IJURR: Rezension zur Wohnungspolitik / Artikel zum Häuserkampf /

Gerade herausgekommen ist die aktuelle Ausgabe des International Journal of Urban and Regional Research, Vol. 35(1). Dort abgedruckt ist eine Besprechung zu John Gilderblooms Buch „Invisible City“ über einen Vergleich von verschiedenen wohnungsopolitischen Ansätzen in den USA:

Invisible City: Poverty Housing and New Urbanism – By John Ingram Gilderbloom (pages 211–213)

John Ingram Gilderbloom 2008: Invisible City: Poverty Housing and New Urbanism . Austin: University of Texas Press.

Gilderbloom’s Invisible City is written against the background of 25 years of experience in housing research in the field of US housing policies. His book, many chapters of which were written in collaboration with colleagues, is based on numerous case studies and demonstrates through different dimensions of housing that ‘the private rental market alone cannot provide affordable housing for all citizens, and this is especially true for minorities’ (p. 200). Invisible City refers to the people ‘whom we walk past every day and never truly see’: the poor, disabled, elderly and homeless. Invisible City moves beyond and past the front stage of a city and looks backstage. Moreover, Invisible City refers to solutions to solve the housing crisis that are far removed from the usual agenda of housing policy. (…)

Leider ist der Online-Zugang der Beiträge nur den Abonnent/innen der Zeitschrift vorbehalten. Aber auch einige Universitäts-Bibliotheken haben einen uneingeschränkten Zugang zu den Beiträgen.

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Bundesregierung spart sich die „Soziale Stadt“

Für die aktuellen Ausgabe (Nr. 556) der ak (analyse&kritik) habe ich einen Artikel zu den beschlossenen Kürzungen des bei vielen umstrittenen Programm ‚Soziale Stadt‘ geschrieben.

Ungeschminkte Ungleichheit
Die Bundesregierung spart sich die „Soziale Stadt“

Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat auf einer sogenannten Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses Anfang November diesen Jahres die Mittel für das Programm „Soziale Stadt“ drastisch zusammengestrichen. Bundesweit protestieren Quartiersmanager/innen und Aktive aus den Projekten des Programms gegen den Kahlschlag. Doch eine soziale Stadt wäre auch mit einer Fortführung des bisherigen Budgets nicht zu retten gewesen.

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Berlin: Zorniges Theater über Verlust von Haus und Heimat

Das Maxim Gorki Theater hat den Zorn als Thema entdeckt. Armin Petras bearbeitet und inszenierte die „Früchte des Zorns“ von John Steinbeck. Der 1939 veröffentlichte Roman  erzählt die Geschichte einer Familie, die in Folge der Großen Depression ihr Haus und Grund verloren hat und sich auf die Flucht begeben muss. Die Fragen der Krisenbewältigung sind dabei hoch aktuell. Im vom Maxim Gorki Theater herausgegeben Gorki Planet heisst es:

Je länger die Familie Joad auf dem Weg ist, umso mehr löst sich die Solidarität unter den Flüchtenden auf – Vereinzelung und Egoismus sind die Folgen. Steinbeck formuliert in dem Text die Frage, inwiefern Kollektive in Krisenzeiten überhaupt noch handlungsfähig sind. Er malt ein schwarzes Bild einer Gesellschaft, die im Angesicht der wirtschaftlichen Depression immer mehr zerfällt. Proteste formieren sich, werden aber immer wieder niedergeschlagen oder schlicht übergangen. Beobachtet man die heutigen Reaktionen auf die gegenwärtige Wirtschaftskrise, scheinen sich wesentliche Motive aus dem Roman in der Wirklichkeit zu wiederholen.

Die Premiere von „Früchte des Zorns“ ist für den 18. Dezember angekündigt.

Begleitend zum Spielplan hat das Gorki Planet eine Ausgabe unter dem Titel „Manko Zorn“ (pdf) herausgegeben. Neben einer kurzen Einführung in das Theaterstück sind dort vier spannende Gespräche zu lesen, die sich aus sehr unterschiedlichen Perspektiven mit der Frage beschäftigen wie gesellschaftliche  Ohnmachtserfahrungen produktiv in Zorn, Protest und Widerstand transformiert werden können. Andres Veiel und Astrid Proll diskutieren über die Macht der Bilder bei der Kanalisierung gesellschaftlicher Wut. Ludger Schwarte und Rüdiger Zill vermessen die Geschichte des Zorns in der Geschichte und Elias Bierdel und Philipp Buch wundern sich, das in Deutschland Zehntausende für einen Bahnhof auf die Straßen gehen, während 4.000 Tote am den europäischen Außengrenzen niemanden hinter dem Ofen hervorlocken…

Ich hatte die Gelegenheit mit dem Intendanten des Gorki Theaters Armin Petras zu diskutieren. Herausgekommen ist ein ziemlicher Rundumschlag, der sich im weitesten Sinne um das Thema städtischer Konflikte dreht.

