Potsdam: Demonstration für Freiräume

Zu Morgen,  Samstag, den 06. Juni um 15 Uhr wird in Potsdam zu einer Demonstration „Lebensräume statt Preußenträume“ aufgerufen: Treffpunkt ist der Hauptbahnhof. Im Aufruf heisst es:

Am 6. Juni startet ab 15 Uhr vom Hauptbahnhof Potsdam erneut eine Demonstration für mehr Freiräume und eine – für alle – lebenswerte Stadt. Das Problem ist unverändert, dass Motto ähnlich. Anstelle von „Freiräume statt Schlossträume“ heißt es diesmal „Lebensräume statt Preußenträume“. Für die OrganisatorInnen, eine breites Bündnis von Potsdamer Projekten und Initiativen, steht der Begriff „Preußenträume“ sinnbildlich für die Politik in dieser Stadt. Große Anstrengungen sind fast ausschließlich bei so genannten Prestigeobjekten, die Potsdam zu ausstrahlenden Glanz verhelfen sollen, zu erkennen. Bei Problemen wie steigenden Mieten oder verschwindenden Kultureinrichtungen etc. wird hingegen so getan, als ob es quasi naturgesetzliche Abläufe seien, die wir einfach so hinzunehmen hätten.

Potsdam: Kritik an der Aufwertung Ost

HalloPotsdamIn Postdam, der Landeshauptstadt Brandenburgs wird zur Zeit die Zeitung „Hallo Potsdam“ (download als pdf) verteilt. Aus dem Spektrum von Jugendinitiativen, Freiraumbewegungen und linken Projekten initiiert, setzt sich die Zeitung grundsätzlch mit der aktuellen Stadtentwicklung Potsdams auseinander und will den Bewohner/innen ein Medium an die Hand zu geben, die eigenen Interessen besser zu artikulieren. Natürlich gibt es auch eine dazugehörige Webseite „Hallo Potsdam“. Dort heisst es: Weiterlesen

Berlin: Kritik an Baugruppen

In Berlin macht seit ein paar Wochen der Witz die Runde, dass die Gruppe Fels (Für eine linke Strömung), sich neuerdings auch mit Fragen der Stadtteilaufwertung und Gentrification beschäftigt…

Soweit nicht ungewöhliches, haben doch etliche linke Gruppen in der Hauptstadt das Thema für sich entdeckt – doch Hintergrund hier ist ein anderer: mehrere aktuelle und ehemalige Mitglieder der Gruppe sollen sich an sogenannten Baugruppen beteiligen. Anlass Genug für viele, sich mit dem eigenen Verhältnis zum neoliberalen Kapitalismus auseinanderzusetzen. Baugruppen, also der Zusammenschluss privater Bauherren, liegen dabei in Berlin voll im Trend und gelten auch für viele im linken Alternativmilieu als attraktive Lösung der leidigen Wohnungsfrage. Vor allem auf innerstädtischen Freiflächen werden zahlreiche Projekte realisiert.  Von der Politik gelobt und der Verwaltung teilweise gefördert gelten die meist entstehenden Eigentumswohungen als das  „freundliche Gesicht der Aufwertung„.

In Einzelfällen – wie dem KarLoh in Berlin Treptow –  haben sich jedoch inzwischen auch Kritiker/innen Gehör verschafft. Neben der Kritik an den befürchteten Auswirkungen für die Nachbarschaft kritisieren Aktivist/innen aus verschiedenen Projekten gegen Gentrifizierung, Mieterhöhung und Verdrängungen auch die Privatisierung einer eigentlich gesellschaftlichen Frage: Baugruppen, linke Mittelschicht und Aufwertung. In einem offenen Brief (als pdf) an die linksradikale Gruppe „Für eine linke Strömung (Fels)„, aus deren Reihen sich einige an der Baugruppe beteiligen, wird eine inhaltliche Auseinandersetzung zu Fragen des Wohnens und der Alltagsbewältigung eingefordert. Weiterlesen

Berlin: Mietproteste und Landfriedensbruch

In den Tickermeldungen vom Wochenende findet sich eine kurze und kryptische Notiz zu einem Polizeieinsatz gegen eine Protestaktion gegen Mieterhöhungen und Zwangsräumungen, die am vergangenen Freitag stattgefunden haben soll:

