Belagerungszustände und Landnahme

Jörg Schleicher von der AnliegerIinitiativeMarthashof (AIM) hat ja in seinem Kommentar unter den letzten Blogeintrag bereits auf den Prenzlauer Berg Artikel in der New York Times hingewiesen: In Berlin, a Gentrifying Neighborhood Under Siege. Der Blick von ‚außen‘ erscheint dabei klarer als die oftmals verworrenen Diskussionen hierzulande. In dem Beitrag heisst es als Erklärung für die Gentrificationannahme u.a.:

Prenzlauer Berg has gone from being one of the cheapest neighborhoods in Berlin to one of the most expensive, with rents increasing tenfold.

Passend zum Thema und eher Landnahme als Belagerung will ich kurz auf einen Beitrag im Auguststraßenblog (wie immer mit vielen und tollen Bildern!) aufgreifen.  Im Zusammenhang mit der Schließung der Buchhandlung Starick am Rosenthaler Platz wird dort auf den Neubau von immer neuen Hotel- und Hostelanlagen in Berlin Mitte verwiesen. Dieser Boom an Tourismusindustrie, so liest sich die Vermutung,  stehe in einem linearem Verhältnis zu den steigenden  Mieten in den Wohnungen der umliegenden Nachbarschaften.  Längst ist von einer Touristifizierung die Rede und Alexa Kaufhof formuliert in einem Kommentar durchaus zynisch:

Das ist doch ein wunderbares Beispiel dafür, wie der freie Markt alles regelt. Zwar steigen in solchen Gebieten die Wohnungsmieten, aber dafür werden die Hotelzimmer durch die Konkurrenz so billig, daß bald alle ins Hotel ziehen können.

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Keine Verdrängung durch brennende Autos

Die Serie von Brandanschlägen auf Autos in den Berliner Innenstadtbezirken zum Jahresbeginn hat nun auch die internationale Presse erreicht. Auf den Seiten von Bloomberg.com gibt es einen Artikel über die brennenden Autos in Berlin: Arsonists Torch Berlin Porsches, BMWs as Recession Fuels Anger. Wie es sich für ein Wirtschaftsmagazion gehört, werden ersteinmal Ranglisten für die verschiedenen Automarken erstellt:

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Rolle rückwärts: De-Gentrification in LA

Immer dann, wenn von den Karawanen der Aufwertung die Rede ist, die ein Viertel nach dem anderen gentrifizieren, stellt sich die Frage, was geschieht eigentlich mit den Aufwertungsgebieten der vergangenen Phasen. Während in einigen Viertel ‚dritte und vierte Wellen der Aufwertung‘ (Loretta Lees: HyperSuper-Gentrification) beschrieben werden, gibt es offensichtlich auch den entgegengesetzten Trend. Ein Artikel in der New York Times beschreibt den Prozess der De-Gentrification am Beispiel von Eagle Rock im Norden von Los Angeles: When the Next Wave Wipes Out. Weiterlesen

Szenen der Aufwertung

In der heutigen Ausgabe der Frankfurter Rundschau findet sich auf den Magaizinseiten ein längerer Beitrag zur Aufwertung in Innenstadtvierteln: „Jung, ledig sucht…„. Der etwas reißerische Untertitel liest sich wie eine Anleitung zur Gentrification:

„Am Anfang sind es Studenten und Künstler, die einen Stadtteil entdecken. Wir verraten, wie daraus eine Szeneviertel entsteht und welche Quartiere in Zukunft besonders gefragt sein werden.“

Doch der Beitrag selbt geht wesentlich kritischer mit den vielerorts stattfindenden Aufwertungsdynamiken um. An Beispielen in Frankfurt/Main (Bahnhofsviertel), Hamburg (Veddel), Berlin (Oranienburger Vorstadt), Leipzig (Plagwitz) und München (Westend) werden die Übergänge von symbolischen zu  sozialen und ökonomischen Aufwertungen beschrieben: Weiterlesen

NIMBY in Kreuzberg: Junkies, Yuppies, Polizei

Berlin Kreuzberg, zuletzt wegen steigender Mieten und exklusiver Bauprojekte in die Schlagzeilen geraten, ist aktuell Schauplatz eines typischen Protestdilemmas. Nachbarschaftsinitiativen, die sich eigentlich gegen die Folgen einer verfehlten Drogenpolitik organisieren, fordern die Ausgrenzung der Drogenszene und eine Verschärfung der Polizeiarbeit.

So verständlich der Wunsch auch ist, keine gebrauchten Spritzen in den Hausfluren zu finden und seinen Kindern den Anblick von Drogenabhängigen zu ersparen – so asozial sind die Mobilisierungen zur Verdrängung des Problems aus der eigenen Nachbarschaft. NIMBY (Not in My Backyard)-Bewegungen sind oft typisch für Mittelklassenachbarschaften, die in schlichter Regelmäßigkeit nach Ausschluss und Kontrolle rufen. Das es vor allem Gewerbetreibende und Wohnungseigentümer sind, die keine offen Drogenszene im Kiez wollen, ist dabei kein Wunder. Denn sie haben nicht nur ein alltägliches, sondern eben auch ein direktes finanzielles an einer Verdrängung der Drogenszene.