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Berlin: Rückblick auf die Stadterneuerung

Ich bin gerade zufällig auf ein fast vier Jahre altes Interview zur Stadterneuerung in Berlin Prenzlauer Berg gestoßen: „Das Ende der Behutsamkeit„. Anlass war die Herausgabe meines Buches „Restrukturierung des Raumes“ in dem ich versucht hatte, die Machtverhältnisse in der Stadterneuerungspolitik der 1990er Jahre zu analysieren. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen insbesondere Einschätzungen und Prognosen zu den sozialen Effekten der Sanierung. Aus heutiger Perspektive erschreckend, wie deutlich die düsteren Prognosen von damals heute Realität geworden sind.

Das Interview wurde in der Sanierungszeitschrift VorOrt abgedruckt, die seit 1992 von der Mieterberatungsgesellschaft Prenzlauer Berg herausgegeben wird und mittlerweile eine unendlich informative Chronik der Stadterneuerung darstellt. Die Ausgaben seit September 2005 sind auch online abrufbar.

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Gentrification: Aufwertung und Verdrängung in den Städten

In der Herbstausgabe der Lotta (Nr. 40) ist ein Überblicksbeitrag zu verschiedenen Erscheinungsformen der Gentrification  von mir zu lesen. Das meiste wurde hier oder an anderer Stelle schon mal aufgeschrieben und ist nur in der nun dargebotenen Kompaktheit neu.

Aufgegriffen wird in dem Artikel unter anderem, die Aussage von Markus Schmidt, Teamleiter Research bei Aengevelt Immobilien aus dem Artikel „Der niedere Adel kommt“ (procontra-online, Fachzeitschrift für Finanzprofis):

„Gentrifizierung ist ein Prozess, der in jeder Stadt vorkommen kann. Voraussetzung ist ein deutliches Mietpreisgefälle“, so Markus Schmidt, Teamleiter Research bei Aengevelt Immobilien. Aktuell sind in Berlin, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Münster und Rostock solche Aufwertungsprozesse zu erkennen. (…)

Derzeit wachsen in vielen Städten die Haushaltszahlen wieder, zugleich sinken die Wohnungsbauaktivitäten. Dies führt zu einer verstärkten Nachfrage in günstigen Wohnlagen. „Es sind vor allem Studenten und die jungen Kreativen, die diese günstigen Quartiere für sich entdecken. Mittel- bis langfristig führt dieser Prozess zu einer Aufwertung des gesamten Quartiers“, erläutert Schmidt.  Die Voraussetzungen für die Aufwertung der Bezirke sind vielfältig. Neben einem gewissen Instandsetzungsrückstau und Leerstand zählt ein unterdurchschnittliches Mietniveau im stadtweiten Vergleich dazu. Auch die Umzugswahrscheinlichkeit spielt eine Rolle, so laufen Aufwertungsprozesse in gewachsenen Stadtteilen mit älteren, eher immobilen Haushalten tendenziell langsamer ab. Die „kreative Klientel“ braucht zudem günstige und freie Gewerberäume. Den neuen „In-Bezirk“ können Investoren an harten Faktoren wie steigenden Mieten bei sinkender Einwohnerzahl und konstanter bzw. wachsender Haushaltszahl erkennen. (…)

Als weiches Kriterium gilt die Angebotsbreite im Einzelhandel, auch deuten erste Bio- und Käseläden, wenn nicht schon vorhanden, auf einen Wandel der Bewohnerschaft hin. Das Einkommen der Studenten ist zwar in der Regel gering, aber auf statusbetontes Leben wird Wert gelegt.“

Für alle, die noch mehr über die aktuellen Tendenzen der Gentrification erfahren wollen, lohnt sich ein Blick in den folgenden Beitrag…

Bild:  sebat85 (flickr.com)

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Gentrification: Egoistische Proteste gegen die Aufwertung?

Keine Woche ohne eine neue Gentrification-Story… Auf ZeitOnline gibt es jetzt ein Interview mit mir zu lesen. Das Gespräch wurde telefonisch geführt und von mir auch ordentlich abgesegnet. Allein auf die Überschrift hatte ich keinen Einfluss: Statt differenzierter Analyse klingt es jetzt nach einseitiger Protest-Kritik: „Wir wollen hier bleiben! Alles andere ist uns egal!“. Insgesamt natürlich trotzdem großartig, dass es weiterhin ein so breites Interesse an städtischen Entwicklungen und Proteste gibt!

Im Einleitungstext heißt es:

Warum wird in Deutschland so heftig über Gentrifizierung gestritten? Ein Gespräch mit dem Soziologen Andrej Holm über das Hamburger Gängeviertel, den Wandel Neuköllns und egoistischen Protest.

Das Zitat des Titels ist dabei ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen. Aus der der Sowohl-als-auch-Antwort im Gespräch wird dabei eine einseitige Bewegungsschelte:

ZEIT ONLINE: Werden also die eigentlichen Verlierer dieser Aufwertung – sozial Schwache und Migranten – von diesen Pionieren der Gentrifizierung instrumentalisiert?

