Berlin: Das Imperium schlägt zurück

Immobilienmakler wollen Mietproteste beobachten

Während Stadtteilinitiativen und Mieterorganisationen sich noch über die gelungene Demonstration und das positive Presseecho freuen, meldet sich jetzt die Immobilienwirtschaft zu Wort. Die einen finden die „Mietendebatte ist hysterisch„, die anderen wollen die Proteste unter Beobachtung stellen.

Wie fast immer werden allgemeine und gesamtstädtische Entwicklungen angeführt, um von der Verdrängungsdynamik abzulenken. Allen, die sich jenseits dieser Pauschalbetrachtungen mit den Innenansichten des Berliner Mietendramas beschäftigen wollen, sei an dieser Stelle nochmal das GRIPS-Theaterstück „Schöner Wohnen“ empfohlen. Die  nächsten Vorstellungen sind schon an diesem Freitag und Samstag (16./17. September) angesetzt.

 

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Berlin: Steigende Mieten bleiben Thema

Auch nach der stimmungsvollen Mietenstopp-Demonstration (hier eine erste Einschätzung und Bilder) am letzten Samstag bleibt uns das Thema der Stadtentwicklung in der öffentlichen Debatte erhalten.

Hier ein wohlwollender Bericht der Berliner Abendschau (RBB) zur Demonstration:

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Die Demonstration am Samstag wurde wesentlich von Stadtteilgruppen und lokalen Mieterinitiativen organisiert und sehr unterschiedliche Konfliktkonstellationen wurden gemeinsam auf die Straße getragen.  Diese Vielfalt prägt auch den Stand der derzeitigen Organisierung des Protestes und die Formulierung gemeinsamer Forderungen und Strategien steht noch aus. Auf der anderen Seite scheint es, dass die Ungleichzeitigkeit einer dezentralen, multilokalen und vielfältigen Bewegung weniger anfällig für die typischen Ermüdungserscheinungen klassischer Kampagnenpolitik ist.

Die wohnungspolitische Diskussion in Berlin jedenfalls weist keine Erschöpungssymptome auf und schon ab dieser  Woche sind weitere Veranstaltungen angekündigt:

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GRIPS-Theater: Lefebvre, Fußball und Verdrängung

Was verbindet Lefebvres Urbanisierungs-Thesen, die Fankultur eines Zweitligavereins und die Angst vor Gentrification miteinander? Ganz einfach: das neue Stück des GRIPS-Theaters.

Am Vorabend der mittlerweile zur Großdemonstration geadelten Mietendemo lud das GRIPS-Theater zur Premiere ein:  „Schöner Wohnen – Ein singender Umzug„.

Gentrification gibt es gerade auf allen Kanälen: Es gibt Bücher [ 1 / 2 ] und Radio-Feature, Hörspiele und Filme [ 1 / 2 ] und nun sogar ein Theaterstück zum Thema. Die Story klingt wie aus dem Berliner Alltagsleben gegriffen und wird auch genau so erzählt:

Das Haus wird saniert. Sieben Mieter sind froh. Endlich geht es mit dem maroden Haus wieder bergauf. Die Gegend „kommt“, man fühlt sich bestätigt, ausharren lohnt. Doch als die Sanierungsankündigung immer umfassender wird und damit klar, dass die Mieten beträchtlich steigen werden, prallen sieben unterschiedliche Lebensentwürfe aufeinander. Soll man bleiben? Sich abfinden lassen? Aber wo eine bezahlbare Wohnung finden? Kann man sich wehren, und wer würde zusammenhalten?

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Berlin: Alles muss man selber machen…

Der Countdown läuft. Mieterorganisationen und Stadtteilinitiativen rufen für den 3. September | 14 Uhr | Hermannplatz zu einer Demonstration „Jetzt reichts! Gegen Mieterhöhung, Verdrängung und Armut in Berlin auf.

Der Tagesspiegel widmete sich in einem längeren Beitrag ausführlich den wachsenden Widerständen gegen die verfehlte Wohnungspolitik in Berlin: Protest gegen steigende Mieten. Die neue Apo im Kiez. Im Text erklärt sich der auf den ersten Blick schwerfällige Titel:

Gegen steigende Mieten formiert sich eine Berliner Protestbewegung. Von etablierten linken Parteien fühlen sich die Aktivisten im Stich gelassen. Sie legen Wert auf die Bezeichnung „außerparlamentarisch“.

Diese außerparlamentarische Orientierung der Mietproteste ist keineswegs nur auf die ideologischen Positionen der Aktiven zurückzuführen, sondern die Konsequenz eines wohnungspolitischen Versagens in den vergangenen Jahren:

Der Stadtforscher und Soziologe Andrej Holm beobachtet seit etwa drei Jahren ein wachsendes Interesse an „sozial- und mietenpolitischen Themen in der linken Szene“. Anders als bei den Hausbesetzer-Bewegungen der Achtzigerjahre und der Proteste in den Neunzigern gebe es heute „keinen Ansprechpartner im parlamentarischen Raum“. Die Linke ist beteiligt an der Regierung. Die Grünen hätten sich das Thema „nicht konsequent zu eigen gemacht“. So sei ein „Vakuum in der Wohnungspolitik“ entstanden.

