufen für den 3. September | 14 Uhr | Hermannplatz zu einer Demonstration „Jetzt reichts! Gegen Mie­ter­hö­hung, Ver­drän­gung und Armut in Berlin auf.  Im Aufruf der Stadtteilinitiativen heisst es:

Wir wol­len den Wi­der­stand der Mie­te­rin­nen und Mie­ter gegen Ver­drän­gung und Mie­ter­hö­hun­gen stär­ken. Alle Men­schen sol­len woh­nen kön­nen, wo sie wol­len. Be­zahl­ba­re Woh­nun­gen für alle und über­all! Woh­nen ist ein Men­schen­recht und keine Ware. Wir zah­len un­se­re Miete nicht für Ren­di­te.

In vielen Häusern haben die Mieter/innen bereits begonnen, sich gemeinsam gegen Mieterhöhungen, Verdrängungsdruck und Modernisierungspläne zu wehren. Einige dieser Hausgemeinschaften  laden nun dazu ein, gemeinsam an der Demonstration teilzunehmen und den 3. September zu nutzen, um sich kennenzuslernen, auszutauschen und gegenseitige Unterstützung zu organisieren.

Als Treffpunkt für die Hausgemeinschaften vorgschlagen ist:

3. September 2011 | 15 Uhr | Kottbusser Tor (Süd)

Es wird Kaffee und Kuchen geben und Zeit für Austausch und Beratschlagung. Anschließend werden alle Hausgemeinschaften gemeinsam am letzten Teilstück der Dem0nstration teilnehmen, die unmittelbar am Treffpunkt vorbeikommt. Vorbereitete Straßenschilder mit den Adressen der Häuser sollen der Wohnungskrise in Berlin ein konkretes Gesicht geben.

Hausgemeinschaften, die an dem Treffen und der Demonstration teilnehmen wollen, können sich unter mieter_in_berlin@freenet.de zurückmelden, damit die entsprechenden Schilder vorbereitet werden können.

Hier die vollständige Einladung:

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Sommerpause im Gentrificationblog

Das Gentrifcationblog macht Sommerpause und ich fahr in die Ferien. Für alle die es ganz ohne Gentrification nicht aushalten, hier ein paar Sommertips.

Die der ARD git es einen Radio-Tatort zum Thema:
Dreizehn. „Im Kofferraum des Berliner Bauspekulanten Reimann wird eine Leiche gefunden. Hat der Tote etwas mit den miesen Geschäften Reimanns zu tun? Hauptkommissarin Katharina Holz und Oberkommissar Alexander Polanski ermitteln.“

Bei SpiegelOnline gibt es einen Bericht über sogenannte Street Games, bei denen die Mietspieler/innen Spielverlauf und Regeln vom Spielbrett in den öffentlichen Raum verlagern. Mit von der Partie auch das folgende Spiel:

Bei „Gentrification: The Game“ kaufen die Spieler Grundstücke, indem sie Häuserfassaden fotografieren. Sie entwerfen Werbekampagnen und organisieren Demonstrationen. Ihr Ziel: die Vorherrschaft in der Stadt. Wer gewinnen wird, ist offen. Immobilienmakler oder Bürger? Das Thema polarisiert.

Über Erfahrungsberichte und Bilder davon würden ich mich sehr freuen.

Da Mietsteigerungen und Verdrängung für viele eine ernste Angelegenheit sind hier für alle Berliner/innen und Berliner nochmal der Hinweis auf die Mietenstopp-Demonstration am 3. September. Motto:  „Jetzt reichts – wir bleiben alle“

Schon Ende August findet in Frankfurt/Main die 6. International Conference of Critical Geography (ICCG) statt, auf der zu ungefähr allen denkbaren Konfliktfeldern des Städtischen diskutiert werden soll.

Für alle, die sich ohne meine Beiträge im Gentrificationblog langweilen gibt es so eine Art offline-Version:

Holm, Andrej 2011: Das Recht auf die Stadt. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, 8/2011, 89-97

Holm Andrej; Gebhardt, Dirk (Hrsg.) 2011: Initiativen für ein Recht auf Stadt. Theorie und Praxis städtischer Aneignungen. Hamburg: VSA (Vorwort als pdf)

Vielen Dank fürs viele Lesen, Streiten und Kommentieren in den letzten Monaten und allen einen erholsamen und sonnigen Sommer!

