Hamburg: Creative City jenseits von Florida?

Die Besetzung des Gängeviertels durch Künstler/innen und das von verschiedenen Kulturschaffenden initiierte Manifest „Not in our Name – Marke Hamburg“ hat für einige stadtpolitische Aufregung gesorgt und auch der Diskussion um das Konzept einer ‚creative class‘ und einer ‚creativ city‘  des kanadischen Stadtplaner Richard Florida neuen Schwung gebracht. Im Manifest der Hamburger Künstler/innen wandten diese sich gegen die Vereinnahmung ihrer Aktivitäten durch eine unternehmerische Stadtpolitik.

Hintergrund der Kritik sind die Thesen Floridas, der unter dem Stichwort der ‚creative city‘ Stadtkultur und Alternativszenen in ‚weiche Standortfaktoren‘ des Städtewettbewerbs verwandelt, um den Zuzug von Unternehmen und Leistungsträger/innen der Wissensökonomie zu fördern.

Volker Kirchberg – Professor für für Kulturvermittlung und Kulturorganisation an der Leuphana-Universität Lüneburg – wurde von der taz zum Thema befragt: „Kreativität kann man nicht planen„. Darin setzt er sich kritisch mit den Thesen Richard Floridas auseinander und plädiert – unter Berufung auf Charles Landry für ein anderes Verständnis von kreativer Stadtentwicklung. Statt der Funktionalität für eine unternehmerische Strategie sollte Kreativität als Kriterium für den Innovationsgehalt von Stadtpolitik verstanden werden.

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Hamburg: Floridarisierung des Protestes

Die harte Haltung des Senats war nicht mehr aufrechtzuerhalten – sowohl Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (Grüne) als auch Kultursenatorin Katrin von Welck (parteilos) gehen auf Tuchfühlung mit den Künstler/innen die seit Ende August einige Gebäude im Gängeviertel besetzt hatten. Die Stadt will offenbar die künftigen Nutzungskonzepte überdenken – bisher plante ein holländischer Investor den Abriss und Neubau großer Teile des Altbauviertels. Soweit, so schön.

Doch wo die harte Hand nicht hinlangt, werden weiche Standortfaktoren ausgepackt. So auch in Hamburg: wenn es schon nicht gelingt die unternehmerischen Strategien der Stadtentwicklung durch direkte Investitionen durchzusetzen, soll doch wenigstens ein Marketinggewinn herausspringen, wenn sich die protestiertenden Künstler/innen schon so weit in die Öffentlichkeit der stadtpolitischen Debatte hinauswagten. Mit prominenter Unterstützung von Richard Florida himself wird jetzt eine Vereinnahmungsstrategie aufgetischt. Wenn schon kein internationaler Investor im Gängeviertel, dann soll Hamburg zumindest internationales Modell für die Förderung der kreativen Klasse werden. Marke Hamburg – egal wie: US-Ökonom Florida will Künstler an öffentlichem Eigentum beteiligen.

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