Holm: Mit Sicherheit gibt es bei den Protesten häufig die Haltung: Wir wollen hier bleiben! Alles andere ist uns egal! In Berlin zeigt das die Debatte um „Mediaspree“: Viele der Clubs haben sich dem Protest angeschlossen, mittlerweile auch das Tacheles, das selbst von der Räumung bedroht ist. Es gibt aber auch andere Initiativen, etwa das Hamburger Bündnis Recht auf Stadt. Dort haben Künstler das Gängeviertel besetzt und sehr deutlich gesagt: Es geht uns nicht nur um uns, unsere Galerie- und Arbeitsräume, wir wollen tatsächlich eine andere Stadtpolitik und bemühen uns, auch mit anderen sozialen Gruppen in Kontakt zu kommen.

Das gesamt Interview gibt es auf ZeitOnline und auch gleich hier:

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Gentrification im Radio

Gleich zwei längere Radiobeiträge zum Lieblingsthema meines Blogs gab es in den letzten Tagen.

  • Bei Radio.Einheit durfte ich zwei Stunden mit Jochen Becker über die widersprüchliche Rolle von Kulturschaffenden in städtischen Aufwertungsprozessen und Perspektiven einer künstlerischen Intervention  diskutieren: „The Gentrification Show with Jochen Becker & Andrej Holm

Crashkurs: Wohnungsökonomie

Gestern war ich zu einer Veranstaltung der Diakonie Hamburg „Hamburg wächst – alle dabei?“ eingeladen und durfte als Veranstaltungsinput einen kleinen Rundumschlag zur Ökonomie und Politik der Wohnungsversorgung vortragen.

Der Fragekatalog der Veranstalter hätten sicher für ein komplettes Seminarprogramm gereicht:

  • Nach welchen ökonomischen Regeln funktionieren Wohnungsmärkte in unserer Gesellschaft?
  • Wie unterscheiden sich Wohnungsmärkten von anderen Märkten?
  • Welche Akteure spielen auf den Wohnungsmärkten welche Rolle? (Grundbesitz, Investoren, Eigentümer, Wohnungsbaugesellschaften, Staat, Städte, Mieter)
  • Welche Gruppen von Wohnungssuchenden werden aufgrund der Funktionsweise der Wohnungsmärkte systematisch benachteiligt
  • Welche politischen Handlungsmöglichkeiten gibt es (insbesondere Handlungsspielräume für Kommunen), um diese Benachteiligungen abzufedern? (Rolle von Bund, Land, Stadt, Interessensverbände, Soziale Bewegungen)
  • Lässt sich die Wohnungsversorgung anders als über den Markt lösen?

Letztendlich sind es 25 kompakte Minuten geworden. Für alle, die sich einen Überblick über die Themenbereiche verschaffen wollen, gibt es hier mein Vortragsmanuskript.

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Artikel: Ökonomie der Wohnungsprivatisierung

Die Zeitschrift „Z – Zeitschrift marxistische Erneuerung“ beschäftigt sich in ihrer aktuellen Ausgabe mit dem Thema Stadt und Krise (Z – Nr. 83, 21. Jahrgang). Neun Beiträge – die fast ausnahmslos von einer Herrenrunde beigesteuert werden – geben eine guten Überblick zu Themen der Stadtökonomie und Stadtpolitik  in der aktuellen Krisendynamik.

  • Bernd Belina: Krise und gebaute Umwelt. Zum Begriff des „sekundären Kapitalkreislaufs“ und zur Zirkulation des fixen Kapitals, S. 8-19
  • Hans-Dieter von Frieling: Verwendbar, überflüssig, ausgegrenzt, kontrolliert – Segregation in der neoliberalen Stadt, S. 20-34
  • Henrik Lebuhn: Das Neue Steuerungsmodell und die (Markt-)Logik städtischer Verwaltungen, S. 35-45
  • Andrej Holm: Privare heißt rauben – Zur Ökonomie von Wohnungsprivatisierungen, S. 46-59
  • Thomas Ristow: Bibliothekswesen im Restrukturierungsprozess. Schöne neue Bibliothekswelt oder Bibliothekssterben?, S. 60-72
  • Axel Troost/Sandra Schuster: Kommunalfinanzen – Zeit für Alternativen, S. 73-83
  • Kai Eicker-Wolf: Die Lage der Kommunalfinanzen – das Beispiel Hessen; S. 84-96
  • Sebastian Schipper: „Es ist nicht der Markt der versagt hat, sondern es ist der Staat“ Zur Kontinuität neoliberaler Hegemonie auf lokaler Ebene am Beispiel der Stadt Frankfurt am Main, S. 97-111
  • Werner Rügemer: Kommunen: Kein Geld, keine Demokratie, keine Alternativen?, S. 112-125

Für alle, nicht gleich das ganze Heft erwerben wollen, gibt es meinen Beitrag auch hier zu lesen:

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Berlin: Aufwertung und Verdrängung in der Berliner Innenstadt

Das Berliner Straßen- und Obdachlosenmagazin strassenfeger beschäftigt sich im Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe mit „Schöner Wohnen“. Ich wurde angefragt,  einen kleinen Überblick zu den Aufwertungstendenzen in Berlin zu geben. In Berlin wird der strassenfeger u.a. in U-und S-Bahn verkauft.

Für alle anderen gibt es den Beitrag auch hier zu lesen:

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