Berlin: Stadtpolitischer Veranstaltungsmarathon im Januar

Das Jahr fängt ja gut an! Wohnungspolitik und Diskussionen über Gentrification und Verdrängung stehen weiterhin ganz oben auf der Tagesordnung vieler Veranstaltungen. Allein in den nächsten Tagen gibt es mindestens fünf spannende Diskussionen, die für die neue Relevanz der Stadtpolitik in Berlin stehen:

  • Das Event, die Stadt und das Eigentum. Wie das Live-Geschäft urbane Räume verändert?: Samstag, 16.01.2010 | 20:00 Uhr | HAU 2 (Hallesches Ufer 32 / 10963 Berlin): Podiumsdiskussion mit Björn Böhning (SPD-Parteivorstand, Berlin), Ted Gaier (Musiker, Die Goldenen Zitronen, und Mitinitiator des Manifests „Not in our name“, Hamburg), Andrej Holm (Stadtsoziologe, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/Main), Tobias Rapp (Journalist, „Der Spiegel“, Hamburg), Gerrit Schultz (Clubbetreiber WMF, Berlin). Moderation: Jens Balzer und Christoph Gurk.   Weiterlesen

Gentrification: (Sub)kulturelle Aufwertungslogiken

Die Frankfurter Student_innen Zeitschrift „diskus“ setzt sich in ihrer Oktoberausgabe 2009 mit dem Verhältnis linker Aktivist_innen und linker Politik mit Popkultur auseinander. Neben aufschlussreichen Gesprächen mit Frank Apunkt Schneider und Didi Neidhardt über die „Krisen der Poplinken“ sowie über die Erfahrungen mit den Frankfurter Nachttanzdemos „Krach 2009“ gibt es im Heft tiefschürfendes Theoretisieren über die Verbindung von Alltag, Kultur und Politik von Daniel Loick („Das poplinke Versprechen und die Kritik von Lebensformen: ein Verfahrensvorschlag“). Weil das in Mode geratene G-Wort in kaum einer Debatte fehlen darf, wurde ich gefragt auch etwas zum Verhältnis von (Sub)Kulturen zur Gentrification beizutragen: „Auf dem Weg zum Bionade-Biedermeier. (Sub)kulturelle Aufwertungslogiken in Gentrification-Prozessen“.

In Frankfurt/Main und Umgebung liegt das Heft kostenlos in den den einschlägigen Buchläden, Kneipen und Veranstaltungsorten aus – alle anderen können es für 2,50 Euro über diskus(at)copyriot.com bestellen. Meinen Beitrag gibt es aber auch hier im Blog zu lesen:

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Hamburg: Gängeviertel: Erfolgreicher Protest oder Rettung der Marke Hamburg?

Das seit dem Sommer von überwiegend Künstler/innen besetzte Gängeviertel hat in Hamburg und darüber hinaus eine lebhafte Debatte um die Folgen einer unternehmerischen Stadtpolitik ausgelöst. Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe „In welcher Stadt wollen wir eigentlich leben“ werden Fragen der aktuellen Stadtpolitik in Hamburg diskutiert. Die Auftaktveranstaltung am 17.11.2009 stand unter dem Titel „Recht auf StadtGehört die Stadt nicht eigentlich uns alle?“.

Hier für alle, die es mögen, hier eine schriftliche Fassung meines kleinen Inputs zu Beginn der Diskussion:

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Gentrification als Rettungsanker?

Auf der Webseite ZUENDER, dem Onlinemagazin DER ZEIT gibt es unter der Rubrik ‚Zitat des Tages‘ einen Eintrag, der sich an Hand eines Youtube-Videao der Band „Aufbau Ost“ mit der als eher bedrohlich wahrgenommen Situation in Frankfurt/Oder auseinandersetzt und Gentrification als Rettungsanker präsentiert. Nicht nur die ausgelutscht klingenen Ostklischees (Frankfurt/Oder als „brandenburgisches Neukölln… Ein Ort, an dem osteuropäische Banden, beschützt von korrupten und gewalttätigen Polizisten, ihr Unwesen treiben.“) – sondern auch der dumpfe Mechanismus des Aufwertungsoptimismus im Beitrag „Aufbau Ost – Gesetz der Straße…“ wirken reichlich irritierend:

Ist die Stadt erst einmal als Hochburg der Kriminalität bekannt, könnte durch den Zuzug distinktionsinteressierter Studenten eine Kettenreaktion in Gang gesetzt werden, wie man sie im Hamburger Schanzenviertel oder in Berlin-Neukölln beobachten kann. Dort wurde durch den Bezug von Studenten und Künstlern der Boden für einkommensstärkere Singles und junge Familien bereitet. Heute sind dort, wo früher Waschcenter und Spielotheken waren, Bioläden, Sushi-Restaurants und Weinhändler.Was Wissenschaftler als “Gentrification” bezeichnen, könnte für Frankfurt (Oder) zum Rettungsanker werden.

Kulturen der Aufwertung

Die Beziehungen zwischen Künstler/innen und Anti-Gentrification-Aktivist/innen sind seit langem und fast überall eher angespannt und von Mißverständnissen geprägt. Die Kulturproduzent/innen werden oft als Pioniere und Schrittmacher von Aufwertungsprozessen bewertet und verstehen wiederum nur selten, warum sie als ‚Täter“ der Aufwertung behandelt werden, wo sie doch ob selbst „Opfer“ der steigende Mietpreise werden und ausziehen müssen.

Heute Abend veranstaltet das Kunstprojekt Skulpturenpark Berlin_Zentrum ein Diskussionsveranstaltung zum Thema. Eingeladen sind unter anderem Pelin Tan aus Istanbul und Matteo Pasquinelli aus Amsterdam.

LANDREFORM Consistory Talk 1
The Artist and Urban Development

with Pelin Tan, Istanbul, Andrej Holm, Berlin, and Matteo Pasquinelli, Amsterdam

Saturday, December 13, 2008 at 7 PM

Place: Neue Grünstraße 20, 5th floor, Conference Room

Die Ankündigung klingt vielversprechend:

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Kultur der Aufwertung

Es gilt als relativ unumstritten, dass Gentrification auch eine kulturelle Dimension hat. Das Verhältniss von Kultur und Aufwertung wird oftmals mit Pioniermetaphern beschrieben. Kulturelle, oftmals subkulturelle Aktivitäten werden dabei als Anzeichen für eine gesteigerte Attraktivität eines Gebietes angesehen – insbesondere für die sogenannten Kreativen. Kulturproduzenten als Türöffner und Motor von Aufwertungsprozessen.

Das Beispiel Wilhelmsburg in Hamburg zeigt, dass diese Pionierfunktion der Kultur auch ganz bewusst für eine gewünschte Aufwertung eingesetzt wird. Die Welt fabuliert in einem Bericht über den „kulturellen Sprung über die Elbe“. Bekannte Rockbands und Kunstaktionen sollen mehr Kreative nach Wilhelmsburg locken. Weiterlesen