Hamburg: Protestfahrt gegen Slumlord-Strategie der Gagfah

Die meisten Mieter/innen wollen von ihren Hausverwaltungen in Ruhe gelassen werden und Post vom Eigentümer bedeutet oft nichts Gutes. Im Korallusviertel in Hamburg Wilhelmsburg ist das anders. Die Mieter/innen dort haben gemeinsam mit Stadtteilinitiativen und Mieterorganisationen einen Bus gemietet um bei ihrem Vermieter vorzusprechen. Der Grund: Finanzinvestor Fortress lässt die 2004 privatisierten Gagfah-Wohnungen systematisch verfallen und spart am Service und den Instandsetztungsausgaben. In der Stadtforschung werden solche Eigentümer/innen als Slumlords bezeichnet.

Die Bewohner/innen in Wilhelmsburg jedoch wollen die Vernachlässigung ihrer Wohnanlage nicht länger hinnehmen und konfrontierten die Geschäftsführung mit ihren Beschwerden. Eine Videodokumentation des AK Umstrukturierung Wilhelmsburg zeigt die gelungene Aktion:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=a3WpkB2A6pA]

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Artikel: Ökonomie der Wohnungsprivatisierung

Die Zeitschrift „Z – Zeitschrift marxistische Erneuerung“ beschäftigt sich in ihrer aktuellen Ausgabe mit dem Thema Stadt und Krise (Z – Nr. 83, 21. Jahrgang). Neun Beiträge – die fast ausnahmslos von einer Herrenrunde beigesteuert werden – geben eine guten Überblick zu Themen der Stadtökonomie und Stadtpolitik  in der aktuellen Krisendynamik.

  • Bernd Belina: Krise und gebaute Umwelt. Zum Begriff des „sekundären Kapitalkreislaufs“ und zur Zirkulation des fixen Kapitals, S. 8-19
  • Hans-Dieter von Frieling: Verwendbar, überflüssig, ausgegrenzt, kontrolliert – Segregation in der neoliberalen Stadt, S. 20-34
  • Henrik Lebuhn: Das Neue Steuerungsmodell und die (Markt-)Logik städtischer Verwaltungen, S. 35-45
  • Andrej Holm: Privare heißt rauben – Zur Ökonomie von Wohnungsprivatisierungen, S. 46-59
  • Thomas Ristow: Bibliothekswesen im Restrukturierungsprozess. Schöne neue Bibliothekswelt oder Bibliothekssterben?, S. 60-72
  • Axel Troost/Sandra Schuster: Kommunalfinanzen – Zeit für Alternativen, S. 73-83
  • Kai Eicker-Wolf: Die Lage der Kommunalfinanzen – das Beispiel Hessen; S. 84-96
  • Sebastian Schipper: „Es ist nicht der Markt der versagt hat, sondern es ist der Staat“ Zur Kontinuität neoliberaler Hegemonie auf lokaler Ebene am Beispiel der Stadt Frankfurt am Main, S. 97-111
  • Werner Rügemer: Kommunen: Kein Geld, keine Demokratie, keine Alternativen?, S. 112-125

Für alle, nicht gleich das ganze Heft erwerben wollen, gibt es meinen Beitrag auch hier zu lesen:

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Filmtipp: „Im Schatten des Tafelberges“ (Kapstadt)

Für eine Vorabrezension für den AK Analyse & Kritik (Zeitung für linke Debatte und Praxis)  („Wenn wir nichts tun, werden wir sterben“) hatte ich Gelegenheit eine sehenswerte Dokumentation über städtische Kämpfe in Südafrika anzuschauen:

Im Schatten des Tafelberges – When the Mountain meets its shadow
von Alexander Kleider und Daniela Michel, in Kooperation mit Romin Khan, Deutschland 2009, 62 Min, engl. OF m. dt. UT

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=7yl57yk_YBQ]

Im März und April wird es in Deutschland, der Schweiz und Norwegen eine Premierentour mit den FilmemacherInnen sowie Ashraf Cassiem und Mncedisi Twalo von der Anti Eviction Campaign geben. Aufführungen unter anderem in Basel (28.3.10), Freiburg (28.3.10), Nürnberg (31.3.10), Berlin (5.4.10), Bielefeld (6.4. 10), Hamburg (13.4.10), Göttingen (14.4.10), Stuttgart (15.4.10). Alle Termine finden sich hier.

Meine kleine Rezension zum Film gibt es gleich hier zu lesen:  Weiterlesen

Freiburg: Halbwertzeit des Privatisierungsvetos

Vor ziemlich genau drei Jahren freuten sich Anti-Privatisierungsinitiativen in vielen Städten der Bundesrepublik über das klare Votum des Bürgerentscheides in Freiburg gegen den geplanten Verkauf der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft „Freiburger Stadtbau GmbH“. Zum ersten Mal war es gelungen, mit einer öffentlichen Kampagne eine Privatisierungsplan aufzuhalten.  In der Erfolgsfreude damals kaum wahrgenommen wurde die begrenzte Gültigkeit des Abstimmungsergebnisses. Die Bindungsfrist von Bürgerentscheiden beläuft sich auf lediglich drei Jahre. Und genau die sind nun abgelaufen.

Und die Freiburger Politik will offenbar auch keine weiteren Schonfristen einräumen. Schon ein paar Tage vor Ablauf der Frist gab die Stadt und ihre Wohnungsbaugesellschaft den Plan bekannt, sich von sogenanntem Streubesitz zu trennen und zunächst 24 Häuser zu verkaufen. Die Badische Zeitung titelt dazu: Reihenhäuschen im Angebot. Was dort zu lesen ist klingt ein wenig wie eine Meldung von Radio Eriwan:

Seit dem 12. November kann die Stadtverwaltung, weil die dreijährige Bindungsfrist des Bürgerentscheids abgelaufen ist, wieder Wohnungen verkaufen. Theoretisch. Praktisch soll es jedoch keine Verkäufe mehr geben, wie Oberbürgermeister Dieter Salomon im BZ-Interview bekräftigt hatte. Morgen jedoch soll eine Ausnahme gemacht werden.

Es kann also wieder privatisiert werden, aber nur theoretisch, praktisch wird es aber nicht stattfinden, außer wenn Ausnahmen gemacht werden…

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Zweierlei Krisenfolgen

Auf den Webseiten vom Mieterforum Ruhr gibt es einen sehr informativen Beitrag von Knut Unger zu den Auswirkungen der Finanzkrise auf die privatisierten Wohnungsbestände: „Absturz der Wohnungs-Heuschrecken“

Insbesondere institutionelle Anleger und Finanzinvestoren hatten in den vergangenen Jahren hunderttausende kommunale und landeseigene Wohnungen erworben. Im Zuge der Finanzkrise gibt es nun die ersten Pleiten (Level One, 24.000 Wohnungen), Insolvenzen (Babcock & Brown, 45.000 Wohnungen) und Liquiditätsengpässen (Vivacon, 50.000 Wohnungen). Aber  eben auch weitere Verkäufe und Umwandlungen in Eigentumswohnungen.

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