Berlin: Luxuswohnen trotz Krise weiter im Trend

Luxuswohnen in Berlin: mehr als goldenen Wasserhähne

Nicht wenige hatten sich ja angsichts der Finanzkrise Hoffnung gemacht, der beginnende Bauboom im Luxuswohnsegment würde in Berlin schnell in sich zusammenbrechen. Die Orco-Pleiten in den Fehrbelliner Höfen und am Kurfürstendamm (Haus Cumberland) – beide Bauprojekte wurden trotz begonnener Arbeiten eingestellt – schienen diese Kriseneffekte zu bestätigen. Doch die erfolgreichen Fertigstellungen der Luxuswohnprojekte Marthashof oder Palais KolleBelle in Berlin Prenzlauer Berg weisen in eine andere Richtung. Die von den Maklern herbeigeredeten krisenfesten Investitionen ins Betongeld, scheinen ganz erfolgreich gewesen zu sein.

Ein ausführlicher Bericht über die aktuelle Marktlage des Berliner Luxuswohnsegments ist in der Immobilienbeilage der Berliner Zeitung zu finden: Luxus nach Maß. Vincent Mulder vom niederländischen Projektentwickler Kondor Wessels gibt darin ausführlich Auskunft über seine Markteinschätzung und sagt den Berliner Luxuswohninvestitionen eine goldenen Zukunft voraus:

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Berlin: Sekundäre Aufwertungskosten bei Autostellplätzen

Auf der Immobilienseite „Berlin-Townhaus“ sind in der Regel mehr oder weniger gut kaschierte Werbebotschaften rund um das Immobiliengeschäft mit Luxuswohnungen in Berlin zu finden. Unter dem Titel „Mehrwert Tiefgarage bei Townhouses in Berlin“ wird jedoch auf einen interessanten Nebeneffekt der Aufwertung verwiesen:

Um das Jahr 2000 kostete der Stellplatz zur Miete durchschnittlich in Berlin Mitte im Kauf 10.000 Euro oder in der monatlichen Miete 100 Euro. Jetzt tauchen Stellplatz-Mietpreise in der Tiefgarage um die 200 Euro auf und im Verkauf werden Preise von 20.000 Euro bis 35.000 Euro aufgerufen.

Als Gründe für diese Preissteigerungen für Stellplätze werden die Parkraumbewirtschaftung, Gefahren für PKW durch Brandstiftungen und Autodiebstahl sowie die Nachverdichtung der Innenstadt benannt. Insbesondere in Verbindung mit mobilitätsintensiven Lebensstilen, die oft ein Zweitauto erforderlich machen, verschärfen die Neubauten die ohnehin angespannte Parkplatzsituation in den Innestadtbezirken.

Hamburg St. Pauli: „Ich will so bleiben wie ich bin“

Für diesen Sonnabend ist in Hamburg eine große „NoBNQ Bezirksversammlung“ mit Austellungseröffnung, Stadtrundgängen und Konzerten angekündigt:

St. Pauli nimmt sich das Recht auf Stadt:
Gegen Gentrifizierung, Mieterhöhung & Investorenarchitektur.
Sonnabend, 5. September 2009 | ab 14 Uhr

Hintergrund sind die Proteste von Anwohner/innen und Initiativen, die sich gegen die Bau- und Sanierungspläne der Investoren Köhler & von Bargen wenden, die mit einem umfassenden  Aufwertungsplan die Straßenzügen rund um die Bernhard Nocht Straße in ein neues Quartier verwandeln wollen. Im Hamburger Abendblatt (Anwohner kämpfen gegen Bernhard Nocht Quartier) wird der Konflikt wie folgt beschrieben:

Die Altbauten in der Bernhard-Nocht-Straße und der Erichstraße sollen teilweise saniert und modernisiert, in mindestens einem Fall sogar abgerissen werden. Seit dem Bekanntwerden herrscht Unruhe auf St. Pauli. Die Bewohner fürchten, aus ihren Wohnungen vertrieben zu werden.