Tel-Aviv: Zeltstadt gegen steigende Mieten

Tent City in Tel Aviv

UPDATE mit Bildern: ein Reisendankeschön an Cheb!

Die Bilder (1 | 2 | 3) erinnern ein bisschen an den Tahir-Platz in Kairo oder die M15-Proteste in Madrid und Barcelona. Überwiegend jungte Leute mit Gitarren, Transparenten und guter Laune versammeln sich in der Innenstadt zum Protest. Arabischer Frühling auch in Israel?

Die Haaretz titelt in ihrer englischen Ausgabe:  „Spirit of revolution starts in Tel Aviv, sweeps across Israel„. In der vergangenen Wochen habe studentische Aktivist/innen auf Tel Aviv’s Rothschild Boulevard eine Zeltstadt errichtet, um gegen die steigenden Mieten in der Stadt zu protestieren. Landesweite Studierendenorganisationen unterstützen die Proteste und haben trotz Prüfungsterminen aufgerufen, die Aktion zu unterstützen.

Am Wochende kamen hunderte, meist junge Leute zur Zeltstadt in Tel-Aviv und zeigten, dass Protest und Party kein Widerspruch sein muss:

What began last week like a summer festival, with people strumming guitars, singing and drinking beer into the wee hours, turn more serious over the weekend. People gathered in groups to debate how to make housing affordable for young people and to listen to academics and real estate professionals.

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Berlin: Neubau nur für Reiche

Jetzt wird's noch teurer! Steigende Neubauzahlen in teuren Lagen.

Zwei meiner Lieblingswebseiten und eine E-Mail haben heute den gesamten Berliner Wohnungswahnsinn auf den Punkt gebracht:

Das MieterEcho verweist auf Pressemitteilungen des Amtes für Statistik zu steigenden Bevölkerungszahlen (+18.000 Einwohner/innen) und einen fast stagnierenden Wohnungsbestand (+4.243 Wohnungen) für 2010

(Update: Der Beitrag ist jetzt leider auf den Seiten der MieterGemeinschaft nicht mehr erreichbar, die dort aufgegriffenen Zahlen können aber auch direkt über das Amt für Statistik abgerufen werden)

Der Sozialrechtsexperte zitiert die Berliner Morgenpost mit der Meldung, dass innerhalb eines Jahres 2.000 Hartz-IV-Empfänger/innen mehr nach Spandau, Marzahn-Hellersdorf und Reinickendorf umgezogen sind, als von dort in die Jobcenter anderer Bezirke gewechselt haben.

Eine weitergeleitete Werbemail des Luxuswohnprojektes Fellini Residence lädt mich für morgen (14.07.2011) 14 Uhr zum ersten Spatenstich des exklusiven Neubauprojektes in die Kommandantenstraße 69 (Berlin Mitte) ein.

Kurz zusammengefasst: Das steigende Missverhältnis von Bevölkerungsentwicklung und Neubauaktivitäten lässt die Mieten in den Innestadtbezirken steigen, so dass ärmere Haushalte in die Randgebiete der Stadt verdrängt werden. Wohnungsbau findet, wenn überhaupt, überwiegend im innerstädtischen Hochpreissegment statt und verstärkt so den Verdrängungsdruck in den Aufwertungsgebieten.

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Interview: Was hat der Punk-Rock mit Gentrification zu tun?

Während sich Künstler/innen und Club-Musik-Betreiber/innen und Kneipenwirte mit der Auseinandersetzung um die eigene Pionierrolle in Aufwertungsprozessen zuweilen recht schwer tun, hier mal ein unerwartetes Beispiel für eine Was-hab-ich-mit-der-Gentrification-zu-tun-Diskussion. In der gerade erschienen 75 Ausgabe des Punk-Fanzines Plastic-Bomb gibt es in der Rubrik ‚Anders Leben‘ einen kleinen Gentrification-Schwerpunkt: Zwei einführende Artikel und ein Interview mit mir. Leider gibt es keine Online-Version der Beiträge. Das Fanzine kann aber sicher auch bestellt werden:  Plastic-Bomb

Das Interview gibt es aber auch hier zu lesen…

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