Vor ein paar Jahren hat Karin Baumert die Gentrification als Terror beschrieben – wie bei jedem gut organisierten Verbrechen kommt irgendwann die Zeit der Spurenbeseitigung. In Berlin werden gerade die letzten Artefakte des politisch und subkulturellen Aufbruchs Anfang der 1990er Jahre abgeräumt. Allein in Mitte und Prenzlauer Berg sind etliche Projekte davon betroffen: das Hausprojekt in der Brunnenstraße 183 wurde bereits geräumt, der Linienhof soll einer Baugruppe weichen, dem Schokoladen in der Ackerstraße wurde gekündigt, das ACUD in die Insolvenz getrieben und selbst das weitgehend kommerzialisierte Tacheles soll einer Neubauinvestition weichen…
In diese Kette von Kündigungen, Schließungen und Räumungen von Einrichtungen einer vor zwanzig Jahren in der Nachwendezeit entstandenen Alternatiiv- und Subkultur reiht sich nun auch der gestrige Räumungsversuch gegen den Umsonstladen in den Kellerräumen der Kastanienallee 86 ein. Mit Hubschraubereinsatz und einer Polizeihundertschaft wollte einen Räumungstitel des Berliner Landgerichts für den Hauseigentümer durchsetzen. Nach der Vermittlung durch die lokale Politprominenz (u.a. Volker Ratzmann, Stefan Liebig) wurde sich auf den ‚Kompromiss‘ geeinigt, die Räume versiegeln zu lassen, aber an einem ‚Runden Tisch‘ nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen…