Mythos Soziale Mischung

Durch die  Gentrification- und Stadtdebatten geistert der Begriff der „Sozialen Mischung“ mit schöner Regelmäßigkeit durch die Argumentationen. Während die einen den Verlust in Folge von Aufwertungsmaßnahmen befürchten, wollen andere  die  ’soziale Mischung‘ durch gezielte Aufwertungen herbeiführen oder sichern. Kaum ein Begriff, der in stadtpolitischen Diskussionen so oft und mit so unterschiedlichen Motiven strapaziert wurde/wird.

In der lesenswerten Ausgabe 01/2009 des Forum Wissenschaft gibt es einen Schwerpunkt „Wo leben wir eigentlich? Städte: Planung, Entwicklung, Innenleben“, in dem ich einen Beitrag zum Mythos der Sozialen Mischung beitragen konnten. Für alle die Interesse daran haben, gibt es Beitrag hier nun auch online:

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Berlin: Die Karawane zieht weiter – Stationen einer Aufwertung

Räumliche Verlagerung von Pionierphasen der Gentrification in Berlin (1987-2007)

Räumliche Verlagerung von Pionierphasen der Gentrification in Berlin (1987-2007)

Für einen im Herbst erscheinenden Istanbul-Berlin-Stadtreader anlässlich der 20jährigen Städtepartnerschaft Berlin Istanbul wurde ich eingeladen, die Berliner Aufwertungsdynamiken zu beschreiben. Ein ausführliche Version des für den Reader geschriebenen Textes  gibt es schon vorab hier auf dem Gentrificationblog zu lesen (siehe unten).

Eine wirklich empfehlenswerte Veranstaltung im Zusammenhang des Jahrestages der Städtepartnerschaft ist die vom August-Bebel-Institut und dem Forum Berlin Istanbul organisierte Konferenz »Zivilgesellschaft(en) in Berlin und Istanbul« (6.-9. Oktober 2009, Berlin). Thema dort ist explizit die „Stadt als Ort zivilgesellschaftlichen Engagements“.

Aber jetzt zum versprochenen Text zu den Stationen der Berliner Aufwertung:

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Recht auf Stadt – Soziale Kämpfe in der neoliberalen Stadt

Ende vergangenen Jahres fand in Erfurt, von der Rosa-Luxemburg.Stiftung Thüringen organisiert,  eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Die Stadt im Neoliberalismus“ statt. Seit ein paar Wochen gibt es die mitgeschnitten Audiobeiträge auch im Netz zu hören:

Die Beiträge der Veranstaltung sind mittlerweile in der Broschüre erschienen:

Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen e.v. (Hrsg.) 2009: Die Stadt im Neoliberalismus. Erfurt: RLS/Gesellschaftsanalyse (ISBN 978-3-935850-45-2)

Meinen Text gibt es auch hier im Blog zu lesen:

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Gentrificationblog auf Radio Fritz

Auf Radio Fritz gibt es jeden Samstag die Sendung Trackback, in der alle möglichen Themen der Internetwelt besprochen werden. Eine ständige Rubrik der Sendung heißt „Blogger privat“ (auch wenn da ab und zu auch Bloggerinnen zu Wort kommen).

In der Sendung am 18. Juli durfte ich mein Gentrificationblog vorstellen. Das Interview mit Marcus Richter ist hier zu hören  (mp3 / 5:07 min).

Berlin: NIMBY-Proteste in Kreuzberg und Mitte

NIMBY – Not In My Backyard – sind Formen von Protestbewegungen, die in der Regel im Eigeninteresse von Anwohner/innen und/oder Eigentümer/innen allgemeine städtische Nutzungen in ‚ihren‘ Vierteln verhindern wollen. Oftmals werden solche NIMBY-Mobilisierungen von Haus- und Grundstückseigentümer/innen getragen, die im Bau einer Müllverbrennungsanlage, einer psychatrischen Einrichtung oder eines Obdachlosentreffpunkts nicht nur eine Verschlechterung der Lebensqualität sehen, sondern auch einen Wertverlust ihrer Grundstücke befürchten.

Solche Aufstände der Mittelklasse verfolgen im Gegensatz zu den oftmals politischen Forderungen sozialer Bewegungen vorrangig eine „quality of life“-Agenda und werden meist von artikulationsfähigen und ressourcenstarken Mittelschichten getragen.

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Berlin: Steigende Immobilienpreise trotz Krise

Der gerade vom Gutachterausschuss veröffentlichte „Bericht über der Berliner Grundstücksmarkt 2008/09“ bestätigt die widersprüchlichen Kriseneffekte im Bereich des Wohnungsmarktes.  In der Berliner Zeitung gibt es einen informativen Beitrag zu lesen: Monopoly Berlin: Pariser Platz ist am teuersten.

