Hamburg: De-Attraktivierung nach Noten

 

Anti-Gentrification-Graffiti

Gentrification ist zum Dauerthema für soziale Bewegungen und städtischen Protest geworden. Während in den Analysen vor allem stadtpolitische und wohnungswirtschaftliche Gründe als Ursachen und Auslöser identifiziert werden, richten sich konkrete Kampagnen und Aktionen oft auf  die echten und vermeintlichen Gentrifier oder Yuppies und ihre Einrichtungen. Mit den Schlagworten der De-Attraktivierung oder Abwertung  wird die Abschreckung von zahlungskräftigen Wohnungsnachfragern zur Strategie gegen die Verdrängung erhoben.

Holger Burner – ein für seine Brachiallyrik bekannter Polit-Rapper aus Hamburg – liefert den Sound für solche  De-Attraktivierungs-Strategien: „St. Pauli, Schanzenviertel: jetzt wirds schmutzig!

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Trotz vieler richtiger Einschätzungen („viele Clubs, die nicht mehr da sind“, „und die ganzen Mieten die sie Spiegel sind gestiegen“) belässt es Holger Burner bei einer klassenkämpferischen Attitüde, ohne die zugrundeliegenden Verhältnisse tatsächlich aufzugreifen.

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München: Neue Yuppie-Hochburgen?

In der Münchner Abendzeitung wird das Ende von München Schwabing als Yuppie-Hochburg herbeigeschreiben.Die Abendzeitung kennt „Die neuen Yuppie-Viertel„:

Von Schwabing redet keiner mehr: Isar-, Max- und Ludwigsvorstadt mausern sich zu Szenestadtteilen – die Au und Obergiesing sind als nächstes dran.

Gentrification – das zeigt der Artikel in der Abendzeitung – hat sich längst zu einem allgemein gebräuchlichen Konzept gemausert, wenn es darum geht, Aufwertungsdynamiken und Verdrängungsprozesse zu beschreiben. Im Beitrag gibt es eine knappe Beschreibung eines typischen Gentrificationverlaufs:

Die günstigen Mieten ehemals einfacherer Viertel ziehen Studenten und junge Kreative an. Plötzlich steht das Viertel im Ruf, hip und szenig zu sein. Das lockt ökonomisch gut gestellte Yuppies (Kurzform für Young Urban Professionals) an. (…) Vormals günstige Mietwohnungen, vorzugsweise in Altbauten, werden für die gut gestellte Klientel luxussaniert und in Eigentumsimmobilien umgewandelt. Die Folge: Immobilienpreise schießen in die Höhe und Designershops, Bars und Szenekneipen aus dem Boden. Das Problem an der Sache: Der neue Lebensstil im Viertel wird für Alteingesessene unerschwinglich.

In einem wirklich lesenswerten Interview in der Südeutschen Zeitung erklärt Prof. Dr. Frank Schröder am Beispiel des Münchner Glockenbachviertels, was das Problem solcher Aufwertungsprozesse ist und warnt vor langfristigen „Vergreisungsprozesssen“: Die Yuppies kommen.

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20 Jahre Tompkins Square Riots

Selbst die heftigsten Straßenschlachten landen irgendwann im Feuilleton. Unter dem Titel „Der verlorenen Kampf um die Lower Eastside“ erschien in der Berliner Zeitung von heute eine kleine, aber feine Besprechung von Q. Sakamakis Buch „Tompkins Square Park„. Das Buch erschien zum 20. Jahrestag des Tompkins Square Riots und kann als fotografischer Bericht der Auseinandersetzungen um die Lower East Side in New York verstanden werden. Auch die International Herald Tribune würdigte die Neuerscheinung mit einer Besprechung: A look back at Tompkins Square Park. Der Tompkins Square Park ist bis heute ein Symbol für die Antigentrificationproteste geblieben:

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Aufwertungsängste

Die Welt-Online macht sich Sorgen. Um Berlin. Anlass ist dass Bürgerbegehren gegen die Investorenpläne von Media Spree und die dahinter stehende Furcht vor Gentrification. Unter dem Titel „Das ist die Berliner Angst“ polemisiert der Beitrag gegen die völlig unbegründeten Verdrängungsbefürchtungen. Besonders schlimm: die Intoleranz der Aufwertungsgegner/innen. Selbst kleine Cafes werden nicht verschont:

Es liegt einen Spaziergang entfernt von dem umkämpften Ufer und ist doch ein Ort, wo man alles darüber lernen kann. Denn dort – auf dem Boden neben einer ausgemusterten Espressomaschine – steht ein Eimer mit Fassadenfarbe. Die Besitzerin, eine junge Mutter, die sich Kind und Café mit dem Vater teilt, hat erst vor zwei Wochen wieder streichen müssen: „Yuppie scum“ hatte diesmal jemand auf die Wand geschmiert: „Yuppie-Abschaum“. Wer diese jungen Eltern in Latzhosen für Yuppies hält, der fürchtet sich erst Recht vor Hochhäusern.

Völlig überzogen sei der Vergleich mit Entwicklungen in den Metropolen der USA und wirklich verdrängt wird in Berlin ja auch niemand:

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