Bei einer Protestaktion linker Demonstranten gegen Mieterhöhungen und Zwangsräumungen war die Lage am Freitagabend in Prenzlauer Berg eskaliert. An der Aktion nahmen rund 150 Menschen teil. Ein ziviles Polizeifahrzeug wurde angegriffen und dessen Scheiben beschädigt. Die Beamten überprüften 21 Demonstranten. Zudem wurden Strafermittlungsverfahren wegen schweren Landfriedensbruchs eingeleitet sowie ein Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung vollstreckt.

Auch der Tagesspiegel hat die Meldung aufgegriffen und in ein quotenorientiertes Format gebracht: Eskalation bei Linkendemo.

Leider gibt es über die Inhalte und den Verlauf der Demonstration nicht wirklich viel zu erfahren. Falls eine/r mehr darüber berichten kann als der Tagesspiegel – mich würde es interessieren.

Aufwertungskritik: Nicht mein Bier

Die wöchentlich erscheinende Jungle World bezeichnet sich selbst gern als ‚linke Wochenzeitung aus Berlin“.  Besonderes Kennzeichen: Kritik und Häme gegen linke Politikansätze. Ein Artikel in der aktuellen Ausgabe beschäftigt sich mit der angeblich linksradikalen Kritik an städtischen Umstrukturierungsprozesse und entschlüsselt insbesondere die Freiraumbewegung als Diktatur der eigenen Konsumvorstellungen: Sterni ist kein Argument. Weiterlesen

Hamburg: Broschüre zu „Empire St. Pauli“

Zum Filmprojekt „Empire St. Pauli“ gab es auch hier im Blog schon einen Hinweis:“Hamburg: Aufwertung und großes Kino„.

Nun gibt es die Broschüre zum Film. In fünf Texten gibt es Wissenswertes und Hintergründiges zur Entwicklung im Hamburger Stadtteil zu lesen:

Hübsch layoutet gibt es das Ganze auch zum ausdrucken als pdf. Meinen Text gibt es gleich hier zu lesen:

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Abwertungskit™: Die Miete selber drücken

Endlich gibt es den Abwertungskit gegen steigende Mieten von Margit Czenki und Christoph Schäfer auch als Video. Anzusehen ist das ganzen beim Hamburger Aktionsnetzwerk gegen Gentrification „Es regenet Kavier„:

Konsequent und von vielen Mietern angewendet, löst der Abwertungskit™ eine Preisspirale nach unten aus: die Reichen verlassen den Stadtteil und ziehen zurück in ihre angestammten Siedlungsgebiete am Stadtrand, Nobelrestaurants senken die Preise – und schon bald können Sie in einen grössere, billigere Wohnung umziehen. Und am Ende des Monats liegt eine fette Ersparnis in ihrem Portemonnaie. (download zum selber machen:  hier)

Aber seht am besten selbst:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=Cq1N1d1cVoA]

Hamburg: Zwei Gesichter von Wilhelmsburg

Schlechte Luft…

Seit ein paar Wochen gibt es einen neues Blog zu Wilhelmsburg. Der Arbeitskreis Umstrukturierung Wilhelmsburg (AKU) will sich „kritisch mit den Umstrukturierungen auseinandersetzen, die durch die Hamburger Stadtentwicklungspolitik (IBA Hamburg, Sprung über die Elbe…) in Wilhelmsburg durchgesetzt werden sollen“. Dazu viel Erfolg!

Der erste Blogeinträge zumindest lösen diesen Anspruch ein. Unter dem Titel „Die Insel denen die drauf wohnen – Broschüre online“ gibt es eine kenntnissreiche, informative und lesenswerte Beschreibung der aktuellen Entwicklungen auf der Hamburger Elbinsel (Broschüre pdf). In der Einleitung heisst es:

Wir haben uns Gedanken gemacht über den Wandel der sich zur Zeit in Hamburgs Stadtteil Wilhelmsburg – der Elbinsel – vollzieht. Wir haben versucht, die politischen Weichenstellungen und Umstrukturierungsprogramme, die die „Aufwertung“ des Stadtteils durchsetzen sollen, zu analysieren und deren Auswirkungen nachzuvollziehen. Eine Momentaufnahme einer unsozialen Wohnungs- und Aufwertungspolitik.