Alles muss man selber machen… Erst recht den politischen Druck für eine andere Wohnungs- und Stadtpolitik. Weil steigende Mieten nicht auf einzelnen Quartiere beschränkt bleiben, sondern weite Teile der Stadt erfasst haben, wird an nicht weniger als 14 verschiedenen Orten eingeladen, um gemeinsam an der Demonstration teilzunehmen.

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Berlin: Tumult bei der Gentrification-Veranstaltung der CDU

Berlin verstehen ist gerade nicht so einfach. Ausgerechnet die CDU verkauft sich als Partei der Mieter/innen

Am Donnerstag war ich zu einer Veranstaltung der CDU in Tempelhof-Schöneberg eingeladen:  Gentrifizierung: Sozial oder asozial. Was braucht der Mieter – was kann er noch bezahlen?  Bei Freunden und Familienangehörigen musste ich mich im Vorfeld für meine Zusage rechtfertigen – doch es wurde ein zumindest erkenntnisreicher Abend.

Erkenntnis 1: Vielleicht nicht wirklich überraschend: Auch die CDU kann das wohnungspolitische Vakuum in Berlin nicht füllen.

Erkenntnis 2: Ein fachlich prominent besetztes Podium war nicht ansatzweise in der Lage die von den Mieter/innen in die Diskussion gebrachten Probleme (konkret der geplante Abriss eines Wohnhauses in der Barbarossastraße) in die eigenen Überlegungen einzubeziehen.

Erkenntnis 3: An der CDU (in Schöneberg) sind die Partizipationsdebatten der letzten Jahre offenbar völlig vorbeigelaufen. Stattdessen wurden emotional vorgetragene Fragen und Meinungen von anderen Teilen des Publikums niedergeschrien und körperliche Auseinandersetzungen konnten nur durch das beherzte Eingreifen von einigen Gästen verhindert werden.

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ZDF: Gentrification-Debatte 2.0

Gentrification ist Mainstream – nicht nur als dominanter Stadtenwicklungstrend, sondern auch in den Medien. Das ZDF hat sich ausführlich dem Thema gewidmet. Im „interaktiven, crossmedialen und jugendlichem“ Sendeformat ZDF log in wurde gestern ausführlich über Gentrification, Mietsteigerungen und die Notwendigkeit von Wohnungspolitik diskutiert. Als Gesprächspartner geladen war einen illustere Runde mit Christoph Twickel (Autor von „Gentrifidinbgsbums„), dem CDU-Bundestgasabgeordneten Jan-Marco Luczak und  Ira von Cölln vom Bundesverband freier Immobilien und Wohnungsunternehmen (BFW).

Schon in der Ankündigung wurden sehr unterschiedliche Positionen deutlich.

Christoph Twickel:

 Leider hat es die Immobilienwirtschaft in den vergangenen zehn bis 15 Jahren erfolgreich geschafft, unsere Städte in Portfolios lukrativer Immobilienanlagen zu verwandeln. (…) ich kann nur hoffen, dass es den Stadtbewohnerinnen und -bewohnern gelingt, genug Druck zu machen, damit die Qualitäten der Metropolen – die Verdichtung von unterschiedlichen Lebensweisen – nicht zugunsten einer noch massiveren Segregation verschwindet

Jan-Marco Lucsak (CDU):

Steigen die Preise, müsse man eben an den Stadtrand ziehen. (…)  “Darf der Staat Eigentumsrechte beschneiden?”  Angebot und Nachfrage sollte eigentlich der Markt regeln.

Ich habe die Sendung selbst verpasst, aber das ZDF-Voting „Steigende Mieten – Sollte der Staat gegensteueren?“ spricht für einen deutlichen Punktsieg für die Anti-Gentrification-Positionen von Christoph.

Ob Zufall oder einer Abstimmung der Redaktionen geschuldet, wurde in der Rubrik Politik bei ZDFheute.de fast zeitgleich ein Interview mit mir veröffentlicht: „Soziale Spaltungen drücken sich auch räumlich aus“ (Soziologe Holm über Verdrängungsprozesse in Städten)

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Berlin: Brennende Autos und Londoner Verhältnisse

Brennende Autos als Wahlkampfmotiv

Alle die glaubten, der Berliner Wahlkampf würde irgendwo auf halbem Wege zwischen Berlin-Versteher Wowereit  und der Berlin-für- alle-Renate einschlafen, sieht sich eines Besseren belehrt. Eine Woche lang brannten nächtlich Autos und die Berliner Politik hat ein Wahlkampfthema. CDU und FDP versuchen mit eilig aufgelegten Plakatserien aus ihren abgeschlagenen Positionen herauszukommen und die Berliner Lokalpresse hat einen neuen Dauerbrenner auf den Titelseiten. Die CDU Tempelhof-Schöneberg setzte sogar 2.000 Euro Kopfgeld zur Ergreifung der Brandstifter aus. Ordnungspolitik und Kriminalpolitik waren schon immer dankbare Themen für schlichte Gemüter und Parteien, die zu komplizierteren Fragen der Stadtentwicklung keine Antworten zu bieten haben.

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Berlin: 3. September – Gemeinsam gegen steigende Mieten und Verdrängung

Mieterorganisationen und Stadtteilinitiativen rufen für den 3. September | 14 Uhr | Hermannplatz zu einer Demonstration „Jetzt reichts! Gegen Mie­ter­hö­hung, Ver­drän­gung und Armut in Berlin auf.  Im Aufruf der Stadtteilinitiativen heisst es:

Wir wol­len den Wi­der­stand der Mie­te­rin­nen und Mie­ter gegen Ver­drän­gung und Mie­ter­hö­hun­gen stär­ken. Alle Men­schen sol­len woh­nen kön­nen, wo sie wol­len. Be­zahl­ba­re Woh­nun­gen für alle und über­all! Woh­nen ist ein Men­schen­recht und keine Ware. Wir zah­len un­se­re Miete nicht für Ren­di­te.

In vielen Häusern haben die Mieter/innen bereits begonnen, sich gemeinsam gegen Mieterhöhungen, Verdrängungsdruck und Modernisierungspläne zu wehren. Einige dieser Hausgemeinschaften  laden nun dazu ein, gemeinsam an der Demonstration teilzunehmen und den 3. September zu nutzen, um sich kennenzuslernen, auszutauschen und gegenseitige Unterstützung zu organisieren.

Als Treffpunkt für die Hausgemeinschaften vorgschlagen ist:

3. September 2011 | 15 Uhr | Kottbusser Tor (Süd)

Es wird Kaffee und Kuchen geben und Zeit für Austausch und Beratschlagung. Anschließend werden alle Hausgemeinschaften gemeinsam am letzten Teilstück der Dem0nstration teilnehmen, die unmittelbar am Treffpunkt vorbeikommt. Vorbereitete Straßenschilder mit den Adressen der Häuser sollen der Wohnungskrise in Berlin ein konkretes Gesicht geben.

Hausgemeinschaften, die an dem Treffen und der Demonstration teilnehmen wollen, können sich unter mieter_in_berlin@freenet.de zurückmelden, damit die entsprechenden Schilder vorbereitet werden können.

Hier die vollständige Einladung:

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Berlin: Konformitätszwang im Eisladen

Was bitte schön soll denn ein Eisladen mit der Gentrification zu tun haben? Gibt es Eisläden nicht überall? Und überhaupt, ist Eisessen nicht ein schicht- und milieuübergreifendes Vergnügen? Dachte ich bisher auch. Bis mich ein kleines Video bei den Prenzlauer Berg Nachrichten nachdenklich stimmte: „Achtung, Eispolizei

Mütter in Prenzlauer Berg funktionieren ihre Kinder zur „Eispolizei“ um und filmen sie auch noch dabei. Die frühkindliche Lebensstil-Konditionierung wirkt. Beim Bio-Eis ist der Geschmack einfach besser: „das schmeckt richtig nach Erdbeere“ sagt einer der Buben. Die offensichtlich stolze Mutter: „Also kann gesund auch ganz schön lecker schmecken…“ (insb. ab 6:45 min.)

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Berlin: Steigende Mieten durch Umzugsketten

In Fachdebatten und wohnungspolitischen Diskussionen wird ja immer mal wieder darüber gestritten, ob denn nun die Gentrification oder die allgemeine Wohnungsmarktentwicklung für die steigenden Mieten verantwortlich zu machen sei.

Ausgerechnet der Immobilienverband Deutschland (IVD) gibt mit seinem IVD-Marktmietspiegel eine Antwort: sowohl als auch.

Die neuesten Zahlen zur Mietentwicklung weisen für den Zeitraum von 2009 bis 2011 einen durchschnittlichen Anstieg der Neuvermietungsangebote in Berlin von über 7 Prozent auf. In vielen Stadtteilen liegen die Steigerungen deutlich über den Durchschnittswerten. Darunter neben den üblichen Verdächtigen Prenzlauer Berg, Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg auch Bezirke wie Neukölln, Lichtenberg und Tempelhof-Schöneberg.

Neben den klassischen Aufwertungsgebieten sind es vor allem die bisher preiswerten Innenstadtlagen, in denen die Mieten besonders stark steigen. Als Ursache dafür werden die Verdrängungsprozessen aus den bereits gentrifizierten Gebiete angesehen.

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