Die anfängliche Werbung für das geplante „Berndhard-Nocht-Quartier (BNQ)“ ist – offensichtlich in Reaktion auf die Proteste der letzten Wochen – etwas handzahmer geworden. Das Projekt firmiert nun unter dem Arbeitstitel „Bernhard-Nocht-Terassen“ – Hinweisen auf den Verzicht auf Lusxusmodernisierungen und Abrisse sind auf der Webseite der Projektentwickler jedoch nicht zu finden…

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Berlin: Steigende Immobilienpreise trotz Krise

Der gerade vom Gutachterausschuss veröffentlichte „Bericht über der Berliner Grundstücksmarkt 2008/09“ bestätigt die widersprüchlichen Kriseneffekte im Bereich des Wohnungsmarktes.  In der Berliner Zeitung gibt es einen informativen Beitrag zu lesen: Monopoly Berlin: Pariser Platz ist am teuersten.

Im Vergelich zu den beiden Boomjahren 2006 und 2007 sind die Umsätze deutlich zurückgegangen und erreichen nur noch knapp die Hälfte des  Vorjahresniveaus. Statt 14,2 Mrd. Euro wurden Grundstücke und Häuser ’nur‘ noch in einem Jahresumfang von 7,2 Mrd. Euro verkauft.  Die Umsätze des Grundstücks- und Immobilienhandels erreichen dabei jedoch keinen historischen Tiefpunkt sondern bewegen sich auf dem Niveau von 2003/2004.

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Berlin: „Niemand hat das Recht, in einer bestimmten Straße zu wohnen“

Die taz berichtete in ihrer gestrigen Ausgabe von den Vermarktungsschwierigkeiten des umstrittenen Luxuswohnprojektes CarLoft in Kreuzberg: Carlofts werden ausgebremst. Bisher konnten nur zwei der 11 Lofts vermietet werden – vom Traum eines Direktverkaufs hatten sich die Investoren bereits vor etlichen Monaten verabschiedet.

Ursprünglich sollten die vor ein paar Monaten fertiggestellten Wohnungen als Eigentum in der Preislage von 500.000 bis 1.500.000 Euro verkauft werden. Die Firma CarLoft® GmbH, die zwei Architekten gehört, hat sich die Idee der „Carlofts“ sogar in 39 Ländern patentieren lassen.

Die Pressesprecherin des Vermarktungsbüros Corinna Kaspar sieht die Gründe für die schleppende Vermietung eher in der Finanzkrise als in der öffentlichen Kritik am Luxuswohnprojekt:

Kaspar nennt allerdings andere Gründe für die Vermarktungsschwierigkeiten. „Die internationale Finanzkrise ist bei Projektentwicklern und Bauträgern, aber auch bei CarLoft-Käufern eher präsent als Aktionen linksradikaler Gruppierungen, denen wir übrigens stets den direkten Dialog angeboten haben.“

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Berlin: Diktatur der Baugruppen

Im Tagesspiegel vom vergangenen Wochenende gibt es einen längeren Artikel zu den innerstädtischen Baugruppen in Berlin: Ein bisschen Diktatur. Diese, in der Berichterstattung zur Wohneigentumsbildung ungewöhnlich negative Überschrift bezieht sich in erster Linie auf das besondere Verhältnis von Architekt/innen zu den eigentlichen Bauherren in solchen Projekten.

„Architektur kann man keinen demokratischen Prozessen unterziehen.“

Doch auch zu den sozialen Kosequenzen und Effekten gibt es ein paar interessante Aussagen in dem Artikel. Weiterlesen

Hanau: Luxuswohnen als Standortfaktor

Für alle, die bisher glaubten, die Theorie zur „Unternehmerischen Stadt“ ist die Erfindung von marxistisch verbohrten Sozialwissenschaftler/innen, denen sei ein Blick in die Frankfurter Rundschau empfohlen. In den Konzepten zur „Unternehmerischen Stadt“ werden verschiedene Tendenzen der neoliberalen Stadtpolitik zusammengefasst. Durch eine steigende Schere von kommunalen Handlungsbedarfen und den städtischen Handlungsressourcen – so die Argumentation – verlegen vielen Städte den Schwerpunkt ihrer Stadtpolitik auf die Werbung um Unternehmensansiedlungen, Besserverdienende und Tourist/innen. In diesem Bemühen stehen die Städte – ganz wie Unternehmen – in Konkurenz zu anderen Städten. Durch diesen Städtewettbewerb verringern sich in der Regel die kommunalen Ausgaben für eine soziale Infrastruktur, während Geld vor allem für Aufwertungsprojekte und das Stadtmarketing ausgegeben wird.

