Gentrification: (Sub)kulturelle Aufwertungslogiken

Die Frankfurter Student_innen Zeitschrift „diskus“ setzt sich in ihrer Oktoberausgabe 2009 mit dem Verhältnis linker Aktivist_innen und linker Politik mit Popkultur auseinander. Neben aufschlussreichen Gesprächen mit Frank Apunkt Schneider und Didi Neidhardt über die „Krisen der Poplinken“ sowie über die Erfahrungen mit den Frankfurter Nachttanzdemos „Krach 2009“ gibt es im Heft tiefschürfendes Theoretisieren über die Verbindung von Alltag, Kultur und Politik von Daniel Loick („Das poplinke Versprechen und die Kritik von Lebensformen: ein Verfahrensvorschlag“). Weil das in Mode geratene G-Wort in kaum einer Debatte fehlen darf, wurde ich gefragt auch etwas zum Verhältnis von (Sub)Kulturen zur Gentrification beizutragen: „Auf dem Weg zum Bionade-Biedermeier. (Sub)kulturelle Aufwertungslogiken in Gentrification-Prozessen“.

In Frankfurt/Main und Umgebung liegt das Heft kostenlos in den den einschlägigen Buchläden, Kneipen und Veranstaltungsorten aus – alle anderen können es für 2,50 Euro über diskus(at)copyriot.com bestellen. Meinen Beitrag gibt es aber auch hier im Blog zu lesen:

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Hamburg: Floridarisierung des Protestes

Die harte Haltung des Senats war nicht mehr aufrechtzuerhalten – sowohl Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (Grüne) als auch Kultursenatorin Katrin von Welck (parteilos) gehen auf Tuchfühlung mit den Künstler/innen die seit Ende August einige Gebäude im Gängeviertel besetzt hatten. Die Stadt will offenbar die künftigen Nutzungskonzepte überdenken – bisher plante ein holländischer Investor den Abriss und Neubau großer Teile des Altbauviertels. Soweit, so schön.

Doch wo die harte Hand nicht hinlangt, werden weiche Standortfaktoren ausgepackt. So auch in Hamburg: wenn es schon nicht gelingt die unternehmerischen Strategien der Stadtentwicklung durch direkte Investitionen durchzusetzen, soll doch wenigstens ein Marketinggewinn herausspringen, wenn sich die protestiertenden Künstler/innen schon so weit in die Öffentlichkeit der stadtpolitischen Debatte hinauswagten. Mit prominenter Unterstützung von Richard Florida himself wird jetzt eine Vereinnahmungsstrategie aufgetischt. Wenn schon kein internationaler Investor im Gängeviertel, dann soll Hamburg zumindest internationales Modell für die Förderung der kreativen Klasse werden. Marke Hamburg – egal wie: US-Ökonom Florida will Künstler an öffentlichem Eigentum beteiligen.

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Berlin: Pionierdilemma an der Spree

stop_gentrification_berlin_megaspree_2009Die MegaSpree-Demonstration der Clubbetreiber/innen, Strandbars,  Kunst- und Kulturschaffenden und Freiraumbewohner/innen wollte nichts Geringeres als gegen Gegen Privatisierung und Betonierung, für eine kulturell vielfältige, freie und soziale Stadt auf die Straße zu gehen. Unter dem Arbeitstitel MediaSpree soll auf den teilweise brachliegenden Uferflächen der Spree in den Innenstadtbezirken Friedrichshain und Kreuzberg eine neues Geschäfts- und Wohnviertel entstehen, dass sich in erster Linie an Nutzer aus den Bereichen der neuen Medien, Musikindustrie und des Veranstaltungsentertainment richtet. Die überwiegend von privaten Investoren geplante Bebauung hat bereits in der Vergangenheit für Proteste gesorgt. So wurden nach einem Bürgerbegehren 2008 die Bauplanungen zunächst auf Eis gelegt,  um verschiedene Forderungen von Bürgerinitiativen stärker in den Planungen zu berücksichtigen.

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Oberhausen droht Prenzlauer-Berg-Effekt

Auf dem Webportal der WAZ ist ein Veranstaltungsbericht einer Podiumsdiskussion „Die City zwischen Tradition und Moderne“ zu lesen. Inhaltlich ging es offenbar hauptsächlich um die Entwicklungsperspektiven von Alt-Oberhausen und die Frage, ob nicht die gezielte Ansiedlung von Künstler/innen die gewünschten Effekte hervorbringen würden. Mal wieder mussten die Aufwertungsgebiete Ostberlin als Referenzpunkt für die Diskussioen herhalten: Alt-Oberhausen ist nicht Prenzlauer Berg

Ulrike Rose (Landesinitiative StadtBauKultur NRW) etwa verpasste hochfahrenden Plänen von einem Quartier, dem junge Künstler durch bloße Anwesenheit ein neues Gesicht verliehen, erdigen Ballast: „Also ehrlich: Alt-Oberhausen ist nicht Prenzlauer Berg in Berlin.”

Letztendlich diskutierte die versammelte Meute von Stadtplaner/innen, Investoren und Kulturschaffenden dann aber doch den ganzen Abend über die Chancen der Ansiedlung einer Kreativbranche. Das Fazit des Artikels kann daher eher als Drohung verstanden werden, sich doch auf den Weg nach Prenzlauer Berg zu begeben…

Nach zwei Stunden ging man auseinander – nicht ohne neue Ideen.

p.s. Für alle, die nicht ohne weiteres verstehen, warum Prenzlauer Berg als Drohung verstanden werden könnte: prenzelbasher

Graz: Viel Wirbel um die Aufwertung

Im Grazer Lendviertel, oder besser gesagt in den wenigen Straßenzügen zwischen Kunsthaus am Südtiroler Platz und dem Lendplatz, fand am Wochenende zum zweiten Mal das sogenannte Lendwirbel statt. Dieses von Akteuren der überwiegend in den letzten Jahren zugezogenen Kreativszene organisierte Fest wird in der lokalen Presse und auch in der Selbtvermarktung der Initiator/innen als Aufbruch zu einer kreativen Stadtentwicklung gefeiert.

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