Im Rahmen des Projektes Operation City fand vom 4. bis 7. Dezember in Zagreb (Kroatien) eine internationale Konferenz mit kritischen Stadtforschern, Architekten und Aktivist/innen aus den Balkanländern statt. Eingeladen waren auch Gäste wie Neil Smith, Jason Hackworth oder Jochen Becker. Thematisch ging es bei der Konferenz um “The Neoliberal Frontline: Urban Struggles in Post-Socialist Societies„. Für alle mit Interesse und etwas Zeit seien die Mitschnitte der Vorträge und Diskussionen empfohlen. Insbesondere hingewiesen sei hier auf den Beitrag von Brian Holms zu Mega-Gentrification: er ordnet die ungebändigten Gentrificationprozesse der letzten Dekade ein in die Tendenzen der Transnationalisierung des Wertpapierhandels und die Durchsetzung postmoderner Produktionsformen in den Städten. Das Resultat dieser drei zusammenhängenden Transformationen bezeichnet er als Mega-Gentrification und bescheibt völlig neue, global verbundene städtische Bereiche, die auf die Notwendigkeiten und Wünsche einer in zunehmendem Maße homogenen Welteliete ausgerichtet ist.
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Verdrängung der Verdrängung…
… von der stadtpolitischen Agenda.
Es gilt als relativ unumstritten, dass letzten Endes stiegende Mietpreise den Kern der befürchteten Gentrifcationprozesse ausmachen und Mietpreisdämpfungen als Maß für die Sozialverträglichkeit von Stadterneuerungsmaßnahmen gelten können. Dabei ist die Rechnung relativ simple: gelingt es im Zuge von Erneuerungsarbeiten die Mietpreise zu kappen, können viele der bisherigen Bewohner/innen weiterhin in der Nachbarschaft bleiben – gelingt dies nicht, gelten die ökonomischen Gesetze des Wohnungsmarktes. Umso bedauerlicher, dass die aktuellen stadtpolitischen Diskussionen sich nur selten um die Frage der Mietregulierung drehen. Auch wenn die junge welt titelt: „Berlin braucht Mietobergrenzen„, die tatsächlichen Auseinandersetzungen beziehen sich überwiegend um Gestaltungsfragen des öffentlichen Raumes. Ein gutes Beispiel für diese Verschiebung der Beteiligungsthemen in Prenzlauer Berg bietet der bezirkliche Streit um die Neugestaltung der Gehwege in der Oderberger Straße.
Die Rückkehr der Stadtbürger
Während sich in Berlin die Debatten um die Ghettoisierung von Neukölln gerade wieder überschlagen, setzt der Autor der Problemkiezstudie im Spiegel ganz andere Akzente. Hartmut Häußermann, Professor für Stadtsoziologie an der Berliner Humboldt-Universität, warnt in einem Spiegel-Interview eindringlich vor der wachsenden Verdrängungsgefahr: „Wie Reiche die Armen aus den Städten verdrängen„.
Auch an anderer Stelle wird das Thema der gewachsenen Attraktivität drer Innenstädte für Besserverdienende aufgegriffen. In der Tageszeitung Junge Welt heißt es in einem Artikel zu Luxuswohnungen: „Bourgeoisie kehrt zurück„.
In beiden Artikeln wird die Rolle des städtischen Bürgertums und der aufstrebenden Mittelschichten als zentral für die Aufwertungsprozesse angesehen.
Gentrification ohne Verdrängung?
Endlich! Amerikanische Zeitungen räumen Vorurteile aus dem Weg. Unter dem Titel „Gentrification: Not Ousting the Poor?“ – immerhin noch mit Fragezeichen versehen – erklärt uns die Times, dass der Zusammenhang von Gentrification und Verdrängung ein großes Missverständnis sei.
People tend to think gentrification goes like this: rich, educated white people move into a low-income minority neighborhood and drive out its original residents, who can no longer afford to live there. As it turns out, that’s not typically true.
Eine Studie an verschiedenen US-amerikanischen Universitäten hat auf der Basis von ausgewerteten Censusdaten festgestellt, dass Haushalte mit geringen Einkommen aus gentrifizierten Gebieten nicht überproportional häufig ausziehen.