Filmreportage: Wohnungsnot in Europa

Das Arte-Jugendmagazin Yourope hat Gestern eine Sendung zur Wohnsituation von jungen Leuten in verschiedenen europäischen Städten ausgestrahlt: „Wie wohnen junge Europäer?

40 Prozent der Jugendlichen in Europe wohnen demnach noch mit Mitte Dreißig bei den Eltern. Der Grund sind weniger die Bequemlichkeiten im Hotel Mama, sondern die drastisch steigenden Wohnkosten in allen Ballungsräumen. Ein Wort durfte in der Anmoderation natürlich nicht fehlen:

„Schuld ist die Gentrifizierung. Klingt wie eine tödliche Krankheit, meint aber die Verdrängung…“

Mit kurzen Reportagen zu den Fetten-Mieten-Partys in Hamburg und einer Hausbesetzung von Jeudi Noir in Paris kommt auch der Widerstand gegen die Wohnungsnot in den europäischen Metropolen nicht zu kurz. Ob die Ankündigung „In Hamburg trinkt man sich die Mieten schön“ den Ansatz der Proteste wirklich trifft, sei mal dahingestellt. Im Beitrag jedenfalls dürfen Aktivisten ihre Wohnungen zeigen und ausführlich erklären, warum 4 Euro/qm ein angemessener Preis für eine Mietwohnung wären. Aber seht am besten selbst:

Paris: Paläste für Alle?

In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung gibt es einen Artikel zu eine   HausPalastbesetzung der wohnungspolitischen Aktionsgruppe ‚Jeudi Noir“ (Schwarzer Donnerstag) in Paris: Vive la chance (von Stefan Ulrich, Süddeutsche Zeitung, 27. Januar 2010, Seite 3). Seit drei Monaten hält eine Gruppe von 32 jungen Leuten ein seit über 40 Jahren leer stehendes Palais am Place des Vosges in der Pariser Innenstadt besetzt.

Heute gehört der Platz wieder zu den teuersten Adressen im ohnehin nicht billigen Paris. 20 000 Euro soll der Quadratmeter kosten. Dubouchet könnte sich glücklich preisen in seinem Palais Nummer 1 b, in dessen Dachgeschoss er sein Atelier eingerichtet hat. Die Sache hat nur einen Haken: Dubouchet ist nicht Schlossbesitzer – sondern Schlossbesetzer.

Auch in den Stuttgarter Nachrichten gab es eine Bericht über die Besetzung des 400 Jahre alten Gebäudes: Studenten besetzen Luxus-Palais. Der dort beschriebene Besuch der 87-jährigen Besitzerin Béatrice Cottin kurz vor Weinachten brachten den Besetzer/innen jedoch kein Glück. Entmündigt und unter Vormundschaft gestellt, nuzte die Sympathie der alten Dame wenig. Nach einem vom Vormund erwirkten Gerichtsbeschluss droht nun die Zwangsräumung.

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Paris: Krise als Aufwertungsmotor

In der Frankfurter Rundschau von heute gibt es einen ausführlichen Beitrag zur Stadtentwicklung in der französischen Hauptstadt: Paris: Die geteilte Stadt. Werner Girgert stellt in seinem Artikel die zunehmenden Exklusionstendenzen in den Kontext der global city formation von Paris. Der wirtschaftliche Erfolg und erwirtschaftete Reichtum auf der einen Seite trieb den Pariser Immobilienmarkt zu immer neuen Höhen. Angesichts der Krise können sich selbst Besserverdienende die Wohnungen in der Innenstadt nicht mehr leisten und weichen auf die bisher preiswerten Wohnquartiere im Osten der Stadt aus. Paris bietet damit eine anschauliches Beispiel für die Funktionsweisen von Aufwertungsketten, bei denen die Verdrängten aus den hyper-gentrifizierten Zonen der Stadt zu den Gentrifieren in anderen Wohngebieten werden.

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Wiederaneignung der Stadt

Unter dem Titel „Wiederaneignung der Stadt“ bieten Stadtteil- und Mieteraktivist/innen aus sechs europäischen Ländern beim Europäischen Sozialforum (ESF) am 18. September ein Seminar zu „Widerständen gegen Zwangsräumungen, Abrisse, Gentrifizierung, Privatisierung, Spekulation“ an.

Es wird dabei vor allem um den Austausch und die Vernetzung von Aktivitäten gehen. Wie Proteste gegen Mietsteigerungen aussehen können, zeigen Beispiele aus Paris und Zürich. Dort wurden mit Strategien der „Party-Guerilla“ Besichtigungstermine überteuerter Wohnungsangebote in Protesthappenings verwandelt. In Paris nannte sich die Gruppe „Jeudi-Noir“ (Schwarzer Donnerstag), weil immer Donnerstags die Anzeigen für Wohnungen erscheinen. Die Züricher Variante der neuen Protestkultur nennt sich „Fat-Rent-Party„. Was wir uns darunter vorstellen können, gibt es hier zu sehen.

Kurzentschlossenen können über Attac günstige Fährickets (17 Euro) nach Malmö buchen.