Hamburg: Floridarisierung des Protestes

Die harte Haltung des Senats war nicht mehr aufrechtzuerhalten – sowohl Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (Grüne) als auch Kultursenatorin Katrin von Welck (parteilos) gehen auf Tuchfühlung mit den Künstler/innen die seit Ende August einige Gebäude im Gängeviertel besetzt hatten. Die Stadt will offenbar die künftigen Nutzungskonzepte überdenken – bisher plante ein holländischer Investor den Abriss und Neubau großer Teile des Altbauviertels. Soweit, so schön.

Doch wo die harte Hand nicht hinlangt, werden weiche Standortfaktoren ausgepackt. So auch in Hamburg: wenn es schon nicht gelingt die unternehmerischen Strategien der Stadtentwicklung durch direkte Investitionen durchzusetzen, soll doch wenigstens ein Marketinggewinn herausspringen, wenn sich die protestiertenden Künstler/innen schon so weit in die Öffentlichkeit der stadtpolitischen Debatte hinauswagten. Mit prominenter Unterstützung von Richard Florida himself wird jetzt eine Vereinnahmungsstrategie aufgetischt. Wenn schon kein internationaler Investor im Gängeviertel, dann soll Hamburg zumindest internationales Modell für die Förderung der kreativen Klasse werden. Marke Hamburg – egal wie: US-Ökonom Florida will Künstler an öffentlichem Eigentum beteiligen.

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Hanau: Luxuswohnen als Standortfaktor

Für alle, die bisher glaubten, die Theorie zur „Unternehmerischen Stadt“ ist die Erfindung von marxistisch verbohrten Sozialwissenschaftler/innen, denen sei ein Blick in die Frankfurter Rundschau empfohlen. In den Konzepten zur „Unternehmerischen Stadt“ werden verschiedene Tendenzen der neoliberalen Stadtpolitik zusammengefasst. Durch eine steigende Schere von kommunalen Handlungsbedarfen und den städtischen Handlungsressourcen – so die Argumentation – verlegen vielen Städte den Schwerpunkt ihrer Stadtpolitik auf die Werbung um Unternehmensansiedlungen, Besserverdienende und Tourist/innen. In diesem Bemühen stehen die Städte – ganz wie Unternehmen – in Konkurenz zu anderen Städten. Durch diesen Städtewettbewerb verringern sich in der Regel die kommunalen Ausgaben für eine soziale Infrastruktur, während Geld vor allem für Aufwertungsprojekte und das Stadtmarketing ausgegeben wird.

Hanau – eine ehemalige Residenzstadt in der Nähe von Frankfurt/Main – hat einen klassischen Prozess des funktionalen Bedeutungsverlustes durchmachen müssen und setzt nun auf die Aufhübschung des Stadtzentrums und „Mehr Luxus beim Wohnen“:

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