Berichte zu dem Konflikt in Kreuzberg gibt es in etlichen Berliner Tageszeitungen, mit durchaus unterschiedlichen Perspektiven auf den Konflikt: Weiterlesen

Auslaufmodell Sozialer Wohnungsbau?

Im Deutschlandfunk gab es heute im Morgenmagazin Länderzeit eine Diskussionsrunde zum Thema: Auslaufmodell Sozialer Wohnungsbau: Wird preiswerter Wohnraum immer mehr zur Mangelware?

Gesprächsteilnehmer: Horst Schneider, Oberbürgermeister der Stadt Offenbach; Dr. Rudolf Ridinger, Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft; Dr. Andrej Holm, Stadtsoziologe, Universität Frankfurt am Main; Joachim Barloschky, Amt für Soziale Dienste Bremen

Für alle, die die Diskussion verpasst haben, gibt es hier einen Mitschnitt der etwa einstündige Sendung. Die Rollen der Diskussionsteilnehmer waren relativ klar vorbestimmt und wurden weitgehend ausgefüllt: Weiterlesen

Berlin: Mieten bleiben Thema

Die Diskussionen um die Mietentwicklungen in der Stadt begleiten die lokalpolitische Berichterstattung Berlins seit Monaten. Seit dieser Woche gibt es einen Newsletter steigenden mieten stoppen“. Im der ersten Ausgabe heisst es:

Hinter steigenden Mieten steht das Interesse des Immobilienkapitals an hohen Profiten, die Politik schafft die Rahmenbedingungen, die diese hohen Profite ermöglichen. Und so wie die aktuell massiv steigenden Mieten gesellschaftliche Wurzeln haben, wird breiter und vielfältiger Widerstand die Umkehr dieser Entwicklung durchsetzen: Billige und gute Wohnungen für Alle statt hohe Profite für die Immobilien-Besitzer_innen!

Aboniert werden kann Newsletter, der ein- bis zweimal monatlich erscheinen soll mit einer Mail an bfa-mietenstop@riseup.net.

Doch längst sind es nicht nur Protestinitiativen, Sozialverbände und Mieterorganisationen, die eine Wende der Berliner Wohnungspolitik fordern. Und auch der Ton der Debatte verschärft sich: Weiterlesen

Berlin: Steigende Mieten trotz Finanzkrise

Ein Beitrag in der aktuellen Ausgabe des Berliner Tagesspiegel berichtet über die widersprüchlichen Auswirkungen der Finanzkrise auf den Berliner Wohnungsmarkt. Im Artikel „Mieten steigen trotz leerer Wohnungen“ wird von einer ‚Marktstarre‘ des Immobilienmarktes gesprochen – die Mieten steigen dennoch:

Die Finanzkrise hat den Berliner Immobilienmarkt fest im Griff: Von „Marktstarre“ spricht der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, weil die Zahl der verkauften Immobilien sank und sich der Umsatz im vergangenen Jahr halbierte. Wegen der geringen Nachfrage fallen auch die Preise – um bis zu 50 Prozent. Für die Mieter in der Stadt gibt es deshalb aber keine Entwarnung. (…) Weiterlesen

Holt Sarrazin das World Press Photo nach Berlin?

Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hat sich kurz vor seinem Wechsel zur Bundesbank nach Frankfurt/Main noch einmal bei den Mieter/innen im Sozialen Wohnungsbau unbeliebt gemacht. Seine verweigerte Zustimmung zur Finanzierung der Kappungsgrenzen im Sozialen Wohnungsbau bedeutet eine Mietsteigerung in über 50.000 geförderten Wohnungen. Damit werden die sozialen Kosten einer unsozialen Förderlogik mal wieder auf die Mieter/innen abgewälzt. Zu massenhaften Wohnungsräumungen ist es in den Sozialwohnungsbauten noch nicht gekommen – aber wenn die harte Hand Sarrazins nun die Finanzkrise managen soll, ist nicht auszuschließen…

Word Press Photo 2008

Word Press Photo 2008

Das Thema der Zwangsräumungen wurde bei der Wahl des Word Press Photos 2008 aufgegriffen. Die Jury entschied sich für ein Foto des amerikanischen Fotographen Anthony Suau. Das Bild zeigt einen County Sheriff, der mit einer Waffe in der Hand eine Hausräumung in Cleveland (Ohio) in Folge einer Zwangsvollstreckung absichert. In den USA hat die Krise auf den Immobilienmärkten nicht nur ihren Ausgangspunkt genommen, sondern fordert dort auch seine Opfer. Insbesondere ärmeren Haushalten, die sich von den Banken mit zweitklassigen Krediten zum Hauserwerb überreden ließen, droht eine Welle von Zwangsversteigerungen und Wohnungsräumungen. In der Neuen Züricher Zeitung gibt es dazu einen informativen Artikel: Amerikanische Latinos zahlen die Zeche der Immobilienkrise.

Bild: Word Press Photo (copyright information)