Berlin: Stadtpolitischer Veranstaltungsmarathon im Januar

Das Jahr fängt ja gut an! Wohnungspolitik und Diskussionen über Gentrification und Verdrängung stehen weiterhin ganz oben auf der Tagesordnung vieler Veranstaltungen. Allein in den nächsten Tagen gibt es mindestens fünf spannende Diskussionen, die für die neue Relevanz der Stadtpolitik in Berlin stehen:

  • Das Event, die Stadt und das Eigentum. Wie das Live-Geschäft urbane Räume verändert?: Samstag, 16.01.2010 | 20:00 Uhr | HAU 2 (Hallesches Ufer 32 / 10963 Berlin): Podiumsdiskussion mit Björn Böhning (SPD-Parteivorstand, Berlin), Ted Gaier (Musiker, Die Goldenen Zitronen, und Mitinitiator des Manifests „Not in our name“, Hamburg), Andrej Holm (Stadtsoziologe, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/Main), Tobias Rapp (Journalist, „Der Spiegel“, Hamburg), Gerrit Schultz (Clubbetreiber WMF, Berlin). Moderation: Jens Balzer und Christoph Gurk.   Weiterlesen

Berlin: „Latte-Laptop-Prekariat“ gegen Luxuswohnprojekt

Farbeier am Verkaufspavillon des Luxuswohnprojekts Marthashof (Juni 2009, Foto: Björn Kietzmann)

Über das Luxuswohnprojekt Marthashof in Berlin Prenzlauer Berg wurde (auch hier)  schon viel geschrieben und geschimpft, denn es steht für den aktuellen Zyklus einer Supergentrification in den Ostberliner Aufwertungsgebieten. Der Begriff der Supergentrification wird nicht etwa benutzt, weil es endlich mal um eine städtische Aufwertung geht, die wir ’super‘ finden können, sondern steht für Aufwertungsprozesse in bereits gentrifizierten Gegenden.

Der kleine Boom an Luxuswohnanlagen in den ehemaligen Sanierungsgebieten von Mitte und Prenzlauer Berg gilt zurecht als Berliner Beispiel für solche erweiterten Aufwertungsphasen. Neben den exklusiven Preisen der Apartments und der baulichen Verdichtung der unmittelbaren Nachbarschaft wurde insbesondere der sozial exklusive Charakter des Projektes immer wieder kritisiert. Die Anwohnerinitiative Marthashof (AIM) mobilisiert seit fast zwei Jahr gegen das Projekt.  Auf The European ist ein schöner und ausführlicher Text zu lesen. Der Titel greift die kunstaffine Selbstvermarktung von Sofanel Investment in schönem Zynismus auf:  „Marthashof, die antisoziale Plastik„.

Ebenfalls auf The European ist eine sehr hübsche Reportage des Wirtschaftsjournalisten Guido Walter veröffentlicht, der sich als Kaufinteressent vom „Sales Consultant“ des Projektes umgarnen ließ: „Ich möchte Teil einer Gated Community sein.

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Frankfurt Westend: Wie Hausbesetzungen die Hochhausplanungen verhinderten

Wolf Wetzel hat auf telepolis einen hübschen Artikeln veröffentlicht, der sich mit aktuellen Grroßprojekten der Stadtentwicklung in verschiedenen Städten beschäftigt: „Unternehmen Stadt: Wenn öffentlicher Raum in Renditeanlagen verwandelt wird„. Die geplanten Investorenprojekten benennen – so Wolf Wetzel – zugleich die aktuellen Orte des Widerstandes gegen die unternehmerische Stadtpolitik: MediaSpree, das Hamburger Gängeviertel,  der anstehende Verkauf der Hanauer Innenstadt an einen Investor oder die Planungen für Hochhäuser auf dem Universitätsgelände in Frankfurt Bockenheim sind nicht nur die Meilensteine einer neoliberalen Umstrukturierung der Städte sondern eben auch Wegmarken des Protestes.

Konflikte um Stadtentwicklungspläne haben eine lange Geschichte, Wolf Wetzel schlägt angesichts der aktuellen Umstrukturierungen vor, aus der Geschichte des Widerstandes zu lernen.  Anfang Dezember fand im allerwürdigen Club Voltaire in Frankfurt/Main eine Diskussionsveranstaltung „Geschichte wird gemacht! Neoliberale Stadtentwicklung und städtische  Gegenbewegungen“ im Rahmen der bundesweiten Veranstaltungsreihen „Unternehmen Stadt Übernehmen“ statt. Wolf Wetzel reflektierte in der Diskussion seine Erfahrungen der Westend-Hausbesetzungen, die er als Jugendlicher miterlebt hatte. Seinen Veranstaltungsinput hat er für den Telepolisartikel ausgebaut.