Im Vergelich zu den beiden Boomjahren 2006 und 2007 sind die Umsätze deutlich zurückgegangen und erreichen nur noch knapp die Hälfte des  Vorjahresniveaus. Statt 14,2 Mrd. Euro wurden Grundstücke und Häuser ’nur‘ noch in einem Jahresumfang von 7,2 Mrd. Euro verkauft.  Die Umsätze des Grundstücks- und Immobilienhandels erreichen dabei jedoch keinen historischen Tiefpunkt sondern bewegen sich auf dem Niveau von 2003/2004.

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Potsdam: Ausgrenzung und Banalisierung

Ein deutliches Beispiel für eine verfehlte Stadtentwicklungspolitik bietet die Landeshauptstadt Potsdam. Als eine der wenigen boomenden und wirtschaftlich erfolgreichen Städte in Ostdeutschland zeigt Potsdam die typischen Verwerfungen eines kapitalistischen Wohnungsmarktes relativ unverstellt.

Auf der einen Seite steigende Mieten und drohende Versorgungsdefizite für ärmere Haushalte – auf der anderen Seite unglückliche Reiche, die infolge der fortgesetzten Aufwertung einen Verlust an Vielfalt und Lebensqualität bemängeln. Ausgrenzung, Exklusion, Banalisierung und Kommerz –  in Potsdam sind es zwei Seiten ein und der selben Medaille.

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Gentrification ist Geschmackssache

Die Gentrificationforschung hat es nicht leicht. Lieb gewonnene Klischees von Aufwertungsprozessen müssen hinterfragt werden. Längst sind es nicht nur Singles, Yuppies und DINKS (Double Income No Kids), die einen Gentrificationsprozess tragen, sondern auch Familien und Alleinerziehende mit Kindern, die in den aufgewerteten Nachbarschaften bessere Chancen sehen, Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen. Hier müssen insbesondere die traditionellen statistischen Kriterien für ‚Pioniere‘ und ‚Gentrifier‘ einer Revision unterzogen werden.

Doch auch die Indikatoren für die kulturellen Wandlungsprozesse in den Nachbarschaften müssen ständig erneuert werden. Galt in den 1980er in den Studien von Jörg Blasius der Verzicht auf klassische Gardinen noch als sicheres Zeichen für den Pionierstatus der Bewohner/innen, wären vergleichbare Zuordnungen heute nur noch schwerlich zu treffen. Bezogen auf die nachbarschaftlichen Infra- und Gewerbestrukturen galten lange Zeit Sushi-Bars, Starbucks, vegetarische Restaurants oder Ökoläden als beliebte Indikatoren für die Aufwertung. Doch mit der Überführung ehemals distinktionsfähiger Konsumangebote in einen urbanen Mainstream ist die notwendige Trennschärfe der Indizes verloren gegangen.

Frage an alle: was könnte ein zeitgemäßer Ersatz für den Sushi/Starbucks/Öko-Index zur Verortung von Gentrificationprozesse sein?

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Paris: Krise als Aufwertungsmotor

In der Frankfurter Rundschau von heute gibt es einen ausführlichen Beitrag zur Stadtentwicklung in der französischen Hauptstadt: Paris: Die geteilte Stadt. Werner Girgert stellt in seinem Artikel die zunehmenden Exklusionstendenzen in den Kontext der global city formation von Paris. Der wirtschaftliche Erfolg und erwirtschaftete Reichtum auf der einen Seite trieb den Pariser Immobilienmarkt zu immer neuen Höhen. Angesichts der Krise können sich selbst Besserverdienende die Wohnungen in der Innenstadt nicht mehr leisten und weichen auf die bisher preiswerten Wohnquartiere im Osten der Stadt aus. Paris bietet damit eine anschauliches Beispiel für die Funktionsweisen von Aufwertungsketten, bei denen die Verdrängten aus den hyper-gentrifizierten Zonen der Stadt zu den Gentrifieren in anderen Wohngebieten werden.

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HH: Quartiersmanagement für mehr Aufwertung in St. Georg

In der Welt gibt es einen kleinen Beitrag zu den aktuellen Stadtentwicklungsdynamiken in St. Georg: Das Schmuddelviertel verändert sein Gesicht. Aus dem „einstmals schmierigen Bahnhofsviertel“ sei inzwischen ein „schicker Stadtteil an der Alster“ geworden und Mieten von 11 Euro den Quadratmeter keine Seltenheit. Auch die Gewerbemieten steigen:

Die Außengastronomie in der Langen Reihe hat die Messlatte hoch gelegt: Hier können Immobilienbesitzer inzwischen 50 Euro und mehr pro Quadratmeter Ladenfläche verlangen.

Traditionsgeschäfte hingegen mussten schließen. Kein Wunder also, dass die Meinungen zu den Veränderungen geteilt ausfallen:

Die jetzt in Angriff genommene Aufhübschung des Hansaplatzes ist nur das aktuellste Beispiel für eine Veränderung, die viele Bewohner begrüßen, viele aber auch als Verdrängung von Alteingesessenen kritisieren.

Einige Stimmen aus St. Georg kommen in der Welt zu Wort: Weiterlesen