Meinen Lieblingssatz habe ich auch schnell gefunden: „Wir wünschen der IBA – von ganzem Herzen – Westwind!„.

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Berlin: Wohnungspolitik zum 1. Mai

Auch wenn die Vorberichterstattung zur herbeigeschriebenen Randale am 1. Mai immer wieder versuchte, einen Zusammenhang zu den sich zaghaft entwickelnden Protesten gegen Stadtumstrukturierung und steigende Mieten herzustellen: der 1. Mai in Berlin war kein wohnungspolitischer Kampftag. Jedenfalls nicht in erster Linie. Doch ein paar Spuren haben die stadtpolitischen Auseinandersetzungen der letzten Monate hinterlassen.

Auf indymedia gibt es einen Hinweis auf eine hübsche Aktion in Kreuzberg. Berlin: Radikaler Wandel der Wohnungspolitik. An mehren umstrittenen Bauprojekten wurden Plakete mit den Bildern der Stadtentwicklungssenatorin (Junge-Reyer, SPD) und des Wirtschaftssenator (Wolf, Die Linke) und Schriftzügen „Wir machen ernst mit der sozialen Stadt“ und „Jetzt wird Berlin richtig rot“ angebracht, die eine Enteignung der Grundstücke bekanntgaben. Im Text heisst es:

Wie aus sicherer Quelle bekannt wurde, hat der rot-rote Senat in Berlin pünktlich zum Kampftag der Arbeiterklasse einen radikalen Wandel in seiner bisherigen neoliberalen Wohnungspolitik vollzogen. So wurden in Kreuzberg und angrenzenden Bezirken mehrere Neubauvorhaben gekennzeichnet, die deren Enteignung und Vergabe an Hartz-IV Bezieher_innen ankündigt.

Schön in diesem Zusammenhang auch: die Stadtentwicklungssenatorin (die findet, dass es für jeden Geldbeutel eine würdige Wohnung gibt) auf der May-Day-Parade:

May-Day, Berlin 2009

May-Day, Berlin 2009 (Danke Yan!)

Gentrification, Freiräume und Komplexe

Auch in der jungle world wird mal wieder das Thema der Stadtteilkämpfe und Freiraumbewegungen aufgegriffen. Im Beitrag „Bleiben wollen“ geht es um die „Grenzen und Möglichkeiten“ von Freiräumen und „falschen Vorstellungen und richtiger Kritik“ an städtischen Bewegungsansätzen. Im Text gibt es zunächst ein paar Überlegungen zur Notwendigkeit von autonomen Freiräumen und der Kritik daran. Irgendwie sind sie wichtig, weil andere Standards der Vergesellschaftung dort ausprobiert unhd durchgesetzt werden können, aber:

Kritiker erheben gern den Vorwurf der Intoleranz, wenn Regeln aufgestellt werden. Tatsächlich: Wie frei bin ich denn, wenn ich in einem veganen Hausprojekt mein Schnitzel nicht braten darf? Es geht offensichtlich auch um Bedürfnisse. Da die gegenwärtige gesellschaftliche Situation es nicht möglich macht, sollen den Menschen Räu­me gegeben werden, in denen sie »ihre Individualität ausleben« können. Die Möglichkeit zu haben, die hegemonialen Verhältnisse vor der Tür lassen zu können, erscheint attraktiv. Aber ist das so einfach, wie es klingt? Außerdem waren ja da noch die Gentrifizierung, der Neoliberalismus, und irgendwelche Schwaben haben damit auch etwas zu tun.

Anschließend wird von der Freiraumdiskussion ein Bogen zu Mietkämpfen und Stadtteilauseinandersetzungen geschlagen. Doch die sozialen und ökonomischen Konfliktlinien dort sei – so die jungle world – „manchen Kämpfern für Freiraum (…) offensichtlich zu komplex„: Weiterlesen