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Hamburg: Zeitmaschine der Gentrification

Zufällig bin ich im Netz auf einen Artikel von Tom Schimmeck aus dem Jahre 1988 gestoßen. Das Thema: die Aufwertung der Hamburger Innenstadt. Der Ort: das Schanzenviertel. Die Akteure: Yuppies, Künstler, Alternative. Der Titel: Lachs oder Fladenbrot. Tom Schimmeck über das Hamburger „Flora“ und die „Yuppisierung“ der Großstädte. Tom Schimmeck greift damit eine Kapitelüberschrift aus dem lange Zeit als Standardwerk geltenden Band von Hartmut Häußermann/Walter Siebel „Neue Urbanität“ von 1987 auf. Dort wurden unter dem Titel „Vom Müsli zum Kaviar oder Die Renaissance der Innenstädte“ die Lebensstilübergänge in Aufwertungsprozessen beschrieben.

In Tom Schimmecks Artikel geht es um die hanseatische Variante der Gentrification und Ausgangspunkt sind die umstrittenen und ja auch verhinderten Pläne zur Wiedererrichtung des Musical-Theaters Flora im Hamburger Schanzenviertel. Der Text versucht sich an einer stadtentwicklungspolitischen Einordnung der damaligen Proteste:

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Berlin: Wohnungspolitik in Kreuzberg zwischen Reformvorschlägen und zahnloser Symbolpolitik

Die Gruppe Soziale Kämpfe hatte am Montag Abend zu einer Podiumsdiskussion zur Kreuzberger Wohnsituation geladen: „Kreuzberg 36 in der Krise? Steigende Mieten, Verdrängung und die Auswirkungen auf den Kiez“.

Auf einem Podium versammelt diskutierten dort Joachim Oellerich (Berliner Mietergemeinschaft), Neriman Kurt (Kotti e.V.), Dr. Franz Schulz (Bezirksbürgermeister), Dr. Erwin Riedmann (Stadtsoziologe) sowie Vertreter/innen der Gruppe Soziale Kämpfe und ein Mitarbeiter der 2004 privatisierten Wohnungsbaugesellschaft GSW Berlin.

Berichte zur Veranstaltung gibt es u.a. hier:

Freiburg: Halbwertzeit des Privatisierungsvetos

Vor ziemlich genau drei Jahren freuten sich Anti-Privatisierungsinitiativen in vielen Städten der Bundesrepublik über das klare Votum des Bürgerentscheides in Freiburg gegen den geplanten Verkauf der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft „Freiburger Stadtbau GmbH“. Zum ersten Mal war es gelungen, mit einer öffentlichen Kampagne eine Privatisierungsplan aufzuhalten.  In der Erfolgsfreude damals kaum wahrgenommen wurde die begrenzte Gültigkeit des Abstimmungsergebnisses. Die Bindungsfrist von Bürgerentscheiden beläuft sich auf lediglich drei Jahre. Und genau die sind nun abgelaufen.

Und die Freiburger Politik will offenbar auch keine weiteren Schonfristen einräumen. Schon ein paar Tage vor Ablauf der Frist gab die Stadt und ihre Wohnungsbaugesellschaft den Plan bekannt, sich von sogenanntem Streubesitz zu trennen und zunächst 24 Häuser zu verkaufen. Die Badische Zeitung titelt dazu: Reihenhäuschen im Angebot. Was dort zu lesen ist klingt ein wenig wie eine Meldung von Radio Eriwan:

Seit dem 12. November kann die Stadtverwaltung, weil die dreijährige Bindungsfrist des Bürgerentscheids abgelaufen ist, wieder Wohnungen verkaufen. Theoretisch. Praktisch soll es jedoch keine Verkäufe mehr geben, wie Oberbürgermeister Dieter Salomon im BZ-Interview bekräftigt hatte. Morgen jedoch soll eine Ausnahme gemacht werden.

Es kann also wieder privatisiert werden, aber nur theoretisch, praktisch wird es aber nicht stattfinden, außer wenn Ausnahmen gemacht werden…

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Frankfurt: Geschichte wird gemacht! (Veranstaltungshinweis)

Im Rahmen der bundesweiten Veranstaltungsreihe „Unternehmen Stadt Übernehmen„, die vom Arbeitsschwerpunkt Stadt und Raum (ASSR) der BUKO organisiert wird, findet am Donnerstag in Frankfurt/Main eine Podiumsdiskussion statt.