Hanau – eine ehemalige Residenzstadt in der Nähe von Frankfurt/Main – hat einen klassischen Prozess des funktionalen Bedeutungsverlustes durchmachen müssen und setzt nun auf die Aufhübschung des Stadtzentrums und „Mehr Luxus beim Wohnen“:

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Landeanflug der Aufwertung. Was ist vom Flughafengelände Tempelhof zu erwarten?

Flughafen Tempelhof. Kaum ist der Flugbetrieb eingestellt, beginnt schon das Gerangel um die Verwertungsmöglichkeiten. Das ehemalige Hauptgebäude ist mit einem Handstreich des Regierenden Bürgermeisters an die internationale Modemesse „Bread & Butter“ vergeben, der Bund als Miteigentümer will sich die Übertragung seiner Liegenschaftsanteile an das Land Berlin satte 40 Mio. Euro kosten lassen und dass ausgerechnet die Edelarchitekten von GRAFT die Planungen für das neu entstehende Wohngebiete Columbiaquartier übertragen bekommen sollen, lässt auch nicht Gutes erwarten. Anwohner/innen befürchten schon jetzt, dass statt der Flugzeuge künftig die Mieten in den Himmel steigen.

Es lohnt sich also ein Blick auf die stadtentwicklungspolitischen Effekte der Zukunftsplanungen auf dem ehemaligen Flughafengelände. Wie bei alle Großprojekte sind auch hier die Projektebene selbst, die Auswirkungen auf die unmittelbare Nachbarschaft und der städtischen Gesamtkontext zu hinterfragen.

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Berlin: Ex-Baustadtrat mag keine Luxuswohnungen

Heute gibt es ein sehr schönes Interview mit Matthias Klipp in der taz zu lesen: „Ich wundere mich, dass keiner Farbbeutel wirft. Darin beschreibt der ehemalige Stadtteilaktivist, Baustadtrat, der seit Ende der 1990er Jahren bei verschiedenen Sanierungsgesellschaften, Bauträgern und Immobilenentwicklern arbeitete, seine Sicht auf die Veränderungen in Prenzlauer Berg. Nie ein Mann der kleine Töne gewesen, lässt uns Matthias Klipp erfahren was, er von den Luxuswohnprojekten hält und dass er sich mit den Marken teurer Autos auskennt. Weiterlesen

Berlin: Standesgemäße Dachgeschosse und Townhouses

Mathias Wedel gibt uns in seinem Beitrag im Freitag eine tiefe Einsicht in seine politische Gefühlslage: Das KaDeWe und die Rosinenbomber-Vita. Vordergründig geht es um die nach wie vor bestehenden Disharmonien zwischen Ost und West in Berlin. Beflügelt von der Vorstellung einer Schließung des KaDeWe („Noch schöner wäre es, es würde eines Nachts – sagen wir in der Nacht vom 16. zum 17. Juni, wenn keine Seele mehr im Hause ist, alle Nachbarn und Passanten gewarnt sind und der Verkehr weiträumig umgeleitet wurde – geräuschlos und feinstaubarm in sich zusammenfallen wie das Kölner Stadtarchiv.„) serviert er uns eine dicke Packung des mentalen Wiedervereinigungsfrustes.

Wenn es zusammenfiele, würde ich mir ein Lächeln spendieren, zumindest nicht verkneifen. Das KaDeWe steht für alles, was ich an den Westberlinern – unter anderem an denen, mit denen ich notgedrungen zu tun habe, wobei wir stumm neben­einander her arbeiten, „nett“ zueinander sind, so tun, als hätte es die Mauer nie gegeben, und selbst leiseste Anspielungen auf unsere unterschiedliche, ja gegensätzliche geografisch-politische Herkunft zwanghaft vermeiden – nicht mag: Ihren ­Demokratie-Dünkel, ihre Rosinenbomber-Vita, ihr „Wir waren eingemauert“-Syndrom, ihre großkotzigen Vopo-Geschichten, ihre Altachtundsechziger- und K-Gruppen-Romantik, ihre Kirchgängerei, dass sie „Viertel vor Zehn“ sagen, dass sie immer noch Harald Juhnke nachtrauern, dass sie mich Ostdeutschen nicht leiden können, dass sie mich nötigen, ihnen Honecker-Witze zu erzählen (aber langsam, damit sie sich alles merken können), und dass sie so riechen wie das KaDeWe.

Schlimmer noch als die Westberliner sind eigentlich nur noch die… genau, die Schwaben. Weiterlesen