„Geschichte wird gemacht! Neoliberale Stadtentwicklung und städtische Gegenbewegungen“
Donnerstag, 03.12.2009 * 19:30,
Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, 60313 Frankfurt/Main
Podiumsdiskussion mit: Wolf Wetzel, Petra, Michael Wilke, Rolf Engelke und Klaus Ronneberger sowie den AktivistInnen der BI „Ratschlag Campus Bockenheim“ und der „Innenstadt AG des Hanauer Sozialforums“

In der Ankündigung heisst es:

Stadtentwicklungsgeschichte ist nicht nur eine Geschichte der Herrschenden und ihrer Modelle, sondern immer auch ein Ergebnis von Erfolgen und Niederlagen sozialer, kultureller und politischer Gegenbewegungen. Da städtische Protestbewegungen immer in Auseinandersetzung mit den städtischen Strukturen und Politiken entstehen, wollen wir die jüngere Geschichte der Frankfurter Stadtentwicklung mit der ihrer Gegenbewegungen kreuzen und so die Dynamiken des Widerstandes ausgraben.

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Hamburg: Stadt. Globalisierung. Partizipation (Veranstaltungsankündigung)

Das Eine-Welt-Netzwerk-Hamburg hat in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geographie der Universität Hamburg eine Tagung rund ums Thema Soziale Bewegungen und Teilhabe an städtischen Entwicklungen vorbereitet:

Soziale Bewegungen, lokale Initiativen und städtische Teilhabe

Freitag, 27.11.2009, 14:00 Uhr

Zentrum für Marine und Atmosphärische Wissenschaften (ZMAW -Hörsaal 022/023), Bundesstraße 53, 20146 Hamburg

Programm

  • Einleitung
    Prof. Dr. Jürgen Oßenbrügge, Universität Hamburg
    Jonna Tikkanen, Eine Welt Netzwerk Hamburg e.V.
  • “Städtische Bewegungen der Gegenwart“
    Prof. Dr. Marcelo Lopes de Souza,
    Bundesuniversität Rio de Janeiro, Brasilien
  • „Soziale Bewegungen und städtische Teilhabe im deutschen Kontext“
    Dr. Andrej Holm, Goethe Universität Frankfurt am Main
  • „Stadtteilentwicklung und Partizipation im Quartier Osdorfer Born“
    Wolfgang Oehler, Büro CONVENT – integrierte Stadt- und Regionalentwicklung
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    Berlin/Hamburg: Veranstaltungsnachlese

    Herbstzeit ist Veranstaltungszeit – so jedenfalls scheint es auf stadtpolitische Diskussionen zuzutreffen. Am Wochenende diskutierten über 100 Teilnehmer/innen in Berlin ob und wie „Gentrification für alle – und zwar umsonst“ gefordert und umgesetzt werden kann. Im Hamburger Gängeviertel wurde selbst im Hamburger Abendblatt („Gängeviertel: Künstler laden zur Diskussion„) dazu aufgerufen darüber zu diskutieren „In welcher Stadt wollen wir eigentlich leben?„. Und auch bei Radio Fritz, dem Jugendradio des RBB gab es am Dienstag eine Hörerdiskussion zum Thema Gentrification und Verdrängung: „Gentrifizierungs-Blue-Moon. Das Kapital und die Kiez-Kultur

    Ausführliche Nachbereitungspapiere gibt es noch nicht, aber die eine oder andere Reflektion geistert schon durch Netz:

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    Berlin: Gentrification für alle – und zwar umsonst! (Veranstaltungshinweis)

    Im Rahmen der bundesweiten Veranstaltungsreihe „Unternehmen Stadt übernehmen“ (veranstaltet vom Arbeitsschwerpunkt Stadt und Raum der BUKO – ASSR/BUKO) finden am Freitag/Samstag (13./14. November) zwei spannende Veranstaltungen in Berlin unter dem folgenden Titel statt:

    Gentrification für alle – und zwar umsonst!

    Fr., 13.11.2009 // 20 Uhr // Kreuzberg Museum // Adalbertstr. 95a // Berlin:
    Podiumsdiskussion mit Samira (Stadtteil-Aktivistin aus Berlin), Matthias Bernt (aktivistischer Stadtforscher aus Berlin) und Helma Haselberger (Mietshäusersyndikat Freiburg)

    Sa., 14.11.2009 // 11 bis ca. 16:30 Uhr // Betroffenenvertretung Teutoburger Platz // Templiner Straße 17 // Berlin-Prenzlauer Berg:
    Workshop
    11 Uhr: ‚Schöner Wohnen in der neoliberalen Stadt‘ – Einführung in die Berliner Wohnungspolitik,
    13 Uhr: ‚Die Häuser denen, die drin wohnen?‘ – Strategien, Aktionen, Bündnisse für eine soziale und radikaldemokratische Wohnungspolitik, Diskussion mit stadtpolitisch aktiven Gruppen und allen Interessierten